In seinem Testament äußerte Papst Franziskus den Wunsch nach einem schlichten Erdgrab in der Basilika Santa Maria Maggiore. Was hat es mit dieser Kirche auf sich?
Mit seiner Entscheidung brach Franziskus mit der Tradition seiner unmittelbaren Vorgänger, die seit Pius X. (1903–1914) alle im Petersdom bestattet wurden. Er ist jedoch nicht der erste Papst, der in Santa Maria Maggiore beigesetzt wird, und knüft so an andere Traditionen an. Vor ihm haben bereits sieben weitere Bischöfe von Rom in dieser ältesten Marienkirche des Westens ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Papst Franziskus und das Marienbild „Salus Populi Romani“
Die Verbindung zwischen Papst Franziskus und der Basilika Santa Maria Maggiore war besonders eng und wurde von seiner tiefen Verehrung für das dort beheimatete Marienbild „Salus Populi Romani“ (Heil des römischen Volkes) geprägt. Diese bedeutendste Marienikone Roms wird traditionell dem Evangelisten Lukas zugeschrieben, der als Schutzpatron der Maler gilt.
Vor und nach jeder seiner päpstlichen Reisen pflegte Franziskus zur Basilika zu kommen, um vor dem Bildnis zu beten. Damit führte er eine Tradition der Jesuiten fort, die seit den Anfängen des Ordens die Marienverehrung förderten und Kopien dieses Marienbildes in der ganzen Welt verbreiteten.
In der Geschichte Roms spielte die Ikone wiederholt eine bedeutsame Rolle. So wurde sie einst drei Tage lang in einer Prozession durch die Straßen Roms getragen, als Papst Gregor I. (590–604) vor ihr um das Ende einer Pest bat, die damals in der Stadt wütete. Zahlreiche Päpste stifteten ihr aus Dankbarkeit für ihre Fürsprache kostbare Kronen und Schmuckstücke.
Franziskus’ Grabstätte befindet sich in einer Nische in der Nähe der Darstellung der Jungfrau Maria. Bereits kurz nach seinem Tod begannen in der Basilika die Vorbereitungen für die Beisetzung. Vor der Nische, in der das verstorbene Oberhaupt der katholischen Kirche seine letzte Ruhestätte finden wird, wurde eine hölzerne Absperrung errichtet.
Eine Kirche mit reicher Geschichte
Die Basilika Santa Maria Maggiore ist eine der vier päpstlichen Hauptbasiliken Roms und gilt als die älteste und bedeutendste Marienkirche des Abendlandes. Sie wurde im 5. Jahrhundert unter Papst Sixtus III. errichtet und am 5. August 434 geweiht.
Mit der Entstehung der Kirche ist eine populäre Legende verbunden: Demnach erschien die Jungfrau Maria dem Patrizier Johannes und dem Papst Liberius im Traum und forderte sie auf, an der Stelle, an der am nächsten Morgen Schnee fallen würde, eine ihr geweihte Kirche zu errichten.
Tatsächlich soll am 5. August auf dem Esquilinhügel, dem höchsten der sieben Hügel Roms, Schnee gefallen sein. Dieses Ereignis wird noch heute jährlich mit einem Fest gefeiert, bei dem weiße Blütenblätter von der Decke der Basilika rieseln.
Santa Maria Maggiore ist die einzige der großen frühchristlichen Basiliken Roms, die ihr ursprüngliches Erscheinungsbild weitgehend bewahrt hat. Die 79 Meter lange, 35 Meter breite und 18 Meter hohe, dreischiffige Kirche beeindruckt Besucher mit ihren ionischen Marmorsäulen im Mittelschiff und den prächtigen Mosaiken aus verschiedenen Jahrhunderten. Mit einer Höhe von 75 Metern ist der mächtige Glockenturm der höchste romanische Turm Roms.