In der 37.000-Einwohner-Stadt Emsdetten im Bistum Münster sind gleich vier denkmalgeschützte Kirchen auf der Suche nach einem Investor. Zur Pfarrei St. Pankratius in Emsdetten gehören laut Webseite sechs Kirchen. Damit werden zwei Drittel der Kirchen aufgegeben.
Im Auftrag der Pfarrei übernehme die DKM Immobilien GmbH, ein Tochterunternehmen der DKM Darlehnskasse Münster, „die Vermarktung“ der vier Kirchen, teilte das Bistum am Mittwoch mit. „Man wolle „geeignete Investoren, die eine wirtschaftlich tragfähige und zugleich nachhaltige Nachnutzung im Einklang mit der baulichen Identität ermöglichen“.
Der Kirchenvorstand hatte den Beschluss, die vier Kirchen – Herz-Jesu, Heilig-Geist, St. Marien und St. Joseph – aufzugeben, bereits im Sommer 2024 gefasst. Der Prozess soll bis Ende Juni 2027 abgeschlossen sein, also in weniger als zwei Jahren.
Das Bistum Münster berichtete: „Für die vier Standorte eine Entwicklungsperspektive zu schaffen, die sowohl den Bedürfnissen der Stadt als auch den Rahmenbedingungen der Pfarrei gerecht wird, dieser Aufgabe stellt sich die DKM Immobilien GmbH.“
„Während Käufer meist nach Rendite streben, gehe es der Kirchengemeinde vor allem um eine würdige Nutzung der ehemaligen Sakralbauten“, hieß es. „Eine der Vorgaben deshalb lautet: Künftige Projektpartner sollen die christlichen Grundwerte der Gemeinde respektieren und in ihren Konzepten berücksichtigen.“
Es gehe nun also um die Prüfung verschiedener „Nutzungsoptionen“ und möglicher Konzepte, während gleichzeitig „Gespräche mit passenden Investoren geplant“ seien.
Die Kirche Herz-Jesu wurde vor fast genau 100 Jahren als romanische Hallenkirche erbaut. Etwas jünger ist die Kirche St. Marien, die 1953 eingeweiht wurde.
Eine moderne Kirche ist St. Joseph. Sie wurde zu Beginn der 1960er Jahre erbaut. Über die Heilig-Geist-Kirche heißt es auf der Webseite der Pfarrei: „Gebaut wurde sie von 1970–1973 aus Beton, rotem Klinker und Fabrikverglasung. Damit sollte die Grundidee des Zweiten Vatikanischen Konzils, die Öffnung der Kirche für die Welt, in den Blick genommen werden.“
Dem Wachstum der Kirche bis in die 1960er Jahre hinein steht ein massiver Zusammenbruch seit der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gegenüber, das von 1962 bis 1965 stattfand.
Dies lässt sich auch an den Zahlen der Priesterweihen im Bistum Münster ablesen. In den 1960er Jahren war 1962 mit 19 Neupriestern der schwächste Jahrgang. 1964 wurden sogar 55 Männer zu Priestern für das Bistum Münster geweiht. Seit 2012 ist die Zahl der Priesterweihen nur noch einstellig, zumeist im niedrigen Bereich, wobei 2023 und 2024 gar kein Priester geweiht werden konnte. Nur noch 5,2 Prozent aller Katholiken im Bistum Münster gehen sonntags regelmäßig zur Messe.
