Papst Leo XIV. hat sich an die Teilnehmer des Internationalen Kongresses für Bioethik zum Thema „Der Glanz der Wahrheit in Wissenschaft und Bioethik“ gewandt, der vom Internationalen Lehrstuhl für Bioethik der Stiftung Jérôme Lejeune veranstaltet wurde.
Der Pontifex übermittelte ihnen „seine herzlichen und ermutigenden Grüße“ und drückte „eine lebhafte Wertschätzung für die Initiative“ aus, die am 30. und 31. Mai im Päpstlichen Patristischen Institut Augustinianum in Rom stattfand.
Papst Leo unterstrich seinen Wunsch, dass die Aktivitäten des Kongresses „eine Annäherung an die Wissenschaft fördern mögen, die immer authentischer menschlich ist und die Integrität der Person respektiert“.
Er ermutigte sie, „mit Engagement“ im Studium und in der Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse „im Dienst der Wahrheit und des Gemeinwohls“ fortzufahren.
Seit ihrer ersten Auflage im Jahr 2023 hat sich die Veranstaltung als Referenzforum für die Debatte über die wesentlichen Fragen der Bioethik etabliert. In Jahr 2025 wurde über die Existenz der Wahrheit an der Schnittstelle zwischen experimentellen und medizinischen Wissenschaften, Philosophie und Theologie nachgedacht. An der Konferenz nahmen fast 400 Forscher, Wissenschaftler, Ärzte, Philosophen und Juristen aus der ganzen Welt teil.
Hauptvortrag von Kardinal Eijk
Den Eröffnungsvortrag hielt der niederländische Kardinal Willem Jacobus Eijk, der aufzeigte, wie Wissenschaft und Bioethik in den Dienst der Wahrheit gestellt werden können, sofern drei grundlegende Prinzipien beachtet werden: „Die Anerkennung, dass die menschliche Vernunft in der Lage ist, metaphysische Wahrheiten zu erkennen; dass der Mensch in jedem Fall eine relative Autonomie besitzt; und die Anerkennung des menschlichen Lebens als intrinsischen Wert.“
Der Spanier Juan Arana, ein Mitglied der Königlichen Akademie der Moral- und Politikwissenschaften, hielt einen Vortrag darüber, wie „die Entwicklung des westlichen Denkens dazu tendiert hat, die Suche nach den großen Wahrheiten der Philosophie zugunsten der kleinen Wahrheiten der Wissenschaft zu vernachlässigen“.
In diesem Zusammenhang mahnte er, dass „wir uns bemühen sollten, diese verlorene Verbindung wiederherzustellen“. Er betonte auch den unverzichtbaren Charakter von Philosophie und Metaphysik bei der Suche nach Wahrheit und im Dialog mit der Wissenschaft.
Moralische Wahrheit in der Bioethik
Der aus Deutschland stammende Gelehrte Stephan Kampowski vom Päpstlichen Theologischen Institut Johannes Paul II. sprach über die moralische Wahrheit in der Bioethik und erklärte, dass „die neuen Biotechnologien nie dagewesene Möglichkeiten schaffen können“.
Am ersten Tag fanden zwei Diskussionsrunden statt. Zum einen wurde über die „schwierige Frage der genetischen Beratung“ nachgedacht. Die spanische Genetikerin Teresa Perucho, der französische Chirurg Emmanuel Sapin und der Neonatologe Robin Pierucci aus den Vereinigten Staaten analysierten die Kriterien für eine faire genetische Beratung: „Wie kann man Eltern bei einer schwierigen Ankündigung begleiten, ohne die Pflicht des Arztes zu verletzen, die aus Mitgefühl und Respekt vor dem menschlichen Leben besteht?“
Die zweite Diskussionsrunde befasste sich mit der Frage der Verweigerung aus Gewissensgründen und ging aus von Beiträgen von Grégor Puppinck vom Europäischen Zentrum für Recht und Gerechtigkeit und Nicolas Lafferriere aus Argentinien vom Centro Bioética Persona y Familia.
Puppinck zeigte auf, dass „die Frage des Rechts auf Verweigerung aus Gewissensgründen deshalb so heiß diskutiert wird, weil das persönliche Gewissen das letzte und wahre Zeugnis der Wahrheit und des Guten ist“.
Lafferriere erklärte unter Berufung auf die Enzyklika Evangelium vitae von Papst Johannes Paul II., dass die Verweigerung der Teilnahme an einer ungerechten Handlung nicht nur eine moralische Pflicht, sondern auch ein grundlegendes Menschenrecht ist.
Am letzten Tag der Konferenz sprach Emmanuel Sapin über „Geschlechtsdysphorie“ und zeigte auf, dass der Unterschied zwischen Männern und Frauen eine objektive Realität ist, wobei die Hormone und das Gehirn bei der sexuellen Identität eine herausragende Rolle spielen.
Den Abschluss der Tagung bildete ein Vortrag von Jean-Marie Le Méné, dem Präsidenten der Stiftung Jérôme Lejeune, der die Aufgabe des Wissenschaftlers erläuterte. Der Namensgeber der Stiftung war ein Genetiker, der den Ursprung des Down-Syndroms entdeckte und der erste Präsident der Päpstlichen Akademie für das Leben wurde. Er sah die Aufgabe des Wissenschaftlers darin, „ohne Scham anzuerkennen, dass das, was er weiß, mikroskopisch klein ist im Vergleich zu dem, was er nicht weiß, und dass er fasziniert ist von dem Abenteuer der Intelligenz auf dem Weg zum Verständlichen“.
Übersetzt und redigiert aus dem Original von ACI Prensa, der spanischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.