Kardinal Schönborn bei Abschied: „Ich schulde Gott Rechenschaft über meinen Dienst“

Kardinal Schönborn bei Abschied: „Ich schulde Gott Rechenschaft über meinen Dienst“

Bei seinem Abschied aus der Erzdiözese Wien hat Kardinal Christoph Schönborn OP am Samstag betont: „Ich schulde Gott Rechenschaft über meinen Dienst. Vor ihm liegen offen mein Bemühen und meine Fehler, meine Sünden, die Er kennt, und mein Bemühen. Aber ich brauche Gott nicht zu fürchten.“

Schönborn feiert am Mittwoch seinen 80. Geburtstag und erwartet, dass bis dahin sein Rücktrittsgesuch von Papst Franziskus angenommen wird. Bis zu den Abschiedsfeierlichkeiten am Samstag war ein solcher Schritt noch nicht erfolgt. Schönborn ist seit 1995 für die Erzdiözese Wien verantwortlich, also seit fast 30 Jahren.

In seiner Predigt am Samstag sagte der Kardinal: „Ich empfinde heute besonders schmerzlich den Kontrast zwischen dem freudigen Fest des Dankes, das wir feiern, und dem großen Abschied, den in unserem Land so viele Menschen meist stillschweigend von der Kirche vollziehen, allein 2023 waren es 85.000! So frage ich mich: Wie sieht eine ehrliche Bilanz meiner drei Jahrzehnte des Dienstes aus?“

Unter Verweis auf sein eigenes Ankommen in Österreich als Flüchtling – die Familie war am Ende des Zweiten Weltkriegs aus der Tschechoslowakei vertrieben worden – sagte Schönborn: „Das Gelingen dieses Miteinanders von Eingesessenen und Dazugekommenen ist entscheidend für unsere Zukunft. Migration mit ihrer dramatischen Form, den Flüchtlingsströmen, bestimmt das Leben zahlloser Menschen. Österreich wird hier auch in Zukunft keine Ausnahme bilden. Danken wir, dass wir in Frieden leben dürfen. Es ist keine Selbstverständlichkeit. Ein Herz für Flüchtlinge zu haben, gehört zur Menschlichkeit. Es kann auch unser Schicksal werden.“

„Dankbar bin ich, dass in Österreich ein so gutes Miteinander der Religionen herrscht“, fuhr Schönborn fort. „Auch das ist nicht selbstverständlich. Es ist die Frucht ständigen Bemühens um gegenseitige Achtung und Wertschätzung. Es ist auch das Ergebnis einer außerordentlich guten Religionsgesetzgebung. Sie ist in Europa fast einzigartig!“

Der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen hielt eine Ansprache zur Würdigung des Kardinals. „Zum Abschluss möchte ich Ihnen als Bundespräsident namens der Republik Österreich sehr sehr herzlich danken“, sagte er. „Danken für Ihr vielfältiges Engagement, für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit, die Sie immer mit den staatlichen Institutionen gepflegt haben.“

„Und ich möchte Ihnen auch persönlich danken für unsere Gespräche über Gott und die Welt, wie man so sagt, etwa bei unseren vorweihnachtlichen Mittagessen unter vier Augen“, sagte Van der Bellen.

„Sie werden trotz Ruhestand, dessen bin ich mir sicher, weiterhin zuhören, den Dialog suchen, Brücken bauen“, fuhr der Bundespräsident fort. „Zugleich hoffen wir, haben Sie vielleicht Zeit fürs Jassen [ein Kartenspiel] […]. Ja, alle Vorarlberger können Jassen. Zeit für Konzerte im Musikverein und natürlich für Bücher, Literatur. Das wünschen wir alle hier Versammelten, inklusive meiner Frau und mir, Ihnen von ganzem Herzen!“

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