Die katholischen Bischöfe Norwegens haben die Gläubigen in einem Hirtenbrief aufgerufen, sich bei der Parlamentswahl am 8. September vom christlichen Menschenbild leiten zu lassen. Mit Sorge verweisen sie auf die wachsende politische Unterstützung für Euthanasie.
„Wählen zu gehen ist nicht nur ein Recht, sondern eine anspruchsvolle und gewichtige Pflicht“, schreiben Bischof Erik Varden von Trondheim und Bischof Fredrik Hansen von Oslo. „Wir sind beunruhigt über das offenbar zunehmende Interesse an Euthanasie unter Politikern.“
Die rund 160.000 Katholiken im Land hätten, so die Bischöfe, trotz ihrer geringen Zahl Verantwortung für das Gemeinwohl: „Wir dürfen uns unserer Mitverantwortung für Gesellschaft und Nächsten nicht entziehen.“
Im Mittelpunkt ihres Schreibens steht die Unverfügbarkeit menschlichen Lebens: „Kein Mensch – weder ein ungeborenes Kind, ein unheilbar Kranker, ein Geflüchteter noch ein Opfer von Gewalt oder Menschenhandel – darf als weniger wertvoll gelten als Reiche, Mächtige oder Prominente.“ Der aktiven Sterbehilfe erteilen die Bischöfe eine klare Absage: „Jemandem beim Sterben zu ‚helfen‘, hilft am Ende niemandem.“
Eine Wahlempfehlung sprechen die Bischöfe nicht aus. Stattdessen appellieren sie: „Es ist nicht unsere Aufgabe zu sagen, wen Sie wählen sollen. Unsere Hoffnung ist, dass die von uns dargelegten Grundsätze Ihrer Entscheidung Orientierung geben.“
Neben dem Lebensschutz nennen Varden und Hansen weitere Felder katholischer Soziallehre, darunter Religionsfreiheit, Familienförderung, Einsatz für Arme sowie Norwegens internationale Verantwortung. Sie mahnen: „Jahr für Jahr gibt es Menschen, die im Winter frieren oder zu Weihnachten kein Essen haben; Kinder werden ausgeschlossen, weil das Geld für Schule oder Freizeit fehlt.“
Besonders heben sie das Recht auf Religionsfreiheit hervor: „Sie ist Ausdruck der Menschenwürde und Voraussetzung dafür, dass jeder seine Glaubensüberzeugungen dem eigenen Gewissen gemäß leben kann.“
Zum Abschluss verweisen die Bischöfe auf Norwegens Nationalheiligen: „Der heilige Olav hat unser Land auf den Werten des Evangeliums gegründet. Bauen wir bei dieser Wahl auf dieser Grundlage weiter.“
Die katholische Kirche in Norwegen verzeichnet seit Jahren Wachstum: Die Zahl der registrierten Mitglieder stieg seit 2015 von etwa 95.000 auf 160.000 – vor allem durch Zuwanderung.
Die Bischöfe rufen alle Wahlberechtigten auf: „Machen Sie von Ihrem Stimmrecht Gebrauch und wägen Sie Ihre Entscheidung sorgfältig ab.“
Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.
