Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, hat ihr Unbehagen über das Verhalten deutscher Bischöfe bei der Umsetzung der Beschlüsse des Synodalen Weg öffentlich gemacht. In einem Interview mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ bezeichnete sie das Verhalten „mancher Bischöfe“ als „sehr ernüchternd“ und warf ihnen vor, dass längst umsetzbare Reformbeschlüsse nicht verwirklicht worden seien.
Als konkretes Beispiel führte Stetter-Karp die Handreichung zu Segensfeiern für homosexuelle Verbindungen an, die trotz eines „klaren Beschlusses der Bischöfe auf dem Synodalen Weg“ nur in etwa der Hälfte der 27 deutschen Bistümer angewendet werde. Die anderen Bischöfe lehnten diese ab oder drehten „eine Beratungsschleife nach der anderen“ – „immer mit Schielauge nach Rom“.
Stetter-Karp kritisierte außerdem mehrere Bischöfe dafür, dass sie bei wichtigen Beratungen „durch Abwesenheit geglänzt“ hätten. Dies betreffe nicht nur den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki und drei bayerische Bischöfe, die den Synodalen Weg grundsätzlich kritisch sehen, sondern auch weitere Kirchenvertreter. Die ZdK-Präsidentin nannte bewusst keine Namen, warnte aber: „Die Betreffenden sollen wissen: Wir haben das auf dem Schirm.“
Stetter-Karp erklärte, das ZdK habe sich bislang „mit Kritik zurückgehalten“, auch um gegenüber dem Vatikan den Eindruck von Einigkeit zu erwecken: „Wenn in Deutschland zwei sich streiten, freut sich der Dritte in Rom.“
Nun müssten jedoch „die Karten vor der sechsten und letzten Synodalversammlung Ende Januar auf den Tisch“. Diese abschließende Versammlung findet vom 29. bis 31. Januar 2026 in Stuttgart statt und soll die Umsetzung der Ergebnisse des Synodalen Weges evaluieren.
Gleichzeitig äußerte sich Stetter-Karp hoffnungsvoll bezüglich des neuen Papstes Leo XIV., den sie als „deutlich offener, hörbereiter, interessierter“ beschrieb als seine Vorgänger. Sie erwarte von ihm Unterstützung für die Reformbemühungen des Synodalen Weges und sei „zuversichtlich, dass wir eine Unterstützung aus Rom für die Verstetigung synodaler Gremien bekommen“.
Kritik am Synodalen Weg
Besonders die katholische Laieninitiative „Neuer Anfang“ warf dem Synodalen Weg in den letzten Jahren wiederholt vor, er entfremde die deutsche Kirche zunehmend vom Weg der universalen Kirche. Das Ende dieser Dynamik sei eine Spaltung.
Besonders schwer wog auch die Kritik von 70 Bischöfen, überwiegend aus den USA und afrikanischen Ländern, die im April 2022 einen „brüderlichen Brief“ an ihre deutschen Amtsbrüder richteten. Sie äußerten „wachsende Sorge über den Charakter des gesamten Synodalen Weges“ und warnten vor einem drohenden „Schisma im Leben der Kirche“.
In sieben Punkten warfen sie dem Synodalen Weg vor, er untergrabe die „kirchliche Autorität einschließlich der von Papst Franziskus, die christliche Anthropologie und Sexualmoral sowie das Vertrauen in die Heilige Schrift“.
Die Texte seien mehr „von soziologischen Analysen und zeitgenössischen politischen Ideologien, einschließlich der Genderideologie“ bestimmt als „vom Wort Gottes“. Der Synodale Weg zerstöre durch einen falschen Begriff von Autonomie die christliche Idee von Freiheit, die „nach der Lehre der Kirche an die Wahrheit gebunden und auf das Gute und letztendlich auf die Glückseligkeit des Menschen hin geordnet“ sei.
