Eine neue Studie liefert erstmals umfassende empirische Belege dafür, dass das katholische Rosenkranzgebet positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit hat. Die internationale Forschungsarbeit, die von Wissenschaftlern verschiedener europäischer Hochschulen angefertigt wurde, dokumentiert, wie die rhythmischen Gebete Spannungen lösen, emotionale Stabilität fördern und eine ganzheitliche Form des inneren Friedens erzeugen.
Konkret untersuchte die Studie mit dem Titel „Is the Rosary Still Relevant? Exploring its Impact on Mental Health and Well-Being“ 361 Personen. Die Stichprobe wurde über ein Ketten- oder Netzwerkverfahren erhoben, beginnend mit Personen, die in katholischen Bewegungen und Andachtsgruppen engagiert sind. Von den Teilnehmern gehörten 92 Prozent der römisch-katholischen Kirche an, wobei 61 Prozent der Stichprobe Frauen waren.
Die Ergebnisse zeigten positive moderate Korrelationen des Rosenkranzgebets mit verschiedenen Variablen wie der Verringerung von Depressionen, der Steigerung der Empathie und der Reduzierung religiöser Kämpfe.
Eine Mehrheit der Teilnehmer berichtete, sehr religiös oder spirituell (36 Prozent) bzw. ziemlich religiös oder spirituell (47 Prozent) zu sein. Die meisten Teilnehmer erlebten das Gebet als beruhigende und entspannende Praxis, welche die Atmung verlangsamt und das Bewusstsein im Gebet auf die Gebetsperlen fokussiert.
Christian Spaemanns psychiatrische Perspektive
Der österreichische Psychiater und Psychotherapeut Christian Spaemann kann diese Erkenntnisse aus jahrzehntelanger klinischer Praxis bestätigen. Während viele moderne, nichtchristliche Meditationspraktiken Neutralität und Distanzierung betonen, erschließe der Rosenkranz etwas Persönliches und Beziehungshaftes.
„Die Liebe können wir natürlich im Rosenkranz auf eine ganz andere Weise erfahren als bei den eher unpersönlichen Mantras. Es geht um eine Öffnung des Herzens zur Mutter im Himmel. Davon sind wir allerdings in der westlichen Welt im Allgemeinen ziemlich weit weg“, erklärte Spaemann gegenüber der katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost“.
Spaemann betonte, dass nachhaltige Beruhigung seiner Erfahrung nach durch Liebe erreicht werde, und zwar bereits beim Säugling. Um Liebe wirklich zu erfahren und innerlich aufnehmen zu können, müssten Menschen natürlich ruhig werden und sich auf ihre Nächsten einlassen, was einen Kreislauf bilde.
Der Psychiater sieht im Rosenkranz einen universellen menschlichen Rhythmus, da die meisten großen Religionen Gebetsperlen oder Gesänge mit repetitiver Kadenz einschließen. Dies berühre seiner Ansicht nach eine tiefe psychologische und sogar physiologische Saite im Menschen und erinnere an den ursprünglichen Trost eines Kindes, das auf den Herzschlag seiner Mutter hört. Es gebe in diesem Rhythmus eine Art erinnerte Sicherheit, einen Zugangspunkt zur Transzendenz, der doktrinären Spaltungen vorausgehe.
Wissenschaftliche Grundlagen der Rosenkranz-Forschung
Die systematische Erforschung der gesundheitlichen Auswirkungen des Rosenkranzgebets begann bereits 2001 mit einer Studie der Universität Pavia in Italien, die im renommierten British Medical Journal veröffentlicht wurde.
Forscher untersuchten dabei 23 gesunde Teilnehmer, denen Sensoren zur Messung von Herzfrequenz, Blutfluss und Feedback des Nervensystems angelegt wurden, während sie den Rosenkranz auf Lateinisch rezitierten. Die Sensoren registrierten eine Verlangsamung der Atmung der Teilnehmer auf etwa sechs Atemzüge pro Minute, was den Blutfluss zum Gehirn und die Herzfrequenzvariabilität zu steigern begann.
Diese Optimierung half Herz und Nervensystem dabei, mit ihrer größten Effizienz zu funktionieren, wobei sich dieser Trend umkehrte, sobald die Teilnehmer wieder normal zu sprechen und zu atmen begannen.