Die deutschen Bistümer haben ein Vermögen von 44 Milliarden Euro – macht sie das „reich“?

Die deutschen Bistümer haben ein Vermögen von 44 Milliarden Euro – macht sie das „reich“?

Die katholische Kirche in Deutschland verfügt aktuellen Schätzungen zufolge über ein Vermögen von mindestens 44 Milliarden Euro. Einige Experten gehen sogar von bis zu 300 Milliarden Euro aus. Recherchiert wurden diese Zahlen in dem Video „Der absurde Reichtum der Kirche“ des YouTube-Kanals Simplicissimus. Dabei stellt sich die Frage: Macht dieses Vermögen die Kirche automatisch „reich“?

Tatsächlich ist die Vermögenslage der deutschen Bistümer schwer zu überblicken. Die Kirche ist keine zentralistisch organisierte Körperschaft, sondern besteht aus zahlreichen rechtlich eigenständigen Einheiten: 27 katholische Bistümer, unzählige Pfarreien, Stiftungen, kirchliche Immobiliengesellschaften und Einrichtungen wie die Caritas.

Eine konsolidierte Gesamtbilanz existiert nicht. Die Finanzberichte einzelner Bistümer weisen teils erhebliche Lücken auf. So erklärte etwa das Erzbistum Köln gegenüber Simplicissimus, es könne das Vermögen von über 500 rechtlich eigenständigen Pfarrgemeinden nicht ausweisen, da diese eigenständige Körperschaften seien.

Dennoch gibt es Anhaltspunkte. Laut dem Finanzbericht des Erzbistums Köln für das Jahr 2022 verfügt dieses über ein Vermögen von rund 4,3 Milliarden Euro, davon mehr als 3 Milliarden in Wertpapieren. Hinzu kommen Immobilienwerte in dreistelliger Millionenhöhe. Andere Bistümer weisen ähnliche Strukturen auf. Doch was sagt das über „Reichtum“ aus?

Auffällig ist: Zahlreiche Immobilien der Kirche – insbesondere Gotteshäuser – sind in den Bilanzen mit symbolischen Werten von einem Euro angesetzt. So wird der Kölner Dom mit einem Euro bewertet, ebenso wie das Grundstück, auf dem er steht.

Der Grund liegt in der bilanziellen Abschreibung: Da Kirchengebäude in der Regel nicht verkauft werden und nach kirchlicher Logik auch nicht verkäuflich sind, erlischt ihr buchhalterischer Wert nach einer bestimmten Frist.

Dies bedeutet allerdings nicht, dass sie keinen ideellen oder kulturellen Wert hätten – oder keine Kosten verursachten. Allein für die Instandhaltung des Kölner Doms gibt das Erzbistum Köln jährlich rund zwölf Millionen Euro aus.

Zu den größten Vermögenswerten gehören neben Immobilien auch Kapitalanlagen. Ein erheblicher Teil des kirchlichen Vermögens steckt in Wertpapieren, Fonds und anderen Finanzinstrumenten. Gemanagt werden diese von professionellen Vermögensverwaltern.

Die katholische Kirche betont in ihren Leitlinien, ethische und nachhaltige Kriterien bei der Geldanlage zu berücksichtigen. Doch verbindlich sind diese Vorgaben nicht. Auf Nachfrage etwa lehnte das Erzbistum Köln eine Offenlegung seiner Investments ab und verwies auf den kirchenrechtlich geschützten Innenbereich. Eine Klage der Plattform „Correctiv“ auf Offenlegung der Kapitalanlagen blieb erfolglos.

Gleichzeitig ist das Vermögen der Kirche kein „Reichtum“ im herkömmlichen Sinn. Ein Großteil der Mittel ist langfristig gebunden, etwa in Rücklagen für Pensionsverpflichtungen, Bauunterhalt oder soziale Einrichtungen.

Viele Bistümer unterhalten Schulen, Kindergärten, Altenheime und Beratungsstellen. Die Kirchensteuer – rund 13 Milliarden Euro jährlich – dient in erster Linie zur Deckung von Personalkosten.

Ob die Kirche also „reich“ ist, lässt sich nicht mit einem klaren „ja“ beantworten. In absoluten Zahlen verfügt sie über erhebliche Vermögenswerte. Doch diese sind rechtlich, funktional und strukturell gebunden. Der Begriff „Reichtum“ erscheint unter diesen Umständen relativ.

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