„Ich wurde ohne jegliches Verdienst ausgewählt“: Papst Leo in Amt eingeführt

„Ich wurde ohne jegliches Verdienst ausgewählt“: Papst Leo in Amt eingeführt

Im Rahmen einer feierlichen Messe auf dem Petersplatz ist Papst Leo XIV. am Sonntagvormittag offiziell in sein neues Amt eingeführt worden. Teil der Zeremonie war das Anziehen des Palliums als Amtszeichen des Papstes sowie des Fischerrings als Amtsring.

Vor der Messe mit zahllosen Konzelebranten und Vertretern der internationalen Politik sowie anderer christlicher Kirchen und Gemeinschaften war Leo XIV. erstmals im Papamobil über den Petersplatz gefahren. Aus Deutschland war Bundeskanzler Friedrich Merz zu Gast, ebenso die Präsidenten von Bundestag und Bundesrat, Julia Klöckner und Anke Rehlinger. Auch der österreichische Kanzler Christian Stocker und die Schweizer Präsidentin Karin Keller-Sutter waren vor Ort.

In seiner Predigt sagte Papst Leo: „Ich wurde ohne jegliches Verdienst ausgewählt und komme mit Furcht und Zittern zu euch als ein Bruder, der sich zum Diener eures Glaubens und eurer Freude machen und mit euch auf dem Weg der Liebe Gottes wandeln möchte, der möchte, dass wir alle eine einzige Familie sind.“

Nach dem Tod von Papst Franziskus am 21. April wurde Papst Leo XIV. von den Kardinälen am 8. Mai gewählt. Die Details unterliegen der Geheimhaltung, aber eine Mehrheit von zwei Dritteln der Stimmen war nötig. Mindestens 89 der 133 im Konklave versammelten Kardinäle stimmten also für den damaligen Kardinal Robert Francis Prevost OSA.

Leo identifizierte „Liebe und Einheit“ als „die beiden Dimensionen der Sendung, die Jesus Petrus anvertraut hat“. Petrus könne diese Aufgabe nur erfüllen, „weil er in seinem Leben die unendliche und bedingungslose Liebe Gottes erfahren hat, auch in der Stunde des Versagens und der Verleugnung. Deshalb verwendet das Evangelium, als Jesus sich an Petrus wendet, das griechische Verb agapao, das die Liebe Gottes zu uns bezeichnet, seine vorbehaltlose und selbstlose Hingabe, im Gegensatz zu dem Verb, das für die Antwort des Petrus verwendet wird, welches die Freundesliebe meint, die wir einander entgegenbringen.“

„Das Petrusamt ist gerade durch diese aufopfernde Liebe gekennzeichnet, denn die Kirche von Rom hat den Vorsitz in der Liebe, und ihre wahre Autorität ist die Liebe Christi“, führte Leo aus. „Es geht niemals darum, andere durch Zwang, religiöse Propaganda oder Machtmittel zu vereinnahmen, sondern immer und ausschließlich darum, so zu lieben, wie Jesus es getan hat.“

Papst Leo – selbst ein Augustiner – zitierte in seiner Predigt wiederholt den heiligen Augustinus. So sagte der große Kirchenvater: „Die Kirche besteht aus all denen, die mit ihren Brüdern in Eintracht leben und den Nächsten lieben.“

Vor diesem Hintergrund wünschte sich der Pontifex, „dass dies unser erstes großes Verlangen ist: eine geeinte Kirche, als Zeichen der Einheit und der Gemeinschaft, die zum Ferment einer versöhnten Welt wird.“

„In unserer Zeit erleben wir noch immer zu viel Zwietracht, zu viele Wunden, die durch Hass, Gewalt, Vorurteile, Angst vor dem Anderen und durch ein Wirtschaftsmodell verursacht werden, das die Ressourcen der Erde ausbeutet und die Ärmsten an den Rand drängt“, konstatierte der Papst. „Und wir möchten in diesem Teig ein kleines Stückchen Sauerteig sein, das Einheit, Gemeinschaft und Geschwisterlichkeit fördert. Wir möchten der Welt mit Demut und Freude sagen: Schaut auf Christus! Kommt zu ihm!“

„Nehmt sein Wort an, das erleuchtet und tröstet! Hört auf sein Angebot der Liebe, damit ihr zu seiner einen Familie werdet: In dem einen Christus sind wir eins“, spielte Leo auf seinen päpstlichen Wahlspruch an, In illo uno unum, der wiederum auf Augustinus zurückgeht. „Und das ist der Weg, der gemeinsam zu gehen ist, innerhalb der Kirche, aber auch mit den christlichen Schwesterkirchen, mit denen, die andere religiöse Wege gehen, mit denen, die die Unruhe der Suche nach Gott in sich tragen, mit allen Frauen und Männern guten Willens, um eine neue Welt aufzubauen, in der der Friede herrscht.“

„Dies ist der missionarische Geist, der uns beseelen muss, ohne dass wir uns in unserer kleinen Gruppe verschließen oder uns der Welt überlegen fühlen“, forderte Leo XIV. „Wir sind gerufen, allen Menschen die Liebe Gottes zu bringen, damit jene Einheit Wirklichkeit wird, die die Unterschiede nicht aufhebt, sondern die persönliche Geschichte jedes Einzelnen und die soziale und religiöse Kultur jedes Volkes zur Geltung bringt.“

„Brüder und Schwestern, dies ist die Stunde der Liebe!“, unterstrich der Pontifex. „Die Liebe Gottes, die uns zu Brüdern und Schwestern macht, ist der Kern des Evangeliums, und mit meinem Vorgänger Leo XIII. können wir uns heute fragen: Wenn dieses Kriterium ‚in der Welt die Oberhand gewinnen würde, würde dann nicht jeder Zwist sofort aufhören und wieder Friede einkehren?‘“

„Lasst uns im Licht und mit der Kraft des Heiligen Geistes an einer Kirche bauen, die auf der Liebe Gottes gegründet und ein Zeichen der Einheit ist, an einer missionarischen Kirche, die ihre Arme der Welt gegenüber öffnet, die das Wort verkündet, die sich von der Geschichte herausfordern lässt und die zum Sauerteig der Eintracht für die Menschheit wird“, sagte Papst Leo. „Gehen wir gemeinsam, als ein Volk, alle Brüder und Schwestern, auf Gott zu und lieben wir einander.“

Papst Leo XIV. ist der erste Papst aus den Vereinigten Staaten von Amerika. Mit 69 Jahren ist er ein relativ junger Papst, der gut und gerne ein Vierteljahrhundert im Amt bleiben könnte. Geboren wurde er am 14. September 1955 in Chicago, 1977 trat er den Augustinern bei und legte 1981 seine Profess ab, woraufhin er 1982 zum Priester geweiht wurde. 1985 promovierte er im Fach Kirchenrecht am Angelicum, der berühmten Hochschule der Dominikaner in Rom.

Anschließend wirkte er in verschiedenen Funktionen in Peru, bevor er 2001 Generalprior der Augustiner mit Sitz in Rom wurde. Papst Franziskus machte ihn 2014 zum Apostolischen Administrator von Chiclayo in Peru, danach im Jahr 2015 zum Bischof dieser Diözese, bevor er ihn 2023 nach Rom als Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe an die Kurie berief.

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