Doktorarbeit des späteren Papstes Leo XIV. gibt Hinweise auf Pontifikat

Doktorarbeit des späteren Papstes Leo XIV. gibt Hinweise auf Pontifikat

Papst Leo XIV. hat an der Päpstlichen Universität des heiligen Thomas von Aquin in Rom – besser bekannt als Angelicum – im Fach Kirchenrecht promoviert. Seine Dissertation über die Leitung des Augustinerordens könnte dem Rektor der Universität zufolge Aufschluss darüber geben, wie der neue Papst die katholische Kirche leiten wird.

In einem Interview mit EWTN News sagte der Dominikanerpater Thomas Joseph White, er stelle sich vor, dass Leos kirchenrechtliche Ausbildung seine Amtsführung als Papst beeinflussen werde, indem sie „ein Gleichgewicht zwischen Beratung und endgültigen Entscheidungen“ schaffe – ein Gleichgewicht, das Leo nach zwölf Jahren Erfahrung in der Leitung seiner Ordensgemeinschaft vertraut sei.

White, der erste amerikanische Rektor der Universität, wies auch darauf hin, dass sowohl Papst Johannes Paul II. als auch Papst Leo XIV. ihre Doktorarbeit am Angelicum eingereicht haben: „Für unsere Universität ist es eine unsagbare Ehre, dass wir an der Ausbildung von zwei der letzten vier Päpste beteiligt waren.“

Leo studierte von 1981 bis 1983 am Angelicum, um ein kirchenrechtliches Lizenziat zu erwerben, nachdem er im August 1981 seine feierlichen Gelübde bei den Augustinern abgelegt hatte. Im Juni 1982, mitten im Studium, wurde er zum Priester geweiht. 1985 schloss er sein Doktorat mit dem Titel „Die Rolle des Ortspriors im Orden des heiligen Augustinus“ ab.

White zufolge hat die Dissertation von Pater Robert Francis Prevosts OSA eine Perspektive, die über die Augustinerregel und die Rolle des Ordenspriors hinaus auf das Episkopat und sogar auf das Papsttum angewendet werden könnte.

„Es ist ein wirklich ausgereiftes Werk eines 30-Jährigen, der sehr gelehrt, sehr belesen und sehr nachdenklich und geistlich ist“, sagte der Dominikaner.

Die Dissertation, fuhr er fort, reflektiere „über Gehorsam und Autorität in der katholischen Kirche und den gemeinschaftlichen Charakter des gemeinsamen Lebens oder der Gemeinschaft von Personen, den Respekt vor dem Gewissen, den Respekt vor den menschlichen Personen, den Gaben, den Talenten der Brüder und auch den Beschränkungen oder Leiden der Brüder, und wie der Prior sich auf Christus und die Regel beziehen und eine selbstlose Lebensweise im Dienste des Gemeinwohls aller pflegen soll“.

Die Doktorarbeit des Papstes befasst sich laut White auch mit der Frage, wie der Obere eines Ordens das Gewissen der Ordensmitglieder respektieren muss, indem er mit der Freiheit jedes Einzelnen arbeitet, während er letztlich „die Verantwortung hat, endgültige Entscheidungen zu treffen und die Gemeinschaft und Einheit der betreffenden Gruppe zu gewährleisten“.

Der damalige Pater Prevost studierte am Angelicum zu einer Zeit, die White als „das goldene Zeitalter unserer kirchenrechtlichen Fakultät“ bezeichnete. Die Kirchenrechtsprofessoren der Universität halfen Papst Johannes Paul II. in den frühen 80er Jahren bei der Vorbereitung und Herausgabe des weiterhin gültigen Kodex des kanonischen Rechts von 1983.

Er sagte, aus der Dissertation des späteren Papstes gehe hervor, dass er eine Theorie des Gehorsams erlernt hat, in der „Gehorsam etwas ist, das durch das Leben des Verstandes ausgeübt wird, der offen ist für die Wahrheit des Glaubens, die Wahrheit, die durch die Lebensregel angezeigt wird, und der Wille ist, frei zuzustimmen, indem er eine gemeinsame Wahrheit versteht, die die Gemeinschaft gemeinsam leben will“.

Der Rektor nannte es eine ausgewogene, aber „anspruchsvolle Version des Gehorsams“, die den Menschen im Rahmen einer gemeinsamen Zielsetzung, die auf den Wahrheiten des katholischen Glaubens beruht, sehr respektiert.

„Seine dominikanische Vision von Gehorsam, wenn ich es so ausdrücken darf, und sein Studium als Kanonist bei den Augustinern, das ist etwas, das wahrscheinlich wirklich tief in ihm steckt und wahrscheinlich sehr hilfreich ist“, bemerkte White.

Das Thema der Arbeit von Papst Leo XIV. über den Generalprior der Augustiner wurde später von größerer praktischer Bedeutung, als der damalige Pater Prevost im Jahr 2001 selbst zum Generalprior gewählt wurde und bis 2013 für die Geschicke des Ordens verantwortlich war.

„Es ist wirklich interessant“, bemerkte White, „wie Gott ihn auf diese Art von Aufgabe vorbereitet hat, eine Führungspersönlichkeit in der katholischen Kirche zu sein, die [alle] respektiert“.

Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.

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