Die Missbrauchsstudie für das Bistum Fulda soll am 17. Juni, also in zwei Wochen, veröffentlicht werden. Der für Fulda zuständige Bischof Michael Gerber hatte bereits vor einigen Monaten gesagt, die Studie solle im Sommer erscheinen. Nun steht ein genauer Termin fest.
Gerber ist erst seit März 2019 im Bistum Fulda beheimatet. Zuvor war er Weihbischof in der Erzdiözese Freiburg. Seit September 2023 ist Gerber auch stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK). Sein Vorgänger in diesem Amt, Franz-Josef Bode, trat als Bischof von Osnabrück zurück, nachdem es Kritik an seinem Umgang mit Fällen von sexuellem Missbrauch gegeben hatte. Bode war allerdings auch bereits seit vielen Jahren Bischof, bevor im Jahr 2010 in den deutschen Bistümern die Verfahren verschärft wurden.
Inzwischen ist es üblich, dass die Leitung der jeweiligen Diözese, also auch der Bischof, erst nach der offiziellen Veröffentlichung der Studie auch selbst Einblick erhält. Somit wird sich Gerber erst einige Tage nach dem 17. Juni, aber noch „vor der Sommerpause“, ausführlicher zu den Ergebnissen der Missbrauchsstudie äußern.
„Ich rechne nach den Erfahrungen anderer Bistümer damit, dass der Bericht uns wichtige Erkenntnisse zur Vergangenheit bringen, aber auch Impulse für die Zukunft vermitteln wird“, sagte der Bischof, wie das Bistum Fulda mitteilte. „Nur wer kritisch auf die eigene Vergangenheit zurückblickt, kann zuversichtlich in die Zukunft schauen.“
„Die Auseinandersetzung mit der Geschichte ist schmerzhaft, aber Voraussetzung dafür, Zukunft gestalten zu können“, so Gerber außerdem. „Als Kirche lernen wir in diesen Jahren erneut, wie notwendig es ist, sich der Realität zu stellen und daraus konkrete Konsequenzen zu ziehen.“
Die für die Aufarbeitung von Missbrauch im Bistum Fulda zuständige Unabhängige Kommission besteht seit 2021 und tagte nach Angaben der Diözese „regelmäßig im Bonifatiushaus in Fulda. Ihre Arbeit konzentrierte sich auf zwei zentrale Schwerpunkte: das systematische Sichten und Auswerten von Personalakten seit 1945 sowie das vertrauliche Anhören von Betroffenen und Zeitzeugen. Unterstützt wurde die Kommission dabei von mehreren pensionierten Kriminalbeamten, die ihre Erfahrung in der Analyse großer Aktenbestände eingebracht haben.“ Der Vorsitzende der Kommission ist der studierte Jurist und frühere Fuldaer Oberbürgermeister Gerhard Möller (CDU).
Seit dem Zweiten Weltkrieg hatte das Bistum Fulda sechs Bischöfe. Die Reihe beginnt mit Johann Baptist Dietz, der 1958 zurücktrat und ein Jahr später starb. Auf ihn folgte Adolf Bolte, der von 1959 bis zu seinem Tod 1974 im Amt blieb. Der nächste Bischof war Eduard Schick. Er trat 1982 aus Altersgründen zurück und starb im Jahr 2000. Nach Schick war Johannes Dyba für das Bistum Fulda zuständig, und zwar bis 2000, als er im Alter von 70 Jahren starb. Bischof Heinz Josef Algermissen trat 2018 aus Altersgründen zurück. Sein Nachfolger, Bischof Gerber, wurde 2019 in sein Amt eingeführt.