Pater Elias Carr CanReg vom Stift Klosterneuburg hat in einem Interview mit dem katholischen Fernsehsender EWTN zentrale Überlegungen über das Erbe von Papst Franziskus und die Zukunft der Kirche im deutschsprachigen Raum formuliert.
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Mehr InformationenCarr betonte, Papst Franziskus habe nach seiner Auffassung die Kirche erkennbar aus einer selbstbezogenen Haltung herausführen und stattdessen in die Welt senden wollen: „Er hat sicher versucht, den Blick der Kirche von sich selbst weg und hinaus in die Welt zu richten, um die Botschaft des Evangeliums zu verkünden. Und genau das ist wohl das wichtigste Vermächtnis von Papst Franziskus.“ Weitere Themen könne man zwar unterschiedlich bewerten, doch sehe er in dieser Ausrichtung das zentrale Leitmotiv.
In Bezug auf die kirchliche Praxis unterstrich Carr die Notwendigkeit, das Evangelium auf zeitgemäße Weise zu vermitteln, ohne dabei an der kirchlichen Lehre oder Praxis zu rütteln. Er sagte: „Wir haben schöne Kirchen, aber die Menschen kommen nicht hinein. Deshalb müssen wir hinausgehen, die Menschen wirklich ansprechen und sie auf neue, zeitgemäße Weise mit dem Evangelium erreichen – auf eine Weise, die für die Menschen des 21. Jahrhunderts verständlich ist. Das bedeutet jedoch keine Veränderung der Lehre oder der Praxis.“
Ein weiterer Schwerpunkt des Gesprächs war das Thema Synodalität. Carr erklärte, das Stift Klosterneuburg habe bereits seit Jahrhunderten nach synodalen Prinzipien gelebt. Dabei sei allerdings nicht immer klar gewesen, wie gut dies umgesetzt worden sei.
Entscheidend sei das rechte Verständnis von Synodalität: „Es ist kein Parlament. Es ist keine Bürokratie. Es geht hier um geistliche Unterscheidung. Wie können wir heute das Evangelium anbieten?“
Hinsichtlich der kirchlichen Hierarchie unterstrich Carr deren göttliche Stiftung und sakramentalen Charakter. Er sagte: „Jesus hat gewusst, was er getan hat, als er die Apostel berufen hat und die erste Hierarchie erstellt hat. […] Man muss dennoch verstehen, dass die kirchliche Hierarchie über das rein Menschliche hinausgeht: Sie hat eine sakramentale Identität, eine göttliche Ordnung.“
Diese göttliche Ordnung gründe sich auf die Sakramente, die kraft ihres Vollzugs wirken, also „ex opere operato“. Dieser lateinische Ausdruck bedeutet, dass die Wirksamkeit eines Sakraments unabhängig von der persönlichen Heiligkeit des Spenders durch die sakramentale Handlung selbst garantiert ist.
Mit Blick auf die Situation der Kirche im deutschsprachigen Raum äußerte Carr Hoffnung auf neue Aufbrüche. In Österreich, insbesondere in Wien, gebe es solche Entwicklungen bereits in kleinem Maßstab. Gleichzeitig verändere sich das kirchliche Profil, was für viele, die an etablierte Strukturen gewöhnt seien, schwierig sei.
Die Kirchenfinanzierung etwa sei außerhalb Deutschlands und Österreichs kein Thema. Carr wies darauf hin, dass das System des Kirchenbeitrags in Österreich ursprünglich auf die Zeit des Nationalsozialismus zurückgehe: „Es wurde eingeführt, um die Menschen von der Kirche zu entfremden. Während der NS-Zeit hatte es allerdings eine andere Wirkung: Viele Menschen zahlten bewusst ihren Beitrag, um damit Widerstand gegen die Nazis zu zeigen.“
Heute müsse man sich neuen Wegen öffnen, um den kirchlichen Auftrag zu erfüllen. Abschließend sagte er dazu: „Die Kirche gehört nicht uns, sondern Christus.“