Bei der Generalaudienz am Mittwochvormittag ist Papst Franziskus auf das „Geheimnis der Heimsuchung“ eingegangen, also auf den Besuch der Muttergottes bei Elisabeth, und hat das Magnificat als „Lobgesang voller Glauben, Hoffnung und Freude“ bezeichnet. Tatsächlich verlas der Pontifex aus gesundheitlichen Gründen nicht persönlich, sondern ließ sie von einem Mitarbeiter vortragen.
Die Begegnung von Maria und Elisabeth habe „eine erstaunliche Wirkung“, hieß es. „Die Stimme der ‚Gnadenreichen‘, die Elisabeth begrüßt, ruft eine prophetische Bewegung im Kind in ihrem Schoß hervor und lässt Elisabeth eine doppelte Segnung aussprechen: ‚Gebenedeit bist du unter den Frauen und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes!‘ Und zudem eine Seligpreisung: ‚Selig ist die, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.‘“
Vor diesem Hintergrund spreche Maria „nicht von sich selbst, sondern von Gott. Sie erhebt einen Lobgesang voller Glauben, Hoffnung und Freude – ein Lied, das täglich im Abendgebet der Kirche erklingt: das Magnificat.“
„Dieses Lob auf den rettenden Gott, das aus dem Herzen seiner demütigen Magd fließt, ist ein feierliches Gedächtnis, das das Gebet Israels zusammenfasst und vollendet“, erläuterte Franziskus in seiner nicht persönlich verlesenen Ansprache. „Es ist von biblischen Anklängen durchzogen – ein Zeichen dafür, dass Maria nicht ‚aus dem Rahmen‘ fallen will, sondern sich mit den Vätern in Einklang bringt und Gottes Erbarmen für die Demütigen preist, jene Kleinen, die Jesus in seiner Verkündigung ‚selig‘ nennen wird.“
„Die starke Präsenz des österlichen Motivs macht das Magnificat zudem zu einem Lied der Erlösung, dessen Hintergrund die Erinnerung an die Befreiung Israels aus Ägypten ist“, betonte der Papst. „Die Verben stehen alle in der Vergangenheit, durchdrungen von einer liebevollen Erinnerung, die die Gegenwart mit Glauben erfüllt und die Zukunft mit Hoffnung erleuchtet. Maria besingt die Gnade der Vergangenheit, doch sie ist zugleich die Frau der Gegenwart, die die Zukunft in ihrem Schoß trägt.“
Kurz zusammenfassend hieß es: „Der erste Teil dieses Lobgesangs preist Gottes Wirken in Maria, die als Mikrokosmos des Gottesvolkes vollkommen dem Bund folgt. Der zweite Teil weitet sich auf das Werk des Vaters im Makrokosmos der Geschichte seiner Kinder aus und entfaltet sich um drei Schlüsselbegriffe: Erinnerung – Barmherzigkeit – Verheißung.“