Die Opernperformance „Sancta“ von Florentina Holzinger ist von Kritikern zur „Inszenierung des Jahres“ gewählt worden, wie die Evangelische Zeitung berichtet. In einer Umfrage der Fachzeitschrift „Theater heute“ stimmten neun der 47 befragten Kritiker für das kontroverse Werk. Bereits bei seiner Premiere in Stuttgart hatte das Stück, das christliche Symbole mit Gewalt- und Sexszenen verbindet, für heftige Kontroversen gesorgt.
In der Aufführung finden sich zahlreiche katholisch-christliche Elemente, darunter eine inszenierte „Heilige Messe“, Anspielungen auf die Kreuzigung, die Eucharistie sowie Darstellungen religiöser Figuren wie Nonnen, wie in einem Trailer auf YouTube zu sehen ist. Darüber hinaus spielen sexuelle Handlungen und Gewaltszenen eine zentrale Rolle in der Inszenierung. So fahren beispielsweise nackte Nonnen auf Rollerblades durch eine Halfpipe.
Das von der österreichischen Choreografin Holzinger inszenierte Stück sorgte im Oktober 2024 an der Staatsoper Stuttgart für internationale Schlagzeilen. Bei den ersten beiden Aufführungen mussten sich die Mitarbeiter des Besucherservice um insgesamt 18 Personen kümmern, die über Übelkeit klagten. In drei Fällen wurde ein Arzt hinzugezogen. Das Stück ist erst ab 18 Jahren freigegeben und warnt ausdrücklich vor drastischen Darstellungen von Gewalt und Sexualität.
„Hindemiths Oper zeigt weibliches Begehren in einem lust- und leibfeindlichen Umfeld: Die junge Nonne Susanna entdeckt ihre Sexualität und zieht den Lendenschurz Christi am Kruzifix herab – ein skandalträchtiges Werk also!“, erklärte das Opernhaus das Stück auf seiner Webseite.
Reaktionen und Kritik
Stadtdekan Christian Hermes kommentierte damals die blasphemische Aufführung gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit den Worten, dass „Mitarbeitende und Besucher brutal an und über die Grenzen des ästhetisch und psychisch Erträglichen geführt werden, religiöse Gefühle entgegen aller sonst gepflegten politischen Korrektheit obszön verletzt werden und ganz bewusst mit der mentalen Gesundheit der Menschen gespielt wird“.
Der Wiener Theologe Jan Heiner-Tück äußerte sich in einem Online-Beitrag der Zeitschrift Communio zu dem Stück: „Das, was anderen heilig ist, zu persiflieren, war schon immer eine allzu durchsichtige Strategie der Aufmerksamkeitssteigerung – aber nicht unbedingt ein Gütesiegel von Kunst.“
Tück kommentierte weiter: „Dabei erstaunt vor allem die auftrumpfende Einfallslosigkeit, die das Stück von Holzinger bestimmt. Nackte Frauenkörper, Sex, Blut – dazu religiöse Symbole und die Persiflage der Heiligen Messe. Die Nonne Susanna entdeckt ihr sexuelles Begehren, obwohl sie doch eigentlich Keuschheit gelobt hat […]. Was soll eigentlich die kleiner werdende Schar katholischer Ordensleute von einem solchen Spektakel halten? Wie kommen sie sich vor, wenn ihre freigewählte Lebensweise in dieser Form lächerlich gemacht wird?“
Holzingers Stück zeige „die Doppelzüngigkeit und Heuchelei des gegenwärtigen Kulturbetriebs“, führte er aus. „Während Respekt und Ambiguitätstoleranz gegenüber Minderheiten zu Recht gefordert werden, darf das, was in der eigenen Tradition als heilig gilt, in den Dreck gezogen werden. Man stelle sich einmal vor, Holzinger hätte für ihre Persiflage verschleierte Musliminnen und ihre religiösen Praktiken gewählt.“
Eine damalige Presseanfrage von CNA Deutsch an die Diözese Rottenburg-Stuttgart, wie sie das Stück und die Verhöhnung christlicher Symbolik beurteilt, blieb unbeantwortet.
