Am Samstag ist Msgr. Frederik Hansen PSS zum Koadjutorbischof der Diözese Oslo in Norwegen geweiht worden. Kardinal Pietro Parolin nahm die Weihe in der St.-Olavs-Kathedrale in Oslo vor und betonte in seiner Predigt, dass jeder Hirte sich der Führung des Heiligen Geistes anvertrauen müsse.
Neu-Bischof Hansen hatte bis 2022 für Parolin, den „Chef-Diplomaten“ des Vatikan, im diplomatischen Dienst gearbeitet.
Der 45-jährige Frederik Hansen kam 1979 in Drammen, im Südwesten von Norwegen, als Sohn protestantischer Eltern zur Welt. Mit 20 Jahren konvertierte er zur katholischen Kirche und wurde knapp acht Jahre später vom damaligen Bischof von Oslo, Bernt Ivar Eidsvig CRSA, zum Priester geweiht. Nach Studien in Rom und seiner Arbeit im diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls trat Hansen 2022 dem Orden der Sulpizianer bei. Im vergangenen Jahr ernannte ihn Papst Franziskus zum Koadjutorbischof, also zum Nachfolger des Osloer Bischofs Bernt Eidsvig, wenn dieser zurücktritt.
Parolin: Die erste Pflicht eines Bischofs
Kardinal Pietro Parolin dankte in seiner Predigt zunächst Bischof Eidsvig, der das Bistum fast 20 Jahre lang mit seinem „großzügigen Dienst“ geleitet hatte. Nun sei es an der Zeit, dass Bischof Frederik Hansen „Ja“ sage zum Heiligen Geist. „Kein Hirte darf jemals vergessen: Es ist der Heilige Geist, der uns leiten muss.“ Parolin ergänzte: „Wir können das Ausmaß seiner verwandelnden Kraft nicht vollständig begreifen, aber wir können sie in gewissem Maße erfahren, wenn wir wie die Apostel offen und fügsam für sein Wirken bleiben.“
Der Kardinalstaatssekretär fuhr fort, dass dies eine „tägliche Selbtshingabe und demütiges Dienen“ erfordere. Parolin zitierte den verstorbenen Papst Benedikt XVI., der sich 2005 nach seiner Papstwahl als einen „einfachen und demütigen Arbeiter im Weinberg des Herrn“ bezeichnet hatte, angelehnt an das Gleichnis aus dem Matthäusevangelium. Das Gleichnis jedoch warne auch vor denen, „die durch Untreue den vom Herrn liebevoll gepflegten Weinberg ruinieren“, mahnte Parolin. „Autorität darf nicht als Mittel zur Beherrschung oder Selbstbehauptung ausgeübt werden. Vielmehr muss sie als demütiger Dienst am Volk Gottes gelebt werden, der ständige Selbstverleugnung erfordert.“ Das „unablässige Gebet und die Anrufung des Heiligen Geistes“ sei – so der Kardinal – die „erste Aufgabe als Bischof“. Ohne diese Gebetspraktiken laufe jeder Seelsorger Gefahr, nicht nur den Glauben, sondern auch „den moralischen Kompass“ zu verlieren.
„Je heiliger Sie werden, desto mehr Licht werden Sie ausstrahlen“
Der Kardinal erinnerte den neugeweihten Bischof auch an seine Berufung, „täglich in der Heiligkeit zu wachsen und die Mitbrüder und die Gläubigen zu inspirieren, dasselbe zu tun“. Dies geschehe „durch die treue Ausübung der dreifachen Aufgabe, die Ihnen anvertraut ist: zu lehren (munus docendi), zu heiligen (munus sanctificandi) und zu leiten (munus regendi).“ Parolin wörtlich: „Je heiliger Sie werden, desto mehr Licht werden Sie ausstrahlen – nicht Ihr eigenes Licht, sondern das übernatürliche Licht der Wahrheit Christi in Ihnen. Dieses Licht wird durch Ihr Leben und in Ihrem Leben leuchten, gemäß dem bischöflichen Motto, das Sie gewählt haben: Lex tua veritas (Dein Gesetz ist Wahrheit).“
An die Gläubigen gerichtet erinnerte der italienische Kardinal an das Heilige Jahr 2025, das ein Aufruf zu einer „Rückkehr zum Herzen Jesu“ sei. „Wenn wir den Herrn von ganzem Herzen lieben, werden wir auch fähig sein, einander zu lieben, denn es ist sein Herz, das in uns lebt und durch uns wirkt“, so Parolin. „Wo finden wir dieses Herz, wenn nicht im Sakrament der Eucharistie, wo Christus selbst uns seine Liebe schenkt?“
„Pilger der Hoffnung werden“
Weiter dankte der vatikanische Staatssekretär den Gläubigen in Norwegen und den anderen skandinavischen Ländern für ihren Einsatz in der Nächstenliebe, der sich durch die Aufnahme von vielen Flüchtlingen und Immigranten zeige. Die Kirche in Skandinavien habe diese Menschen „mit einer wahrhaft katholischen Umarmung aufgenommen“. Auch die „brüderliche Liebe“ in der ökumenischen Zusammenarbeit mit den lutheranischen Christen sei ein leuchtendes Vorbild.
Abschließend rief Parolin die Menschen dazu auf, sich das Motto des Heiligen Jahres zu Herzen zu nehmen und zu „Pilgern der Hoffnung“ zu werden. Dabei gehe es nicht nur um „Hoffnung für unser persönliches Leben“, sondern auch um Hoffnung für die ganze Welt – insbesondere für die vom Krieg zerrissenen Regionen wie die Ukraine, Palästina, Israel, Myanmar, Sudan und darüber hinaus“.
Bereits gestern hatte Parolin gegenüber EWTN News über die aktuellen diplomatischen Herausforderungen des Heiligen Stuhls gesprochen.
Auch Gäste aus Deutschland
Nicht nur Kardinal Pietro Parolin war für die Bischofsweihe eigens nach Oslo angereist. Aus Deutschland war der Generalsekretär des Bonifatiuswerkes, Msgr. Georg Austen, gekommen, außerdem der Paderborner Erzbischof Udo Bentz. Die deutsche Ordensschwester Anna Mirijam Kaschner CPS, seit 2009 Generalsekretärin und Pressesprecherin der Nordischen Bischofskonferenz, war ebenfalls da.
Zu den Gästen und Konzelebranten gehörten Erzbischof Julia Murat, der als Apostolischer Nuntius den Heiligen Stuhl in Skandinavien vertritt, Bischof Erik Varden OCSO (Trondheim), Bischof Czeslaw Kozon (Kopenhagen), Bischof David Tencer OFMCap (Reykjavík), Bischof Berislav Grgić (emeritierter Bischof Tromsø), Bischof Peter Bürcher (emeritierter Bischof von Reykjavik), Bischof Teemu Sippo (emeritierter Bischof von Finnland), Erzbischof Mark O’Toole (Bistümer Cardiff und Menevia), sowie Erzbischof Gabriele Caccia (Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen) und Bischof Bohdan Dzyurakh (Bischof der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche und Apostolischer Exarch für die Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und Skandinavien). Kardinal Anders Arborelius (Erzbistum Stockholm) ließ sich durch Pater Pascal René Lung OP vertreten.