„Fürchte Gott, tue recht, scheue niemanden“ – mit diesem Satz beschreibt Stefan Hipp die Haltung, die seine katholisch geprägte Familie seit Generationen prägt. Im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ betonte der Unternehmer den prägenden Einfluss des Glaubens auf sein Leben. Hipp ist Geschäftsführer des Familienunternehmens HiPP, das auf die Herstellung von Bio-Babynahrung spezialisiert ist.
Der Familienspruch sei „seit Anfang an“ zentral gewesen; es gehe dabei um Mut, Ehrfurcht, Vertrauen und anständiges Verhalten. Diese Haltung sei „eine zeitlose Botschaft, sie ist gerade in der heutigen Zeit wichtiger denn je“. Der Glaube sei „tief in unserem Handeln verankert“.
Hipp räumte ein, dass in Europa die religiöse Bindung nachlasse, um dann zu betonen: „Weltweit wachsen die Zahlen aber.“ Für ihn persönlich sei der Glaube wichtig, führte er aus: „Glaube gibt Halt, Hoffnung, Mut, Vertrauen, auch Ruhe.“ Ein Leben ohne diesen Halt sei für ihn „nicht vorstellbar“.
Auch im Blick auf christlich geprägte Feiertage sprach sich Hipp deutlich gegen deren Abschaffung aus, wie sie mitunter in Politik und Wirtschaft diskutiert wird. Die Feiertage seien „nicht nur zum Ausspannen da“, sondern dienten „der Besinnung und der Gemeinschaft“.
Wer Feiertage abschaffe, riskiere einen kulturellen Verlust: „Schaffen wir sie ab, verlieren wir ein Stück Herkunft.“ Zwar hoffe er, dass zumindest die Hälfte seiner Mitarbeiter wisse, warum man an Himmelfahrt oder Fronleichnam freihabe, vermute aber, dass es weniger seien.
Hipp warnte zudem vor den gesellschaftlichen Folgen der sinkenden Geburtenrate. Allein in Deutschland gebe es „in den letzten drei Jahren 100.000 Babys weniger pro Jahr“. Besonders mit Blick auf die Alterung der Bevölkerung und die Belastung der Sozialsysteme brauche es ein Umdenken, so Hipp: „Kinder zu haben, sollte Wertschätzung erfahren.“
2021 wurden noch 795.492 Kinder geboren, bis 2023 sank die Zahl auf 692.989 – ein Minus von rund 102.500 Geburten innerhalb von zwei Jahren. Für 2024 deuten vorläufige Schätzungen auf etwa 677.000 bis 680.000 Geburten hin, was einem weiteren Rückgang von 2,3 % bis 4,7 % entspräche. In Deutschland werden jährlich mehr als 100.000 Kinder vor der Geburt straffrei im Mutterleib getötet.
Familien mit Kindern bräuchten nicht nur symbolische Anerkennung, sagte Hipp, sondern auch steuerliche Rahmenbedingungen, wie sie in anderen europäischen Ländern bereits bestünden. Entscheidend sei, dass Kinder „jederzeit willkommen sind“ und Eltern tatsächlich die Möglichkeit hätten, Familie und Beruf zu vereinen – ohne finanzielle Sorgen oder karrierebedingte Nachteile. Wenn Frauen sich gezwungen sähen, zuerst Karrierepläne umsetzen zu müssen, sinke später die Wahrscheinlichkeit für ein Leben mit Kindern.
Im eigenen Unternehmen setzt Hipp nach eigenen Angaben auf flexible Lösungen: „Deswegen bieten wir flexible Arbeitszeiten und Homeoffice an, beim Wiedereinstieg kann auch erst nur wenige Stunden die Woche gearbeitet werden.“ Auch eine betriebseigene Kita mit 50 Plätzen gehöre dazu.
Die sinkende Geburtenrate bleibe dennoch „eine große Herausforderung, besonders in einem Markt wie Deutschland“, so Hipp. Wachstum verzeichne das Unternehmen derzeit vor allem im Ausland.