Bischof Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), hat den verstorbenen Alt-Bundespräsidenten Horst Köhler als „Brückenbauer im politischen Kontext“ gewürdigt. Köhler war am Samstag im Alter von 81 Jahren gestorben. Als Bundespräsident amtierte der Protestant von 2004 bis zu seinem vorzeitigen Rücktritt im Jahr 2010.
„Horst Köhler war ein gern gesehener Gast auf Deutschen Katholikentagen und in katholischen Akademien“, erinnerte Bätzing in einem Beileidsschreiben. „Er wollte mit den Menschen ins Gespräch kommen, über Barrieren der Religionen hinweg. Auch hier war er ein Brückenbauer im politischen Kontext.“
„Gerade der Weltjugendtag 2005 in Köln war für Bundespräsident Köhler ein persönlich wichtiges Ereignis, das er immer als beste Chance der Völkerverständigung bezeichnete“, führte Bätzing aus.
Ausdrücklich erwähnte der DBK-Vorsitzende den Einsatz des einstigen Bundespräsidenten für den afrikanischen Kontinent: „Afrika lag Bundespräsident Köhler besonders am Herzen. Wie kaum ein anderer hat er Brücken zwischen den Kontinenten gebaut. Wir dürfen dankbar sein für das, was er an internationaler Verständigung und durch den Dialog zwischen den Nationen ermöglicht hat.“
Geboren am 22. Februar 1943 im heutigen Polen, musste Köhler mit seinen Eltern und Geschwistern aufgrund des Vormarsches der Roten Armee fliehen und landete zunächst bis 1953 in der DDR, danach im Westen. Nach Abitur, Wehrdienst und Studium von Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft arbeitete Köhler in verschiedenen Behörden bzw. Ministerien auf Bundes- und Landesebene.
Ab 1993 war Köhler Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands. Ab 1998 war er dann bis 2000 für die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) zuständig. Schließlich war er bis 2004 Geschäftsführender Direktor des Internationalen Währungsfonds (IWF).
Die Bundesversammlung wählte Köhler 2004 zum Bundespräsidenten. Die Wahl zu einer zweiten fünfjährigen Amtszeit erfolgte 2009. 2011 trat Köhler zurück, wobei er auf Kritik an seinen Äußerungen in der Debatte zum Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr verwies.
Aufsehen erregte der Bundespräsident in seiner zweiten Amtszeit auch durch seine Kritik an der schwarz-gelben Regierung von Angela Merkel. Schon in seiner ersten Amtszeit hatte Köhler zwei bereits verabschiedete Gesetze nicht unterzeichnet, weil sie seiner Auffassung nach nicht mit dem Grundgesetz vereinbar seien. Ein nicht durch den Bundespräsidenten unterzeichnetes Gesetz entfaltet keine Rechtskraft.