Die Schweizer beim Konklave: Kardinal Kurt Koch

Die Schweizer beim Konklave: Kardinal Kurt Koch

Kardinal Kurt Koch ist einer von zwei wahlberechtigten Kardinälen aus der Schweiz und als Präfekt des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen seit 2010 für die ökumenischen Beziehungen des Vatikans verantwortlich.

Als „Ökumene-Minister“ des Vatikans vertritt Koch eine klare Position zur Einheit der Kirche. Die gespaltene Christenheit sei zwar eine Tatsache, jedoch gleichzeitig ein Ärgernis und ein Schaden, betonte er bei seinem Besuch beim Konfessionskundlichen Institut in Bensheim.

Nach biblischem Verständnis dürfe es nur eine einzige Kirche Jesu Christi geben. Das Ziel ökumenischer Bemühungen müsse die Wiederherstellung dieser „einen Kirche“ sein.

Der Kardinal definiert das Kirchenverständnis auf drei Säulen: die Einheit des Glaubens, der Sakramente und der theologischen Ämter. Er äußerte sich laut der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) kritisch zur „Leuenberger Konkordie“, jener Vereinbarung, die 1973 die Verbindung zwischen lutherischen, reformierten und unierten Gemeinschaften in Europa begründete. Die dort formulierte Formel „Einheit in versöhnter Verschiedenheit“ reiche aus seiner Sicht nicht aus.

Trotz seiner Bemühungen um die Einheit der Christen ist Koch skeptisch gegenüber Bestrebungen, diese im Hauruck-Verfahren herzustellen. Mit Blick auf eine 2019 erarbeitete Stellungnahme des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen (ÖAK) zur etwaigen „Mahlgemeinschaft“ von Katholiken und Protestanten sagte Koch, es gebe „gewiss viele gute Aussagen, die jedoch im rein akademischen Bereich verbleiben und nicht an die konkrete kirchliche Realität zurückgekoppelt sind“.

„Würden sie mit dieser konkreten Realität geerdet, müssten viele als fraglose Konsense ausgegebene Aussagen in Frage gestellt werden“, so Koch weiter. „Dass diese Erdung zu einem großen Teil nicht geschehen ist, erstaunt umso mehr, als der ÖAK sich immer wieder auf den Primat der Praxis beruft, ihn aber weitgehend nicht einlöst.“

Gegenüber dem in Deutschland initiierten Reformprozess Synodaler Weg zeigte sich Koch ebenfalls skeptisch und kritisierte insbesondere die theologischen Grundlagen dieses Prozesses.

Im Jahr 2022 sorgte Koch für Aufsehen, als er die Debatten des Synodalen Wegs mit einem historischen Vergleich einordnete. Es irritiere ihn, sagte er, dass neben den Offenbarungsquellen von Schrift und Tradition noch neue Quellen angenommen würden, und es erschrecke ihn, dass dies wieder in Deutschland geschehe. Diese Erscheinung habe es bereits während der nationalsozialistischen Diktatur gegeben, als die „Deutschen Christen“ Gottes neue Offenbarung in Blut und Boden und im Aufstieg Hitlers gesehen hätten.

Der Kardinal warnte zudem die Kirche in Deutschland vor überzogenen Reformerwartungen bei Themen wie der Frauenordination oder der priesterlichen Ehelosigkeit.

Der Papst habe solche Erwartungen jedenfalls nicht geweckt, erklärte Koch. Seiner Ansicht nach habe Papst Franziskus nicht den Eindruck, dass in Deutschland seine Sorgen über den Reformprozess Synodaler Weg ernstgenommen würden. Koch stellte die Frage, wie glaubwürdig man die Einheit mit anderen Christen leben könne, wenn man die Einheit in der eigenen Kirche aufgebe.

In einem Interview mit EWTN unterstrich er seine Überzeugung, dass die Kirche sich mehr an Christus orientieren müsse. „Wir erleben in der heutigen Kirche Tendenzen, wo jeder meint, er könne die Kirche so umgestalten, wie er will“, sagte Koch. Es sei aber nicht „unsere Kirche, sondern seine Kirche“.

Die Mission sieht Koch als zentrale Aufgabe der Kirche. Eine Kirche, die nicht mehr missionieren würde, hätte demissioniert, stellte er in einem Gespräch mit dem Magazin Communio fest. Ihr sei die Sendung anvertraut, die Botschaft des Evangeliums Jesu Christi in der heutigen Welt zu verkünden.

Im orthodox-katholischen Dialog hat Koch signifikante Impulse gesetzt. Er betonte die Notwendigkeit, sowohl synodale Strukturen in der katholischen Kirche zu stärken als auch einen „gewissen Primat“ des Papstes innerhalb der orthodoxen Kirchen zu verankern.

Ein Durchbruch gelang ihm 2023 mit der gemeinsamen Erklärung zur Synodalität, die eine stärkere Beteiligung der Ortskirchen an universalkirchlichen Entscheidungen vorsieht. Dieser Text, an dem Koch maßgeblich mitwirkte, wurde von russisch-orthodoxen und rumänisch-orthodoxen Vertretern mitunterzeichnet.

Biografische Details zu Kurt Koch

Geboren im Jahr 1950 und zum Priester geweiht 1982, promovierte Koch 1987 über den protestantischen Theologen und Ökumeniker Wolfhart Pannenberg. Zwei Jahre später folgte die Habilitation.

1996 wurde Koch von Papst Johannes Paul II. persönlich zum Bischof geweiht und nahm im Bistum Basel seine Arbeit auf.

Papst Benedikt XVI. ernannte ihn 2010 zum Präsidenten des oft nur „Einheitsrat“ genannten vatikanischen Gremiums, das auf weltkirchlicher Ebene für die Ökumene zuständig ist. Im selben Jahr wurde Koch auch Kardinal.

2016 war der Schweizer Kardinal maßgeblich mitbeteiligt an der Vorbereitung des historischen Treffens von Papst Franziskus mit dem Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kyrill, in Kuba.

Seit 2012 fungiert Koch auf Wunsch von Papst Benedikt XVI. als Protektor des Neuen Schülerkreises, der sich um die Erforschung des Werkes von Joseph Ratzinger sowie die Weiterführung seines theologischen Ansatzes bemüht.

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