Heiliges Jahr 2025: Wenn etwas nur „alle Jubeljahre“ stattfindet, hat es Seltenheitswert

Heiliges Jahr 2025: Wenn etwas nur „alle Jubeljahre“ stattfindet, hat es Seltenheitswert

Warum und seit wann gibt es „Heilige Jahre“? Wie lautet das aktuelle Motto? Was unterscheidet Hoffnung vom Optimismus? Ist der Ablass nicht längst abgeschafft? Antworten auf diese Fragen gab die 35. Internationale Theologische Sommerakademie, die von der Kardinal-Scheffczyk-Gesellschaft und dem Linzer Priesterkreis vom 25. bis 27. August in Aigen (Österreich) veranstaltet wurde.

Wenn etwas nur „alle Jubeljahre“ stattfindet, hat es Seltenheitswert. Der Begriff für die „Heiligen Jahre“ der katholischen Kirche bildet inzwischen eine bekannte Redewendung. Ursprünglich sollte es alle hundert Jahre stattfinden, aber dazu kam es nie. Entstanden ist es im Jahr 1300, berichtete Peter C. Düren, Theologischer Referent im Bischöflichen Ordinariat Augsburg, am Mittwoch in Aigen.

Als Papst Bonifaz VIII. es damals einführte, ging es nicht darum, Pilger nach Rom zu locken – im Gegenteil: Das 1300-jährige Jubiläum der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus hatte bereits große Pilgerströme nach Rom geführt, und der Papst reagierte nur darauf.

Seinen Ursprung hat das Heilige Jahr bereits im dritten Buch der hebräischen Bibel. In Levitikus heißt es (25,8–11): „Erklärt dieses fünfzigste Jahr für heilig und ruft Freiheit für alle Bewohner des Landes aus! Es gelte euch als Jubeljahr.“ Und so gab es bereits im Jahr 1350 das zweite Heilige Jahr in Rom.

Düren berichtete, durch welche Strapazen die Pilger einen vollkommenen Ablass erlangen konnten: Die Römer mussten dazu an 30 Tage lang die beiden Basiliken der Apostelfürsten St. Peter und St. Paul aufsuchen; für die auswärtigen Pilger, die bereits große Reisestrapazen auf sich genommen hatten, verkürzte der Papst diese Wallfahrten auf 15 Tage.

Diese Mühen waren offenbar nicht abschreckend, denn 100 Jahre später kamen bereits 200.000 Pilger nach Rom, so Düren. Zusätzlich zu den Basiliken St. Peter im Vatikan und St. Paul vor den Mauern wurde als dritte Pilgerkirche, die man 15- bzw. 30-mal zur Gewinnung des Jubiläumsablasses aufsuchen musste, die Lateranbasilika hinzugefügt, die vom 4. bis 14. Jahrhundert als Residenz des Papstes gedient hatte. Und als vierte Pilgerkirche wurde bald die Basilika Santa Maria Maggiore auserkoren, was den Pilgerweg zwischen den zu besuchenden Patriarchalbasiliken nur unwesentlich auf 17 km verlängerte.

Im Jubeljahr 1400 wurde erstmals in der Lateranbasilika eine Heilige Pforte geöffnet. Mit dem Heiligen Jahr 1475 wurde schließlich ein 25-jähriger Rhythmus der Jubeljahre eingeführt, der noch heute für alle „ordentlichen“ Heiligen Jahre gilt, sagte Düren. Im Jahre 1550 führte der heilige Philipp Neri (1505–1595), der „Apostel Roms“, die Sieben-Kirchen-Wallfahrt ein. Seit dem Jahr 1900 vereinfacht die Zugfahrt nach Rom die zuvor sehr anstrengende Pilgerreise.

Nach Auskunft von Düren wurde der Jubiläumsablass bereits im ersten Heiligen Jahr 1300 eingeführt. Dabei gehe es nicht um die Vergebung der Schuld, die im Bußsakrament erfolge, sondern um „zeitlichen Strafen“ und die Folgen, die eine Sünde nach sich zieht. Der Referent sagte: „Nun könnte man einwenden: Ein Ablass ist doch ein überholtes Relikt aus dem Mittelalter und spätestens seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) abgeschafft.“ Aber: „Die Ablasslehre ist eine nachkonziliare Angelegenheit, die aktuell auf Papst Paul VI. zurückgeht.“

Um einen vollkommenen Ablass zu gewinnen, müsse man vier Grundbedingungen erfüllen: wahrhafte Reue, Empfang des Sakramentes der Buße, Empfang der Heiligen Kommunion und Gebet in den Anliegen des Papstes. Ablassgewährungen seien nicht nur in Rom und auch in „normalen“ Jahren möglich: „Gott schenkt seine Gnade jeden Tag aufs Neue. Es liegt an uns, ob wir uns der Gnade öffnen und mit ihr zusammenarbeiten, zu unserem Heil und zum Heil der ganzen Welt.“

Manfred Hauke, Professor für Dogmatik an der Theologischen Fakultät in Lugano (Schweiz), befasste sich in Aigen seinerseits mit dem Motto des Heiligen Jahres 2025. Gemäß der Verkündigungsbulle lautet es „Spes non confundit“ – „die Hoffnung lässt nicht zugrunde gehen“. Papst Franziskus habe das Thema in 38 kurzen Katechesen über die christliche Hoffnung während der Generalaudienzen vorbereitet. Der Titel sei übernommen aus dem Römerbrief des Apostels Paulus: „ Wir… rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes … Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist“ (Röm 5,1–2.5).

Thomas von Aquin betonte, so Hauke, dass Glaube, Hoffnung und Liebe Gott selbst zum Gegenstand haben. Sie werden allein von Gott eingegossen und sind „allein durch göttliche Offenbarung in der Heiligen Schrift überliefert“. Sie würden als „göttliche Tugenden“ bezeichnet. Diese Kennzeichnung, die sich auf das übernatürliche Leben beziehe und auf dem Glauben an Christus gründe, stehe in Spannung zu einer mehr allgemeinen Kennzeichnung der Hoffnung als Erwartung von etwas Gutem.

Augustinus habe betont: Gott rettet nicht diejenigen, die in ihrer Mentalität mit den Heiden vermischt sind, sondern die aus den Heiden versammelt werden. „Wer also glaubt und hofft und liebt“, so Hauke, „von dem kann man noch nicht sofort sagen, dass er gerettet wird. Es kommt darauf an, was er glaubt, hofft und liebt.“ Augustinus habe einen Gegensatz zwischen einer bloß weltlichen Hoffnung der Heiden und der Erwartung des ewigen Heiles durch die Christen betont: „Was die Hoffnung betrifft, so hoffen sie auf weltliche Nichtigkeiten, du aber hoffst auf das ewige Leben in Christus; sie lieben die Welt, du aber den Schöpfer der Welt.“

Maria, die Mutter Jesu, gelte als Vorbild für die christliche Hoffnung, gleichzeitig als wirkmächtige Fürbitterin zur Verwirklichung und als Gegenstand der menschlichen Hoffnung, denn durch ihre leibliche Aufnahme in den Himmel habe sie bereits das Ziel erreicht, das auch wir anstreben. Als Vorbild für die Hoffnung erscheine Maria schon in den Evangelien: angesichts der Geburt Jesu in Bethlehem, bei der Flucht nach Ägypten, in ihren Worten bei der Hochzeit zu Kana und vor allem unter dem Kreuz.

Schon die Kirchenväter und die frühen byzantinischen Theologen hätten Maria als wirkmächtige Fürbitterin beschrieben. Die wohl bekannteste Anrufung Mariens als „unsere Hoffnung“ finde sich im „Salve Regina“ bei Bernhard von Clairvaux im Jahre 1140. Papst Innozenz III., der von 1198 bis 1216 amtierte, habe bereits über die Aufnahme Mariens in den Himmel gepredigt. Hauke beschrieb zudem die Erwähnung Mariens als „Mutter der Hoffnung“ durch zahlreiche Päpste bis in die Gegenwart und im Zweiten Vatikanum.

Posted in

Werden Sie Teil der EWTN-Familie. Abonnieren Sie unseren Newsletter!

*Ich möchte zukünftig den wöchentlichen Newsletter von EWTN.TV mit Impulsen, Programmtips und Informationen rund um Ihren katholischen Fernsehsender per E-Mail empfangen. Diese Einwilligung kann am Ende jedes Newsletters widerrufen werden. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutzbestimmungen.