Aus Anlass des bevorstehenden Hochfests Fronleichnam hat der Kardinal Rainer Maria Woelki einen Hirtenbrief verfasst, indem er die Bedeutung der Eucharistie für die Gläubigen in der Erzdiözese Köln erläutert.
In seinem Schreiben ging Woelki von der „Grundsehnsucht des Menschen nach Liebe, Sinn und Verbundenheit“ aus und konstatierte: „Die Antwort Gottes auf diese Grundsehnsucht des Menschen ist seine eigene Menschwerdung in Jesus Christus. Er kann uns Menschen nicht näherkommen, als dass er selbst unsere Menschennatur annimmt.“
„Jesu Hingabe am Kreuz ist dabei der ultimative Beweis Seiner Liebe“, betonte Woelki. Nach der Auferstehung habe Jesus versichert, „bis zum Ende der Welt“ bei den Menschen zu sein. „Als Unterpfand dieser Zusage, als andauernden Beweis Seiner liebenden Nähe und Gegenwart hat Er uns als kostbares Vermächtnis die hl. Eucharistie hinterlassen.“
Zur Realpräsenz – also der wirklichen Gegenwart des menschgewordenen Gottes Jesus Christus unter den Gestalten von Brot und Wein – erläuterte der Kardinal: „Im eucharistischen Brot reicht er uns auch nicht nur ein Zeichen seines Leibes, sondern wirklich seinen Leib, d.h. sich selbst leibhaft. Und im Kelch reicht er uns im Wein nicht nur ein Zeichen seines Blutes. Vielmehr lässt er uns sein Blut trinken, dass er am Kreuz für uns vergossen hat. So gibt er uns Anteil am Heil, das er durch seinen Kreuzestod für uns erworben hat.“
„Die Eucharistie ist somit nicht einfach nur der Vorgeschmack auf eine zukünftige Begegnung mit dem Herrn“, so Woelki. „Vielmehr ermöglicht sie uns schon hier und heute die Begegnung mit Ihm, der unter den Gestalten von Brot und Wein mitten unter uns sichtbar, greifbar, bleibend und damit eben wahrhaft gegenwärtig ist. Deshalb können wir gar nicht anders, als dieses Geschenk auf das höchste zu verehren und den Herrn in der eucharistischen Gestalt des Brotes anzubeten.“
Gleichzeitig schlug Woelki den Bogen von der Anbetung des Altarsakraments zur tätigen Nächstenliebe. „Wir können nicht ehrlich und glaubwürdig den Herrn unter der Gestalt des Brotes im goldenen Gefäß der Monstranz verehren und anbeten, wenn wir Ihn in der Gestalt unseres Nächsten unter unseren Brücken und in den Hauseingängen unserer Städte verachten“, betonte er. „Unter beiden Gestalten begegnet ER uns.“
Abschließend ging der Kardinal auf die 750-jährige Tradition der Fronleichnamsprozessionen in Köln ein, das 2029 begangen werden kann: „Denn vor 750 Jahren gab es bei uns in Köln die weltweit erste Fronleichnamsprozession. Seitdem lebt diese Tradition bis in unsere Tage hinein ungebrochen fort. 750 Jahre Fronleichnamsprozession – das will in besonderer Weise vorbereitet und gefeiert werden.“
Hierbei „sollen Vorbereitung und Fest zu einer inneren Erneuerung für uns im Erzbistum, für unsere Pfarreien, Gemeinschaften und Verbände führen“, wünschte sich Woelki. „Solche Erneuerung erwächst nur aus der Begegnung mit dem Herrn.“
„Versuchen wir in unseren Gemeinden eucharistische Gebetsgemeinschaften ins Leben zu rufen“, ermutigte der Kölner Erzbischof die Gläubigen. „Beginnen wir doch wieder bewusst unsere Sitzungen und Konferenzen face to face mit dem Herrn in der eucharistischen Anbetung. Bringen wir dadurch wieder unseren Glauben zum Ausdruck, dass Er die Mitte all unseres pastoralen Tuns ist und Er die Kirche leitet.“