ZdK-Präsidentin Stetter-Karp: Deutsche Katholiken erwarten „dringend Reformen“

ZdK-Präsidentin Stetter-Karp: Deutsche Katholiken erwarten „dringend Reformen“

Wenige Tage vor Beginn des Konklaves zur Wahl eines neuen Papstes hat Irme Stetter-Karp, die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), behauptet: „96 Prozent der Katholikinnen und Katholiken erwarten von ihrer Kirche dringend Reformen.“ Diese Zahl gehe auf „relativ frische und repräsentative Daten“ zurück.

Tatsächlich praktizieren in Deutschland nur 6,6 Prozent der offiziell als Katholiken gemeldeten Personen überhaupt den Glauben, indem sie regelmäßig an der sonntäglichen Messfeier teilnehmen. Umgekehrt bedeutet dies also, dass 93,4 Prozent der Personen, die in der Statistik als katholisch geführt werden, keine praktizierenden Katholiken sind. Im Jahr 2024 war die offizielle Zahl der Katholiken in Deutschland erstmals unter 20 Millionen gefallen. Etwa 1,3 Millionen davon gehen sonntags zur Messe.

Die deutschen Laien, führte Stetter-Karp am Sonntag im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland aus, wünschten sich „einen Papst, der die Initiativen von Franziskus aufgreift und in der Schaffung verbindlicher Strukturen konsequent weitergeht. Es gibt zum Beispiel noch keine Veränderung im Kirchenrecht und es fehlt Verbindlichkeit bei Reformschritten, die Franziskus eingeleitet hat.“

„Viele wünschen sich vor allem, dass ihre Kirche die Vielfalt des Lebens und der Gläubigen anerkennt“, sagte sie. „Es geht darum, dass Frauen gleichberechtigt in der Kirche mitarbeiten können sollten, etwa als Priesterinnen. Das kann die deutsche Kirche nicht für sich entscheiden.“

Papst Johannes Paul II. hatte 1994 in seinem Apostolischen Schreiben Ordinatio sacerdotalis verbindlich klargestellt: „Damit also jeder Zweifel bezüglich der bedeutenden Angelegenheit, die die göttliche Verfassung der Kirche selbst betrifft, beseitigt wird, erkläre ich kraft meines Amtes, die Brüder zu stärken, daß die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und daß sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben.“

Die Glaubenskongregation unter Kardinal Joseph Ratzinger, dem späteren Papst Benedikt XVI., bekräftigte 1995: „Diese Lehre fordert eine endgültige Zustimmung, weil sie, auf dem geschriebenen Wort Gottes gegründet und in der Überlieferung der Kirche von Anfang an beständig bewahrt und angewandt, vom ordentlichen und universalen Lehramt unfehlbar vorgetragen worden ist.“

Stetter-Karp ging auf eine Reihe weiterer Themen ein, die ihrer Ansicht nach bei deutschen Katholiken im Vordergrund stehen: „Beim Thema Vielfalt spielt auch der Umgang mit Homosexualität und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften eine Rolle. Der Zölibat steht ebenso infrage. Strukturell geht es vielen Laien um die Überwindung des Klerikalismus. Sie fordern Teilhabe an der Macht in der Kirche sowie Rechenschaftspflicht und Transparenz der Führung.“

Und: „Die Wahrheit ist, dass beim Thema Verhütung sehr viele Gläubige überhaupt nicht mehr nach dem Katechismus schauen und fragen. Und zwar nicht nur junge Menschen, sondern auch Menschen meiner Generation. Zur Verhütung gibt es wahrscheinlich keine besonderen Erwartungen mehr an einen neuen Papst. Wir wollen, dass die katholische Kirche in der Lehre ihre Vorstellungen von Sexualmoral grundlegend bearbeitet.“

„Beim Thema Abtreibung stehen wir für die doppelte Anwaltschaft für Frauen und das ungeborene Leben“, betonte die ZdK-Präsidentin, ohne ins Detail zu gehen. Im Jahr 2022 hatte Stetter-Karp erklärt, es sei „sicherzustellen, dass der medizinische Eingriff eines Schwangerschaftsabbruchs flächendeckend ermöglicht wird“. Dennoch trete das ZdK dafür ein, „dass ein Schwangerschaftsabbruch nicht als reguläre medizinische Dienstleistung betrachtet wird“, schrieb sie in einem Beitrag für die Beilage „Christ & Welt“ in der Wochenzeitung „Die Zeit“. Trotz scharfer Kritik von Lebensschützern nahm Stetter-Karp ihre Aussagen nicht zurück.

Im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am Sonntag sagte Stetter-Karp, sie wünsche sich, „dass wir einen Papst bekommen, der einen sensiblen Sinn für Gerechtigkeit zwischen Nord und Süd, Ost und West, Armen und Reichen besitzt. Gerade jetzt brauchen wir einen Papst, der politischen Mut beweist und den Diktatoren dieser Zeit ins Gewissen redet.“

Noch steht nicht fest, wann das Konklave beginnen soll. Papst Franziskus wurde am Samstag zu Grabe getragen. Das Novendiale, die obligatorische neuntägige Trauerzeit, begann mit dem Requiem auf dem Petersplatz am Samstag und endet somit am 4. Mai. Erst danach kann ein Konklave zusammentreten. Die Kardinäle treffen sich jedoch bereits regelmäßig zu sogenannten Generalkongregationen in Rom, um sich näher kennenzulernen und Gedanken auszutauschen.

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