Das Erzbistum Paderborn eröffnet an diesem Wochenende ein neues Ausbildungsprojekt: Im sogenannten Leocampus können künftig Priesteramtskandidaten gemeinsam mit weiblichen und männlichen Theologiestudenten sowie jungen Erwachsenen wohnen, die ein christliches Orientierungsjahr absolvieren.
Die Verantwortlichen stellen das Modell als Antwort auf die sinkende Zahl der Berufungen dar.
Im traditionsreichen Leokonvikt, das 1895 im Gedenken an Papst Leo XIII. gegründet wurde, lebten früher mehr als 150 Studenten, die sich auf das Priesteramt vorbereiteten. Heute zählt die Hausgemeinschaft des Paderborner Priesterseminars nur noch 13 Priesteramtskandidaten.
Regens Stefan Kendzorra, Leiter des Seminars, sprach gegenüber Vatican News von den Schwierigkeiten, mit einer so geringen Zahl eine eigene Gemeinschaft zu bilden.
Der neue Leocampus bietet Platz für insgesamt 16 Bewohner. Acht Zimmer sind für das Orientierungsjahr vorgesehen, sechs davon sind derzeit belegt.
Konzept eines „Laboratoriums“
Kendzorra beschreibt gegenüber Vatican News das Modell als eine Art „Laboratorium“, in dem Seminaristen, Theologiestudenten und Teilnehmer des Orientierungsjahres bereits während ihrer Ausbildung zusammentreffen und gemeinsam neue Formen pastoraler Arbeit erproben sollen .
Nach Darstellung der Verantwortlichen orientiert sich das Projekt an den vatikanischen Leitlinien für die Priesterausbildung von 2016, der Ratio Fundamentalis Institutionis Sacerdotalis. Zugleich wird betont, dass man absichtlich auch andere Elemente einbringe.
In die Umsetzung sind verschiedene kirchliche und wissenschaftliche Einrichtungen eingebunden, darunter die Theologische Fakultät Paderborn, die Katholische Hochschule, die Katholische Hochschulgemeinde sowie das Adam-Möhler-Institut für Ökumenik.
Teil eines größeren Trends
Ähnliche Wohnmodelle gibt es bereits in anderen deutschen Bistümern, etwa in Münster, wo seit 2021 Studenten verschiedener Fachrichtungen zusammen mit Seminaristen wohnen. Auch dort wird versucht, mit neuen Formen des Miteinanders auf die sinkende Zahl von Priesteramtskandidaten zu reagieren.
Der Rückgang ist bundesweit deutlich: Im Jahr 2024 wurden in ganz Deutschland weniger als 50 Männer zu Priestern geweiht – so wenige wie nie zuvor. Mehrere Diözesen haben ihre Seminare inzwischen geschlossen oder zusammengelegt.
