Am 6. September: Seligsprechung von Märtyrerbischof Profittlich steht kurz bevor

Am 6. September: Seligsprechung von Märtyrerbischof Profittlich steht kurz bevor

Am 6. September 2025 wird in Tallinn erstmals in der Geschichte Estlands eine Seligsprechung gefeiert: Der aus Deutschland stammende Märtyrerbischof Eduard Profittlich SJ wird in einer feierlichen Messe auf dem Freiheitsplatz der estnischen Hauptstadt seliggesprochen. Kardinal Christoph Schönborn OP aus Wien wird laut Bonifatiuswerk als offizieller Legat von Papst Leo XIV. der Zeremonie vorstehen.

Nachdem der ursprünglich für Mai angesetzte Termin infolge des Todes von Papst Franziskus verschoben werden musste, bestätigte der Vatikan das neue Datum. Die Messe beginnt um 11 Uhr.

Während der sowjetischen Besatzung Estlands wurde der aus Deutschland stammende Jesuit Eduard Profittlich verhaftet und 1942 in einem Gefängnis in Russland erschossen. Der Vatikan erkennt ihn als Märtyrer an, was bedeutet, dass er aus Hass gegen den Glauben getötet wurde. Die Seligsprechung geht grundsätzlich einer möglichen Heiligsprechung voraus.

Bischof Philippe Jourdan von Tallinn betonte im Vorfeld, die Seligsprechung sei ein „Aufruf, die Erfahrungen der Vergangenheit zu erinnern, jene zu ehren, die gelitten haben, und für eine Gesellschaft einzutreten, die auf Freiheit, Gewissen und Gerechtigkeit gegründet ist“.

Heiligkeit sei nicht nur eine Frage außergewöhnlicher Taten, sondern oft Ausdruck treuer Hingabe im Alltag – „selbst wenn dies Opfer verlangt“.

Die Pressesprecherin der Diözese Tallinn, Marge-Marie Paas, die auch als Postulatorin im Seligsprechungsprozess fungierte, äußerte sich in einem Interview mit kath.net über ihre persönliche Haltung zur bevorstehenden Feier. „Ich bin aufgeregt. Das ist ein spirituelles Fest in meinem Herzen“, sagte Paas.

Sie wolle sich insbesondere geistlich besser vorbereiten und betonte: „Ich werde alles geben, um dieses Fest schön und würdig zu gestalten, denn meine Hochachtung vor einer Person wie Profittlich ist sehr groß.“

Es sei ihre Hoffnung, dass viele Menschen Profittlich nicht nur als historische Figur, sondern auch als spirituelle Persönlichkeit entdecken und von ihm lernen. Die Seligsprechung sei, so Paas, „ein Fest gemeinsam mit allen Heiligen und Seligen im Himmel“.

Wer war Erzbischof Profittlich?

Eduard Profittlich wurde 1890 in Leimersdorf (heute Rheinland-Pfalz) geboren. Nach dem Abitur trat er in das Priesterseminar Trier ein und wurde Mitglied des Jesuitenordens. Sein Studium der Philosophie und Theologie absolvierte er in den Niederlanden mit Unterbrechung während des Ersten Weltkriegs.

1922 wurde er zum Priester geweiht und promovierte später in Krakau. Im Jahr 1930 begann seine Tätigkeit in Estland, wo er 1931 zum Apostolischen Administrator und 1936 zum Bischof ernannt wurde.

Nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen infolge des Hitler-Stalin-Pakts 1939 wurde die katholische Kirche in Estland zunehmend unterdrückt. Profittlich schilderte die Situation in einem Brief: „Es gibt heute viele Christen, die traurige Gedanken über das Reich Gottes in unserer Zeit haben. […] Wenn sie z. B. nach Russland schauen und sehen, wie hier die Gottlosigkeit ihre furchtbare Schreckensherrschaft ausübt, wie sie die Kirchen verfolgt, indem sie sie unterdrückt, wie sie den ganzen Glauben aus den Herzen der Menschen reißen will […].“

Trotz der Möglichkeit, 1941 mit anderen Deutsch-Balten nach Deutschland auszureisen, entschied sich Profittlich bewusst, bei seiner Gemeinde zu bleiben. In einem Brief an seine Familie schrieb er: „Es geziemt sich ja wohl, dass der Hirte bei seiner Herde bleibt und mit ihr Freud und Leid gemeinsam trägt. […] Ich weiß, dass Gott mit mir ist. Und dann wird alles gut werden. Und mein Leben und, wenn es sein muss, auch mein Tod wird Leben und Tod in Christus sein.“

Im Juni 1941 wurde er von der sowjetischen Geheimpolizei verhaftet. Jahrzehntelang galt er als verschollen. Erst kurz vor dem Zerfall der Sowjetunion wurden Archivdokumente öffentlich, die belegten, dass er wegen sogenannter „konterrevolutionärer Tätigkeit und Agitation in der Kirche“ zum Tode verurteilt und am 22. Februar 1942 hingerichtet wurde.

Der Seligsprechungsprozess wurde am 30. Januar 2002 eröffnet. Die Diözese Trier hatte das Verfahren in Zusammenarbeit mit dem Bistum Tallinn eingeleitet. In Schriften Profittlichs, die im Zuge des Verfahrens ausgewertet wurden, finden sich auch Stellungnahmen zur Ökumene: „Deshalb muss um der Wahrheitsliebe willen zugegeben werden, dass es gerade zwischen Katholizismus und Protestantismus große Klüfte gibt, die bis in den Kern des Christentums hineinreichen. […] Aber das Ziel eines solchen Kampfes kann nur eines sein: der Wahrheit zum Sieg zu verhelfen und sich in der Wahrheit zu vereinen. Ein ehrliches, öffentliches Ringen ist daher bereits ein schöner Schritt zur Versöhnung, und deshalb ist er mehr als willkommen.“

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