Um zu handeln, wie Jesus gehandelt hat, müssen wir verstehen, was er getan hat

Um zu handeln, wie Jesus gehandelt hat, müssen wir verstehen, was er getan hat

CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden Gründonnerstag.

Das Evangelium vom Gründonnerstagabend (Joh 13,1–15) berichtet von der Fußwaschung und schließt dann mit den Worten, mit denen Jesus selbst den Sinn dieser Geste, die er vollzogen hat, zusammenfasst: „Ihr sagt zu mir Meister und Herr und ihr nennt mich mit Recht so; denn ich bin es. Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“

Gut. Aber um so zu handeln, wie Jesus gehandelt hat, müssen wir wirklich verstehen, was er getan hat. Denn wenn es nur darum ginge, während der Liturgie physisch die Geste der Fußwaschung an einigen Freiwilligen zu wiederholen – das wäre wirklich sehr wenig!

Wir müssen verstehen. Und verstehen ist nicht einfach. Jesus selbst sagt es zu Simon Petrus: „Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen.“

Was wird Simon Petrus verstehen? Dass Jesus sich erniedrigt hat, bis zu dem Punkt, seinen Jüngern einen demütigen Dienst zu erweisen? Aber das hatte der Apostel sofort verstanden! Warum also sagt Jesus: „Später wirst du es begreifen“? „Später“, also nach Ostern, wird Petrus die geheimnisvollen Worte verstehen, die Jesus an diesem Abend an ihn richtet: „Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir.“

Offensichtlich lässt sich die Geste, die Jesus vollzogen hat, nicht auf die Materialität des Dienstes reduzieren. Er verrichtet tatsächlich eine konkrete Arbeit, und zwar die eines Dieners. Doch die tiefere Motivation hinter dieser Geste ist die Reinigung seiner Jünger. „Begreift ihr, was ich an euch getan habe?“

Petrus konnte es, vor Ostern, nicht verstehen. Wir schon. Jesus hat uns die Füße gewaschen, weil er uns bis zur Vollendung geliebt hat. Und weil wir schmutzig waren wegen unserer Sünden, legte er das Gewand seiner Herrlichkeit ab, umgürtete sich mit dem Leinentuch des Dienstes, starb den Tod des Sklaven, angenagelt ans Kreuz, und aus seiner durchbohrten Seite goss er Wasser und Blut, um uns zu retten.

In der ersten Lesung (Ex 12,1–14) wird die Erlösung angedeutet durch das Blut des Lammes, mit dem die Türen der Israeliten in Ägypten gekennzeichnet sind. Ägypten steht für die Menschheit, die sich von Gott entfernt und ins Verderben läuft, so wie die Erde ins Verderben liefe, wenn sie sich der Sonne entfernen würde. Sie löst sich von der Quelle des Lebens, und deshalb stürzt sie in den Tod. Die Israeliten müssen sich wieder an Gott binden, um gerettet zu werden. Das wird symbolisiert durch das Opfer des Lammes und das gemeinsame Mahl. Das Blut des Lammes steht für das Leben Gottes, das den Menschen geschenkt wird.

Was im Alten Testament nur ein Zeichen war, wird im Neuen Testament die Wirklichkeit der Eucharistie, von der uns der heilige Paulus in der zweiten Lesung spricht (1 Kor 11,23–26). Das wahre Lamm Gottes ist Jesus Christus, der seinen Leib für uns hingibt und den Bund zwischen Gott und uns in seinem Blut besiegelt, durch die sakramentalen Zeichen von Brot und Wein und dann in der blutigen Realität des Kreuzes.

Wir verstehen also, dass Jesus uns durch die Fußwaschung ein Beispiel gegeben hat. Aber indem er das getan hat, hat er uns auch ein Geheimnis übergeben: Er hat unsere Sünden weggenommen. Wir müssen seinem Beispiel folgen, aber der Sinn dessen besteht darin, das in diesem Beispiel verborgene Geheimnis Wirklichkeit werden zu lassen. Aber wie?

Vor allem, indem wir uns von Christus waschen lassen: Wenn er uns nicht wäscht, haben wir keinen Anteil an ihm. Von ihm gewaschen, können wir in Gemeinschaft mit ihm treten, seinen Leib essen und sein Blut trinken.

Dann durch die Nachahmung des Beispiel seiner Demut: die Suche nach dem letzten Platz, nach der Verborgenheit, nach dem geringgeschätzten Dienst, der allein durch die Liebe „bis zur Vollendung“ motiviert ist.

Und das alles, um den anderen das Heil, die Vergebung, die Reinigung zu bringen, die Christus uns anbietet: „Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt“ (1 Kor 11,26).

Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

Posted in

Werden Sie Teil der EWTN-Familie. Abonnieren Sie unseren Newsletter!

*Ich möchte zukünftig den wöchentlichen Newsletter von EWTN.TV mit Impulsen, Programmtips und Informationen rund um Ihren katholischen Fernsehsender per E-Mail empfangen. Diese Einwilligung kann am Ende jedes Newsletters widerrufen werden. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.