„Das Asylrecht ist ein heiliges Recht“: Bischof Neymeyr bei Männerwallfahrt

„Das Asylrecht ist ein heiliges Recht“: Bischof Neymeyr bei Männerwallfahrt

Bei der traditionellen Männerwallfahrt zum Klüschen Hagis im Eichsfeld am Hochfest Christi Himmelfahrt hat der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr erklärt: „Das Asylrecht ist ein heiliges Recht, besonders für uns Christen und für uns Deutsche.“

Gleichzeitig betonte er: „Ich möchte hier nicht dazu aufrufen, die Menschen aus aller Welt, die zu uns kommen wollen, auch aufzunehmen.“ Es gehe ihm darum, „die Fremden unter uns differenziert zu sehen. Zum Teil sind sie hier geboren und aufgewachsen, auch wenn sie eine andere Hautfarbe haben. Zum Teil brauchen wir sie dringend als Arbeitskräfte in allen Bereichen, besonders in der medizinischen Versorgung und in der Pflege. Zum Teil konnten sie gerade noch so aus ihrer Heimat fliehen, wo ihnen wegen ihrer Religion, ihrer politischen Einstellung oder aus vielen anderen Gründen der Tod drohte.“

Mit Blick auf das Asylrecht stellte der Bischof klar: „Als Deutsche können wir die Asylverpflichtung nicht an andere Länder abschieben. Die wichtigste Aufgabe ist und bleibt selbstverständlich, die Ursachen zu bekämpfen, die Menschen zur Flucht aus ihrer Heimat zwingen.“

Neben der Erfahrung des Fremdseins brachte Neymeyr auch die Bedeutung des Pilgerns an sich zur Sprache. Es handle sich um „laufendes Beten“: „Pilger nehmen sich Zeit für Gott. Sie vertiefen ihren Glauben und manche können beim Pilgern auch den Glauben erst entdecken.“

„Pilger sind nicht nur fremd, sie sind mobil“, fuhr der Bischof mit seiner Predigt fort. „Sie sind unterwegs. Das Zweite Vatikanische Konzil hat die Kirche als ‚pilgerndes Gottesvolk‘ bezeichnet, und Papst Franziskus hat eigens einen Brief an das pilgernde Gottesvolk in Deutschland geschrieben.“

„Mit einem mobilen Gottesvolk sind Immobilien eigentlich nicht vereinbar“, betonte Neymeyr. „Sie sind Gebäude, die dem kirchlichen Leben dienen. Wenn sie nicht mehr benötigt werden, kann man sie verkaufen. Bei der 40-jährigen Wanderung durch die Wüste war Gott in einem Zelt bei seinem Volk Israel. Es wurde immer wieder abgebrochen und anderswo aufgebaut.“

Der Erfurter Bischof vertiefte den Gedanken des Verkaufs von Immobilien, der in allen deutschen Diözesen angesichts der schrumpfenden Zahlen praktizierender Katholiken immer mehr in den Vordergrund rückt, nicht weiter. Stattdessen führte er aus: „Eine Grunderfahrung für Pilger ist ein schlichtes Leben mit wenig Gepäck, mit kargen Mahlzeiten. Pilger leben schlicht. Es ist uns nicht verheißen, dass unser Reichtum ständig steigt. Es steht nirgends geschrieben, dass das nächste Auto, das wir fahren, größer, schneller und teurer sein wird.“

Zum Abschluss mahnte Neymeyr zur Gemeinschaft: „Wir leben in einer Zeit, in der Gruppen sich immer stärker voneinander absetzen. Man spricht sogar von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Was können wir tun? Gibt es ein Gegengift? Ein leichtes Gegenmittel ist der Begriff ‚ihr‘: ‚wir – ihr‘. In dieser Begrifflichkeit ist nämlich schon eine Möglichkeit zur Kommunikation angelegt. ‚Wir‘ und ‚Ihr‘ können sich vielleicht miteinander unterhalten und austauschen.“

„Ein noch wirksameres Gegengift ist allerdings der Begriff ‚alle‘“, sagte der Bischof. „Wir sind alle Menschen. Wir leben zur selben Zeit auf demselben Globus. Wir sind nun mal Landsleute eines bestimmten Landes oder wohnen in einem bestimmten Dorf und wir gehören nun mal zu dieser Familie: Aber Pilger sind alle!“

Posted in

Werden Sie Teil der EWTN-Familie. Abonnieren Sie unseren Newsletter!

*Ich möchte zukünftig den wöchentlichen Newsletter von EWTN.TV mit Impulsen, Programmtips und Informationen rund um Ihren katholischen Fernsehsender per E-Mail empfangen. Diese Einwilligung kann am Ende jedes Newsletters widerrufen werden. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.