Bei der Generalaudienz am Mittwoch hat Papst Leo XIV. die Gläubigen eingeladen, „eure schmerzhaftesten und zerbrechlichsten Bereiche vor das Herz Christi zu bringen, jene Stellen in eurem Leben, wo ihr euch festgefahren und blockiert fühlt“. Der Pontifex konzentrierte sich in seiner Ansprache auf die Heilungen Jesu in den Evangelien, und hierbei besonders auf die Figur des Bartimäus.
„Was können wir tun, wenn wir uns in einer Situation befinden, aus der es keinen Ausweg zu geben scheint?“, fragte Leo, um dann fortzufahren: „Bartimäus lehrt uns, an die Ressourcen zu appellieren, die wir in uns tragen und die einen Teil von uns ausmachen. Er ist ein Bettler, er weiß, wie man bittet, ja, er kann sogar schreien!“
„Wenn du etwas wirklich willst, tust du alles, um es zu erreichen, auch wenn andere dir Vorwürfe machen, dich demütigen und dir sagen, du sollst es sein lassen“, sagte der Papst. „Wenn du es wirklich willst, schreist du immer weiter!“
Der Schrei des Bartimäus – „Jesus, Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir!“ – sei „in der östlichen Tradition zu einem sehr bekannten Gebet geworden“, erläuterte Leo, nämlich: „Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich meiner, eines Sünders.“
„Es scheint seltsam, dass Jesus angesichts eines Blinden nicht sofort zu ihm geht“, räumte der Pontifex ein, „aber wenn wir darüber nachdenken, ist das die Art und Weise, das Leben des Bartimäus zu reaktivieren: Er spornt ihn an, wieder aufzustehen, er vertraut auf seine Fähigkeit zu gehen. Dieser Mann kann wieder auf die Beine kommen, er kann sich aus dem Todeskampf erheben. Aber dazu muss er eine sehr bedeutungsvolle Geste vollziehen: Er muss seinen Mantel wegwerfen!“
Der Mantel bedeute für einen Bettler alles, erklärte der Papst. „Er ist seine Sicherheit, er ist sein Haus, er ist der Schutz, der ihn beschützt. Sogar das Gesetz schützt den Mantel des Bettlers und schreibt vor, dass er am Abend zurückgegeben werden muss, wenn er als Pfand genommen wird. Und doch sind es oft gerade unsere scheinbaren Sicherheiten, die uns im Weg stehen – das, was wir zu unserer Verteidigung angezogen haben und was uns stattdessen am Gehen hindert.“
Konkret bedeute dies: „Um zu Jesus zu gehen und sich heilen zu lassen, muss Bartimäus sich ihm in seiner ganzen Verletzlichkeit zeigen. Das ist der grundlegende Schritt auf jedem Weg der Heilung.“
„Was Bartimäus rettet, und jeden von uns, ist der Glaube“, betonte Papst Leo abschließend. „Jesus heilt uns, damit wir frei werden können. Er fordert Bartimäus nicht auf, ihm zu folgen, sondern sagt ihm, er solle gehen, sich auf den Weg machen. Doch Markus schließt die Geschichte mit der Feststellung, dass Bartimäus begann, Jesus zu folgen: Er entschied sich aus freien Stücken, ihm zu folgen, dem, der der Weg ist!“
Die Gläubigen ermutigte er: „Liebe Brüder und Schwestern, bringen wir vertrauensvoll unsere Leiden vor Jesus, und auch die unserer Lieben; bringen wir den Schmerz derer, die sich verloren und ohne Ausweg fühlen. Lasst uns auch für sie schreien, und wir werden sicher sein, dass der Herr uns hört und aufhört.“