Initiative „Neuer Anfang“: Viele Bischöfe bekennen sich nicht zur katholischen Sexualethik

Initiative „Neuer Anfang“: Viele Bischöfe bekennen sich nicht zur katholischen Sexualethik

Mehrere Bischöfe sind nach Angaben der Initiative „Neuer Anfang“, die den deutlichen Synodalen Weg kritisch begleitet, „nicht bereit, sich zur 2000 Jahre alten ethischen Grundnorm der katholischen Sexualethik zu bekennen“. Hintergrund ist die am 23. April unter dem Titel „Segnungen für Paare, die sich lieben“ veröffentliche Handreichung, die von der Gemeinsamen Konferenz aus Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) erarbeitet wurde.

Konkret seien Anfragen zur katholischen Sexualethik an die zehn Bischöfe der Gemeinsamen Konferenz gesandt worden, teilte die Initiative am Mittwochmorgen mit: „Neun von zehn betroffenen deutschen Bischöfen können sich nicht dazu bekennen.“

Der Initiative „Neuer Anfang“ zufolge sei diese Sexualethik von der vatikanischen Erklärung Fiducia supplicans aus dem Jahr 2023 „nochmal mit Nachdruck bestätigt“ worden.

Demgegenüber bezieht sich die Handreichung ausdrücklich auf das Dokument aus dem Vatikan, das von Papst Franziskus gutgeheißen worden war und „Segnungen“ homosexueller und anderer außerehelicher Verbindungen erlaubt hatte. Es sei in diesem Dokument „Abstand genommen“ worden „vom bisherigen kategorischen Nein zu Segnungen von Paaren, für die eine kirchlich-sakramentale Ehe nicht möglich ist“, so die Gemeinsame Konferenz mit Nachdruck.

„Neuer Anfang“ sprach indes von einem diametralen Widerspruch zwischen der Handreichung und Fiducia supplicans. Während der Vatikan „ausdrücklich eine nicht rituelle Praxis“ gefordert habe, rege die Handreichung „eine rituelle Praxis“ an: „Damit liegt ein Widerspruch in Orthodoxie und Orthopraxie vor.“

„Lediglich ein Bischof hatte uns im Sinne des biblischen ‚Ja, Ja – Nein, Nein‘ mitgeteilt, wie er abgestimmt hat“, meldete „Neuer Anfang“. Auf Anfrage von CNA Deutsch hatte die DBK in der vergangenen Woche erklärt, die Abstimmung zur Handreichung in der Gemeinsamen Konferenz sei nicht einstimmig ausgefallen. Weitere Informationen waren nicht in Erfahrung zu bringen.

„Der Erzbischof von Berlin, Heiner Koch, hatte in seiner Stellungnahme von seinem theologischen Referenten mitteilen lassen, dass er sein Abstimmungsverhalten nicht öffentlich machen wolle.“ Gleichzeitig habe er „auf eine Stellungnahme des Erzbistums Berlin“ zum Thema verwiesen, was die Initiative „Neuer Anfang“ als „bedauerliches Ausweichen vor einer Antwort“ einordnete.

„Von den (Erz-)Bischöfen Marx, Kohlgraf, Gössl, Gerber, Bätzing, sowie den Weihbischöfen Theising, Brahm und Holtkotte war eine Woche nach Versand des Schreibens keine Antwort zu erhalten“, hieß es außerdem.

Der zehnte Bischof in der Gemeinsamen Konferenz ist Rudolf Voderholzer von Regensburg, der sich mit drei weiteren deutschen Diözesanbischöfen nicht länger am Synodalen Weg beteiligt, nachdem die zuständigen vatikanischen Stellen mehrfach deutlichen Einspruch gegen den Prozess eingelegt hatten. Auf Voderholzer ging „Neuer Anfang“ nicht namentlich ein.

„Die Initiative Neuer Anfang findet es bestürzend, dass Bischöfe der katholischen Kirche, die auf Grund ihres Weiheamtes zu öffentlichen Zeugen bestellt und zu diesem Zeugnis verpflichtet sind, sich hinter einer kirchenrechtlich unbedeutenden halbanonymen Konferenz verstecken“, hieß es. „Auch die Nichtantwort ist eine Antwort.“

Kontroverse um Fiducia supplicans

Kern der Auseinandersetzung zwischen den deutschen Bischöfen und der Initiative „Neuer Anfang“ ist die Interpretation von Fiducia supplicans. Der Vatikan hatte 2021 noch festgehalten, die Kirche verfüge „weder über die Vollmacht, Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts im oben gemeinten Sinne zu segnen, noch kann sie über diese Vollmacht verfügen“. Auch diese Klarstellung war von Papst Franziskus gutgeheißen worden.

Weniger als drei Jahre später sah es – jetzt mit Kardinal Víctor Manuel Fernández an der Spitze des Dikasteriums für die Glaubenslehre – ganz anders aus. Fiducia supplicans hielt fest: „In dem hier umrissenen Horizont liegt die Möglichkeit der Segnung von Paaren in irregulären Situationen und von gleichgeschlechtlichen Paaren, deren Form von den kirchlichen Autoritäten nicht rituell festgelegt werden darf, um keine Verwechslung mit dem dem Ehesakrament eigenen Segen hervorzurufen.“

Zahlreiche Bischöfe, besonders auf dem afrikanischen Kontinent, leisteten Ende 2023 und Anfang 2024 ausdrücklichen Widerstand und kündigten an, solcherlei „Segnungen“ in ihren Diözesen nicht durchzuführen.

Papst Franziskus sprach in einem Interview im Januar 2024 von „kleinen ideologischen Gruppen“, die „vehement protestieren“. Ein „Sonderfall“ seien hingegen „die Afrikaner: Für sie ist Homosexualität etwas ‚Hässliches‘ aus kultureller Sicht, sie tolerieren sie nicht.“

Traditionell argumentiert die Kirche, man könne die Sünde als solche nicht segnen. Eine homosexuelle Verbindung oder ein anderweitiges außereheliches Zusammenleben (im Sinne einer geschlechtlichen Beziehung) kann also nicht gesegnet werden. Die involvierten Personen selbst können jedoch selbstverständlich als Menschen – die wie alle anderen Menschen auch Sünder sind – einen Segen empfangen. Dies war bereits vor Fiducia supplicans die kirchliche Praxis und auch auf lehrmäßiger Ebene das katholische Verständnis.

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