„Viele Menschen sind geistlich ausgehungert“: Priester der Petrusbruderschaft

„Viele Menschen sind geistlich ausgehungert“: Priester der Petrusbruderschaft

Pater Bernhard Gerstle von der traditionsverbundenen Priesterbruderschaft St. Petrus sieht eine geistliche Leere bei vielen Menschen, aber auch, wie besonders junge Erwachsene wieder Sinn und Halt im katholischen Glauben suchen. „Viele Menschen sind geistlich ausgehungert“, so Gerstle in einem Beitrag für die katholische Wochenzeitung „Die Tagespost“.

Gerstle, der jahrelang für den deutschsprachigen Distrikt der Petrusbruderschaft verantwortlich war, schrieb: „Seit Jahren erlebe ich in meinem Dienst als Priester und Seelsorger einen erstaunlichen Zulauf von überwiegend jungen Menschen zur katholischen Kirche.“ Dabei seien viele von ihnen zwar als Kinder getauft worden, hätten jedoch kaum eine kirchliche Sozialisierung erfahren.

Die zunehmende Zahl von Firmungen unter jungen Erwachsenen und älteren Menschen erkläre sich aus dieser Entwicklung. Besonders in der Millionen- und Studentenstadt Köln beobachte er eine wachsende Offenheit für das Evangelium: „Wir müssen heutzutage nicht mehr nach Afrika oder Asien in die Mission, sie beginnt schon direkt vor unserer Haustüre.“

Viele Menschen hätten auf ihrer Sinnsuche Umwege über sogenannte Ersatzreligionen genommen oder Enttäuschungen im Bereich von Liebe und Sexualität erfahren. „Irgendwann merken sie: Das kann es nicht gewesen sein. Und sie begeben sich auf die Suche nach dem Sinn des Lebens.“

Der missionarische Impuls erfolge häufig ganz einfach durch persönliche Begegnungen oder Hinweise über das Internet: „Mission funktioniert häufig nach dem Motto: ‚Komm und sieh!‘ ‚Komm mal mit zur heiligen Messe oder zur Katechese! Oder schau mal rein in die Bibel oder in dieses oder jenes Buch!‘“

Ein besonders eindrückliches Beispiel schilderte der Priester anhand einer persönlichen Begegnung: Eines Tages sei eine junge Frau etwa eine halbe Stunde vor einer Werktagsmesse erschienen und habe ihn direkt gefragt: „Können Sie mich taufen?“ Er habe ihr erklärt, dass eine Taufe Vorbereitung erfordere und sie zu einem Gesprächstermin eingeladen. In diesem habe sie ihm anvertraut, dass ihre Eltern aus der Türkei stammen und sie muslimisch erzogen wurde.

„Vor einem Jahr hat jemand zu ihr gesagt: ‚Jesus liebt dich!‘ Dieses Wort hat sie so berührt, dass sie am nächsten Tag eine Bibel kaufte“, erzählte Gerstle die Bekehrungsgeschichte der jungen Frau. Die tägliche Lektüre der Heiligen Schrift habe sie zur Überzeugung gebracht, dass die Taufe notwendig sei. Über einen Kontakt im Internet sei sie schließlich auf die Gemeinde der Petrusbruderschaft in Köln aufmerksam gemacht worden, wo Gerstle heute wirkt.

In der Taufvorbereitung habe sich auch ihr persönliches Umfeld verändert. Die junge Frau habe ihm mitgeteilt, dass sie sich von ihrem muslimischen Freund trennen wolle. Gerstle beschreibt sein seelsorgliches Vorgehen: „Ich empfahl ihr, mit der Trennung zu warten und für ihn zu beten.“

Kurze Zeit später sei auch der Freund zur Sonntagsmesse gekommen. Diese habe auf ihn „eine unglaubliche Wirkung“ gehabt. Er habe sie als eine „Art Gottesbegegnung“ beschrieben und ebenfalls den Wunsch geäußert, sich taufen zu lassen.

Der Seelsorger betonte zudem, dass junge Menschen ein klares und vollständiges Glaubenszeugnis erwarteten: „Christentum light hat keine Zukunft.“ Wer die ganze Wahrheit des Glaubens nicht vermitteln wolle, verliere seine Glaubwürdigkeit.

„Wir müssen nicht ‚anders katholisch‘ sein, wie ein deutscher Bischof meint, sondern ‚authentisch katholisch‘. Wo ‚katholisch‘ drauf steht, muss auch ‚katholisch‘ drin sein“, so Gerstle, der damit auf eine Äußerung von Bischof Georg Bätzing anspielte, der seit mehreren Jahren Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist.

Geistliche Erneuerung sei nur dort sichtbar, wo kirchliche Verantwortungsträger sich uneingeschränkt zum katholischen Glauben bekennen. Für Gerstle liegt das zentrale Ziel darin, suchenden Menschen die Wahrheit des Glaubens zu erschließen: „Der christliche Glaube hat doch das beste Angebot der Welt: er verheißt ‚ewiges Leben‘, ‚ewiges Glück!‘ Mehr geht nicht!“

Die kirchliche Botschaft müsse dabei klar vom Zeitgeist abgegrenzt werden. Aussagen führender Funktionäre etwa des Bunddes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) zur Sexualität spiegelten aus seiner Sicht „mehr oder weniger das traurige Niveau des Zeitgeistes“ wider. Im Gegensatz dazu sei in den Schriften Papst Johannes Pauls II. zur „Theologie des Leibes“ eine tiefere Wahrheit über den Menschen zu finden.

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