Schwedens berühmte Kirche von Kiruna umgesiedelt

Schwedens berühmte Kirche von Kiruna umgesiedelt

Kirunas Wahrzeichen ist gerettet: Die 113 Jahre alte Holzkirche in der Arktis wurde fünf Kilometer weit versetzt, um Bergbauschäden zu entgehen.

Das bekannte rote Gotteshaus gilt als Wahrzeichen und „Seele“ der nordschwedischen Bergbaustadt Kiruna. Mit speziellen Schwerlastfahrzeugen wurde das 672 Tonnen schwere Gebäude Schritt für Schritt zu seinem neuen Standort transportiert – in Schrittgeschwindigkeit von etwa 500 Metern pro Stunde.

Die gesamte Strecke betrug rund fünf Kilometer, und der Umzug dauerte zwei ganze Tage. 

Stadt weicht der Mine

Der aufwendige Transport ist Teil einer umfassenden Stadtverlagerung. Der Boden unter Kiruna ist durch den seit den 1890er-Jahren betriebenen Eisenerzabbau instabil geworden. Die Stadt liegt 150 Kilometer nördlich des Polarkreises und gilt als Schwedens nördlichste Gemeinde.

Erst kürzlich wurde dort auch das größte europäische Vorkommen Seltener Erden entdeckt.

„Es schmerzt, die Kirche von ihrem angestammten Platz wegzunehmen“, sagte die evangelische Pfarrerin Lena Tjärnberg, die den Umzugsbeginn am Montag segnete. „Doch jeder versteht die Notwendigkeit: Wir leben von der Mine und sind auf sie angewiesen.“

Die von Architekt Gustaf Wickman entworfene Kirche entstand zwischen 1909 und 1912 als Geschenk der staatlichen Bergbaugesellschaft LKAB an die Gemeinde. 2001 kürten die Schweden sie zum schönsten Gebäude des Landes aus der Zeit vor 1950.

Bereits 2004 hatte LKAB angekündigt, dass der erweiterte Abbau in den kommenden Jahrzehnten Wohngebiete und Infrastruktur im Stadtzentrum bedrohen würde. Das daraufhin gestartete Umsiedlungsprojekt kostete geschätzt 500 Millionen Kronen (etwa 45 Millionen Euro).

Technische Meisterleistung

Das gesamte Kirchengebäude ruhte während des Transports auf 56 miteinander verbundenen Achsen, die von einem einzigen Fahrer gesteuert wurden. Für den Umzug musste eine 24 Meter breite Straße neu gebaut und ein Viadukt abgerissen werden. Besonders geschützt wurde das wertvolle Kircheninventar: die Orgel mit über 2.000 Pfeifen sowie das berühmte Jugendstil-Gemälde Der Heilige Hain von Prinz Eugen.

Rund 10.000 Menschen verfolgten das Spektakel in der 18.000-Einwohner-Stadt, berichtete die Zeitung Dagens Nyheter. Auch König Carl XVI. Gustaf wurde vor Ort erwartet. Der schwedische Sender SVT übertrug den gesamten Umzug live als „Slow TV“ unter dem Titel „The Great Church Move“.

Ganzes Stadtzentrum zieht um

Kiruna durchlebt eine der größten Stadtumsiedlungen der modernen Geschichte. Innerhalb von drei Jahrzehnten werden etwa 3.000 Wohnungen, 1.000 Arbeitsplätze, Schulen, das Krankenhaus sowie Straßen und Bahnlinien verlegt oder neu errichtet. Rund 6.000 Bewohner – ein Drittel der Stadtbevölkerung – müssen umziehen.

Die Kirche soll nach ihrer Restaurierung Ende 2026 am neuen Standort wiedereröffnet werden. Auch der separat transportierte Glockenturm wird in den kommenden Tagen bereits wieder mit dem Hauptgebäude vereint.

Während viele der indigenden Sami den Umzug als notwendiges Opfer betrachten, kritisieren andere die Risiken der Bergbauerweiterung: Unter anderem werden traditionelle Rentier-Weideflächen bedroht. 

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