Der österreichische Priester Ignaz Steinwender, der seit mehr als zwei Jahrzehnten für die Pfarrei Zell am Ziller im Erzbistum Salzburg zuständig ist, hat erklärt, wie er vor zehn Jahren die Ewige Anbetung einführte. Seither betet ununterbrochen mindestens eine Person vor dem ausgesetzten Allerheiligsten.
„Wir haben in der Pfarre die Anbetung generell gefördert und auch ausgebaut“, sagte Steinwender im Gespräch mit kath.net am Montag. „Es begann mit einer Stunde vor der Abendmesse am Freitag, dann folgte ein Tag im Monat, dann ein Tag pro Woche, schließlich kam eine regelmäßige Nachtanbetung in der Vorbereitung auf das damals gefeierte Engelbertjubiläum dazu.“
„Dann kam ein konkreter Vorschlag“, fuhr der Dekan fort. „Ich teilte ein Pur-Magazin für Interessierte und für die Anbeter des 40-stündigen Gebetes, das wir immer zu Weihnachten haben, aus und dort war ein Bericht von einer Ewigen Anbetung in einer deutschen Pfarre enthalten, ich glaube es war Tirschenreuth. Das haben zwei Pfarrgemeinderätinnen gelesen und sind dann zu mir gekommen mit der Frage: Könnten wir das nicht in der Pfarre machen?“
Im Pfarrgemeinderat „war niemand explizit dagegen“. Später habe er einen Vortrag gehalten „über Sinn und Wesen der Anbetung“, sagte Steinwender. „Da ist dann schon vieles klarer geworden. Wir haben einen Ausschuss eingerichtet und die einzelnen Mitglieder haben begonnen zu sondieren, d. h. Bereitschaftserklärungen über die Übernahme einer fixen Wochenstunde zu sammeln. Nach einem halben Jahr waren wir schließlich soweit und haben dann mit einem feierlichen Akt am 15. August 2015 die Anbetung begonnen.“
„Es gab bzw. gibt ein hohes Maß an Desinteresse bei ‚Berufenen‘ und zugleich ein großes Interesse bei einfachen Gläubigen“, so der Priester. „Weihbischof Hansjörg Hofer hat damals mit uns die Eröffnung gefeiert, er ist ja ein Zillertaler und war gerade auf Urlaub da. Ansonsten gab es von oben, also von diözesanen Ämtern und der Leitung, kaum Interesse, Freude oder Wertschätzung. Dies war auch beim 10-jährigen Jubiläum der Fall.“
„Das Interesse bzw. Desinteresse spiegelt die innerkirchliche Situation wieder“, sagte Steinwender. „Eine Ausnahme bildete damals Erzbischof Georg (Erzbischof von 1919-2002), der damals allerdings schon im Ruhestand war. Als er über unseren Pfarrbrief erfuhr, dass wir die Ewige Anbetung planen und sozusagen damit schon im Finale sind, hat er zum Hörer gegriffen und sich überschwänglich bedankt.“
„Es gab und gibt jedoch ein hohes Maß an Interesse von einfachen Gläubigen und auch Suchenden.“, betonte er. „Hier gibt es eine wachsende Sehnsucht, den Glauben wieder ernsthaft zu leben, eine Sehnsucht nach dem Heiligen.“
„Anbeten ist natürlich so etwas wie ein besonderes Charisma, das aber vielleicht jeder bei sich entdecken kann“, zeigte sich Steinwender überzeugt. „Nach dem Konzil ist das Gespür für die Anbetung etwas geschwunden, nämlich durch Ausuferungen und auch Fehlentwicklungen in der sogenannten Liturgiereform. Es kam ein gewisser Aktivismus, die Tendenz, dass die Gemeinde sich selbst feiert, ein gewisses Verdunsten des Glaubens an die Realpräsenz, eine allgemeine Verflachung. Man hat die Messe oft eher als bloßes Mahl verstanden und den Opfercharakter hintangestellt. Daher ist auch das Gespür für das Heilige und Kontemplative und damit auch das Verständnis für die Anbetung etwas verloren gegangen!“
