Der Familienbund der Katholiken hat sich besorgt gezeigt über die in einer Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI) festgestellte Einsamkeit vieler Kinder. Ulrich Hoffmann, der Präsident des Familienbundes, mahnte: „Die Ergebnisse der DJI-Studie müssen ein Weckruf für die Politik sein.“
Die Wochenzeitung „Die Zeit“ fasste die Studienergebnisse zusammen: „Mehr als jedes fünfte Kind ist einer Studie zufolge zumindest manchmal einsam. 17 Prozent aller Fünf- bis Elfjährigen gaben demnach an, sich hin und wieder alleine zu fühlen. Fünf Prozent fühlten sich gar oft oder sehr oft einsam, wie das Deutsche Jugendinstitut (DJI) betont.“
Die Einsamkeit von Kindern sei, so Hoffmann, „nicht nur ein individuelles Problem, sondern ein gesellschaftliches Versäumnis. Eltern fehlt es zunehmend an Zeit, um ihren Kindern die notwendige Zuwendung und Geborgenheit zu geben – und das ist kein persönliches Versagen, sondern Ausdruck struktureller Defizite.“
Der Familienbund verwies auch darauf, dass besonders Kinder, die von nur einem Elternteil erzogen werden, sowie Kinder in Stieffamilien unter Einsamkeit leiden, außerdem Kinder in Familien mit finanziellen Belastungen.
Hoffmann kommentierte: „Diese Zahlen sind erschütternd und zeigen, dass Einsamkeit eine stille, aber tiefgreifende Bedrohung für das Wohlbefinden und die Entwicklung unserer Kinder ist.“
Der Familienbund fuhr in einer Mitteilung fort: „Einsamkeit und auffälliges Verhalten stehen in engem Zusammenhang. Kinder, deren Verhalten als auffällig eingestuft wird, berichten häufiger von Einsamkeit. Die Ursachen sind vielschichtig – klar ist jedoch: Soziale Isolation in jungen Jahren kann schwerwiegende psychische und soziale Folgen nach sich ziehen.“
Mit Blick auf die Ursachen erwähnte der Familienbund den Zeitmangel innerhalb von Familien als „zentrales Problem“. So stünden viele Eltern „unter dem Druck, Erwerbsarbeit, Kindererziehung und oft auch Pflegeverantwortung unter einen Hut zu bringen. Die Folge: Gemeinsame Familienzeiten werden zur Ausnahme, und Kinder erleben zu wenig Alltagsnähe und Unterstützung.“
Der Präsident des katholischen Verbands betonte daher, die Antwort auf das Problem dürfe nicht sein, „Eltern noch mehr Erwerbsarbeit zuzumuten. Wer Vereinbarkeit nur als Frage von mehr Arbeitsstunden und flexiblen Arbeitsmodellen versteht, verkennt die Bedürfnisse von Kindern und Familien.“
Stattdessen brauche es „eine Familienpolitik, die echte Wahlfreiheit ermöglicht, Zeitwohlstand fördert und Familien entlastet – nicht noch mehr Arbeitsverdichtung auf Kosten der Kinder“.
Konkret forderte Hoffmann „ein koordiniertes Vorgehen aller gesellschaftlichen Akteure – von der Politik über die Bildungseinrichtungen bis hin zu Verbänden und Kirchen. Besonders Schulen, Kitas und Familienzentren sind gefordert, Einsamkeit frühzeitig zu erkennen und Kindern Wege zu sozialer Teilhabe zu eröffnen. Einsamkeit darf nicht zum Normalzustand für Kinder werden.“