Kardinal Raymond Burke hat öffentlich bestätigt, dass er bereits mit Papst Leo XIV. über die Zukunft der traditionellen lateinischen Messe gesprochen hat. Der US-amerikanische Kardinal sagte, er hoffe, dass der neue Pontifex die Beschränkungen für diese Gottesdienstform aufheben wird.
Burke äußerte sich laut der englischen Partneragentur CNA bei einer Konferenz der Latin Mass Society of England and Wales am 14. Juni in London und bezeichnete die derzeitigen Maßnahmen als „Verfolgung“ der traditionsverbundenen Gläubigen in der Kirche.
Bei der Londoner Konferenz erklärte Burke: „Ich hatte tatsächlich bereits Gelegenheit, dies dem Heiligen Vater mitzuteilen.“ Der frühere Präfekt der Apostolischen Signatur und ehemalige Kardinalpatron des Malteserordens betonte seine Hoffnung, dass Leo XIV. „sich so bald wie möglich mit dieser Frage befasst“.
Burke verwendete den lateinischen Begriff usus antiquior – „der ältere Gebrauch“ – für die traditionelle lateinische Messe. Dieser bezeichnet die gesamte öffentliche Gebetspraxis der Kirche vor den Änderungen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, also die Messe, das Stundengebet und die anderweitige Sakramentenspendung.
Hintergrund der liturgischen Spannungen
Die Kontroverse um die traditionelle lateinische Messe, auch Tridentinische Messe oder außerordentliche Form des römischen Ritus bezeichnet, wurzelt in den liturgischen Änderungen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. 1970 führte Papst Paul VI. die neue Messordnung („Novus Ordo Missae“) ein, die die jahrtausendealte lateinische Liturgie weitgehend ersetzte.
Papst Benedikt XVI. hatte 2007 mit seinem Apostolischen Schreiben „Summorum Pontificum“ die Beschränkungen für die traditionelle lateinische Messe gelockert und erklärt, dass diese nie rechtlich abgeschafft worden sei. Das Dokument gewährte Priestern größere Freiheit bei der Feier der lateinischen Messe und bezeichnete sie als „außerordentliche Form“ des römischen Ritus.
Restriktive Maßnahmen von Papst Franziskus
Dies wurde jedoch 2021 durch Papst Franziskus mit dem Motuproprio „Traditionis Custodes“ rückgängig gemacht. Das Dokument vom 16. Juli 2021 schränkte die Feier der traditionellen lateinischen Messe erheblich ein und übertrug den Diözesanbischöfen die ausschließliche Befugnis, ihre Verwendung zu genehmigen.
Franziskus begründete die Maßnahmen mit einer Notwendigkeit, die kirchliche Einheit zu fördern und Spaltungen zu verhindern. In seinem Begleitschreiben an die Bischöfe warf er Anhängern der traditionellen Messe vor, diese zu nutzen, um Widerstand gegen das Zweite Vatikanische Konzil zu säen.
Burkes Kritik an „Traditionis Custodes“
Kardinal Burke gehört zu den schärfsten Kritikern von „Traditionis Custodes“. In einer 19-Punkte-Erklärung vom Juli 2021 bezeichnete er die Maßnahmen als „hart und revolutionär“ und stellte die Frage, ob der Papst überhaupt die Autorität besitze, die traditionelle lateinische Messe zu verbieten.
Burke argumentierte, dass die „Fülle der päpstlichen Macht“ nicht bedeute, dass ein Papst „eine liturgische Disziplin vernichten kann, die in der Kirche seit der Zeit von Papst Gregor dem Großen und sogar noch früher lebendig ist“. Er warf Franziskus vor, die Gläubigen der traditionellen Messe als problematisch zu betrachten und ihre Teilnahme als spalterisch zu bewerten.
Burke äußerte bei der Londoner Konferenz den Wunsch, dass Leo XIV. nicht nur „Traditionis Custodes“ aufhebe, sondern auch „Summorum Pontificum“ wiederherstelle und sogar weiterentwickle: „Ich hoffe dass [Leo] sogar noch weiter ausbauen wird, was Papst Benedikt XVI. so weise und liebevoll für die Kirche erlassen hat.“