Papst Franziskus und die Apokalypse – Was ist die sogenannte Malachias-Weissagung?

Papst Franziskus und die Apokalypse – Was ist die sogenannte Malachias-Weissagung?

Nach der bisherigen Auslegung der sogenannten Malachias-Weissagung wäre der aktuelle Papst Franziskus als „Petrus Romanus“ der letzte Papst der Kirchengeschichte, auf den unmittelbar die Apokalypse und das Weltgericht folgen. Der Bayreuther Historiker Hermann Hiery vertritt in der katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost“ jedoch eine alternative Interpretation, nach der noch mindestens drei weitere Päpste zu erwarten seien, bevor die in der Prophezeiung beschriebene Endzeit beginne.

Ursprung und Überlieferung der Papstweissagung

Die Papstweissagung des Malachias wurde erstmals 1595 im Werk Lignum Vitae des belgischen Benediktiners Arnold Wion veröffentlicht. Sie besteht aus 112 kurzen Sinnsprüchen, die jeweils einem Papst oder Gegenpapst zugeordnet werden, beginnend mit Cölestin II. (1143–1144).

Im gedruckten Text von 1595 finden sich neben den eigentlichen Weissagungen bereits die Namen der dazugehörigen Päpste sowie Erklärungsversuche der Sinnsprüche. Der Herausgeber Wion habe jedoch ausdrücklich betont, dass diese Zusätze nicht von Malachias selbst stammten.

Die Weissagung wird dem heiligen Malachias zugeschrieben, der im zwölften Jahrhundert als Erzbischof im irischen Armagh wirkte. Dass Malachias tatsächlich im Jahr 1139 in Rom war und den Papst aufgesucht hat, ist unbestritten, ebenso wie die Tatsache, dass ihm bereits zu Lebzeiten zahlreiche Wunder zugeschrieben wurden.

Ein zentraler Kritikpunkt an der Authentizität der Weissagung ist jedoch, dass sie erst 450 Jahre nach ihrer angeblichen Entstehung bekannt wurde. Hiery argumentiert hier, dass dies kein hinreichender Grund sei, die Weissagung als Fälschung zu betrachten, da die Erfindung des Buchdrucks viele zuvor unbekannte Handschriften zugänglich gemacht habe.

Der italienische Historiker Antonini habe zudem 2015 nachgewiesen, dass die Malachias-Prophezeiung bereits vor 1595 und sogar vor dem Konklave von 1590 bekannt gewesen sei. Ein von ihm entdeckter Brief vom 27. Juni 1587 erwähne eine „sicher alte Prophezeiung“ von Malachias und zitiere zwei Passagen daraus. Dies widerspreche der Annahme, die Weissagung sei erst Ende des 16. Jahrhunderts entstanden.

Hierys Neuinterpretation der Weissagung

Hiery ging davon aus, dass die bisherige Zuordnung der Prophezeiungen zu den Päpsten fehlerhaft sei. Er argumentierte, die Gegenpäpste seien „der wahre Schlüssel zur wirklichen Zuordnung der Weissagung zu einem Papst“.

Hiery stellte fest, dass drei angeblich in der Prophezeiung enthaltene Gegenpäpste mit der ursprünglichen Weissagung nichts zu tun haben könnten. Korrigiere man diese offensichtliche Fehlinterpretation, verschiebe sich die Zuordnung von Prophetie und Päpsten ab einem bestimmten Punkt chronologisch um drei Plätze.

Die letzten Päpste der Weissagung

Nach dieser Neuordnung entspreche beispielsweise der Sinnspruch „Religio depopulata“ („verwüstete Religion“) nicht Paul VI., sondern Johannes XXIII., was aus historischer Sicht mit den Folgen des Zweiten Vatikanischen Konzils korreliere.

Nach Hierys Neuinterpretation der Malachias-Weissagung wäre Papst Franziskus nicht der letzte Papst („Petrus Romanus“), sondern es würden noch mindestens drei weitere Pontifikate folgen. Die jetztige Zeit stelle jedoch bereits den Anfang der apokalyptischen Endzeit dar. Die auf Franziskus folgenden Päpste seien mit den Sinnsprüchen „De labore solis“ (Von der Mühe der Sonne) und „Gloriae olivae“ (Ruhm des Ölbaums) charakterisiert.

„De labore solis“ deute auf einen Papst hin, unter dem sich ein Ereignis kosmischen Ausmaßes vollziehen werde, „vielleicht ein riesiger Meteor oder Asteroid, der der Erde nahekommt und die Sonne verdunkelt“.

„Gloriae olivae“ werde traditionell mit Israel und dem Judentum in Verbindung gebracht. Möglicherweise sei ein zukünftiger Papst ursprünglich Jude oder der Staat Israel vollbringe eine Tat, die die gesamte Menschheitsgeschichte positiv beeinflusse.

Der Abschnitt über die letzte und größte Verfolgung der Christenheit unter dem finalen Papst „Petrus Romanus“ habe aufgrund der merkwürdigen Punktsetzung im Erstdruck von 1595 zu verschiedenen Spekulationen Anlass gegeben. Manche vermuteten, im Druck sei durch einen Satzfehler eine weitere Papstzuschreibung weggefallen.

Hiery betont, jede Prophezeiung erschließe sich erst wirklich, nachdem sie auch eingetreten sei. Bisherige Interpretationen, die sich häufig auf die jeweiligen Wappen der Päpste stützten, seien unbrauchbar. „Reale Weissagung hat aber nichts mit Banalitäten am Hut“, argumentierte der Historiker.

Eine wirkliche Prophezeiung drehe sich nicht darum, zukünftige Personen zu identifizieren, sondern im Mittelpunkt stünden zentrale Ereignisse, die mit dem jeweiligen Papst und seinem Verhalten unmittelbar verbunden seien.

Auffällig sei, dass viele Sinnsprüche negativ formuliert seien, was nicht allein mit schlechten Päpsten, sondern mit verhängnisvollen historischen Entwicklungen zur Zeit des jeweiligen Pontifikats erklärt werden könne.

So interpretiert Hiery beispielsweise den Sinnspruch „Ignis ardens“ (brennendes Feuer), den er Pius XII. zuordnet, als möglichen Hinweis auf die erste Atombombe über Hiroshima: „Hätte ein wirklicher Seher das Zünden der ersten Atombombe über Hiroshima im Mittelalter nicht als ‚brennendes Feuer‘ beschrieben?“

Sollte die Papstweissagung des Malachias tatsächlich echt sein, würde die neue Generation Zeitzeugen der Apokalypse sein, schlussfolgerte Hiery.

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