In der Augusthitze, unter den hohen Bäumen der Vendée, umgeben von Handwerkern, die Holz schnitzen, Heilige modellieren, Glas blasen, Kerzen ziehen, Schmuck formen und Manuskripte illuminieren, fühlen sich Besucher im Puy du Fou wie in eine andere Zeit versetzt.
Der 1977 gegründete, weitläufige historische Themenpark ist ein einzigartiges Kulturprojekt: Hier wird Geschichte nicht nur erzählt, sondern in Szene gesetzt – auf monumentalen Freilichtbühnen, in immersiven Dörfern und durch lebendiges Handwerk.
Jeder Winkel dieses Landstrichs, der einst von der Französischen Revolution (1789–1799) und dem blutigen Vendée-Aufstand (1793–1796) geprägt wurde, erzählt Geschichten von Märtyrern, Adeligen, Bauern, Revolutionären und Königen. Alle diese Episoden sind durch eine gemeinsame christliche Identität verbunden – jene geistige Prägung, die Frankreich über Jahrhunderte hinweg formte.
Inzwischen hat der Park internationale Anerkennung erlangt – zuletzt 2024 in Hollywood mit der Auszeichnung als „Beste Show der Welt“. Frühere Ehrungen umfassen Titel wie „Bester Park der Welt“ in Los Angeles (2012) und Orlando (2014), „Beste Show des Jahres“ in London (2020) und erneut „Beste Show der Welt“ in Wien (2023).
Geschichte als Hauptdarstellerin
Was den Puy du Fou so besonders macht, erklärt Nicolas de Villiers, heutiger Präsident des Parks und Sohn des Gründers Philippe de Villiers: „Hier ist die Geschichte selbst der Hauptdarsteller.“ Mehr als ein Freizeitpark ist der Puy du Fou eine riesige Bühne, auf der historische Wahrheiten dramatisch inszeniert werden.
Die spektakuläre Nachtshow La Cinéscénie, die als größte Freilichtinszenierung der Welt gilt, macht diese „verschwiegene Erinnerung“ sichtbar. 28-mal im Jahr wird sie auf 23 Hektar mit 3.000 freiwilligen Darstellern und rund 30.000 Kostümen aufgeführt. Im Mittelpunkt steht die Geschichte der Vendéens – ein Kapitel, das lange aus der nationalen Erinnerung Frankreichs ausgeblendet wurde.
Ein weiteres Beispiel: Le Dernier Panache („Die letzte Feder“), eine Produktion über das Leben von General François Athanase de Charette, einem Anführer der Vendée und Veteranen der Amerikanischen Revolution. Mit historischer Genauigkeit und dramatischer Tiefe erzählt die Inszenierung von Treue und Opfermut.
Die Ehrung Charettes und der Vendéens ist auch eine Hommage an die eigene Familiengeschichte der Villiers. Der Präsident erinnert daran, dass sowohl auf väterlicher als auch auf mütterlicher Seite zwei seiner Vorfahren als Offiziere der französischen Marine im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg kämpften. In seinem Büro hängt ein offizielles Dokument, das ihn als „Sohn der Amerikanischen Revolution“ ausweist – ein Symbol für das transatlantische Band, das auch viele amerikanische Besucher berührt.
Von Wikingern bis zum Weltkrieg
Das Repertoire des Puy du Fou reicht vom frühen Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert: Ritterturniere, Belle-Époque-Romanzen wie Le Mime et l’Étoile („Der Mime und der Stern“) – eine preisgekrönte Produktion, die die Geburt des Kinos mit dem Ersten Weltkrieg verknüpft –, Renaissancepracht, Greifvogelshows, Musik und Poesie. All diese Elemente ehren die Schönheit der französischen Sprache und Kultur.
Dank Simultanübersetzungen in Englisch, Spanisch, Deutsch und Niederländisch können auch internationale Besucher die Geschichten mitverfolgen.
„Unser Ziel ist nicht, den Besuchern zu geben, was sie bereits mögen, sondern sie mit dem zu konfrontieren, was sie lieben lernen könnten“, erklärt Antoine Besse, Direktor für internationale Produktionen, im Gespräch mit dem Register.
Besonders hervorzuheben ist die Ausstellung des Rings der heiligen Jeanne d’Arc – der einzigen erhaltenen Reliquie der Nationalheiligen. Durch eine aufsehenerregende Rückführung aus England gelangte sie dank Villiers’ Einsatz zurück auf französischen Boden und ist heute in einer Renaissancehalle zu sehen. Ihre Präsenz macht deutlich: Heilige sind keine bloßen Legenden, sondern bleibende Wegbegleiter, die Frankreichs Identität mitgeprägt haben – und dies weiterhin tun.
Verwurzelte Ökologie
Auch das Engagement für die Umwelt gehört zum Profil des Puy du Fou. Der Name selbst verweist auf diese Erdverbundenheit: Puy du Fou bedeutet „Hügel der Buchen“, abgeleitet vom lateinischen podium („Hügel“) und dem vendéeischen Dialektwort faou („Buche“) – einem Baum, der in der lokalen Folklore für Inspiration steht.
Kurze Lieferketten, regionale Handwerkskunst und traditionelle Architektur stärken nicht nur die lokale Wirtschaft, sondern verkörpern auch eine ökologische Vision, die ihrer Zeit voraus war. Der Park hat seinen ursprünglichen Waldbestand verdoppelt, umfasst inzwischen 100 Hektar, beherbergt rund 3.000 Pflanzenarten und über 2.200 Tiere – darunter Wölfe, Pferde und über 1.000 Greifvögel.
Das Tierwohl steht an erster Stelle: Die hauseigene Falknerei-Akademie – die größte Europas – widmet sich dem Schutz bedrohter Arten und arbeitet mit Partnern auf der ganzen Welt zusammen, von Südafrika bis Argentinien.
Wenn Schönheit überzeugt
Was tief in der französischen Geschichte wurzelt, hat globale Strahlkraft: Familien aus aller Welt fühlen sich vom Puy du Fou angesprochen. Im Jahr 2024 zählte der Park mehr als 4,2 Millionen Besucher und ist damit weltweit führend in der Gestaltung historischer Shows. Die internationale Anerkennung bestätigt, was das Publikum längst weiß: Schönheit überzeugt – und bleibt.
Die Erfolgsgeschichte wird fortgeschrieben: 2021 eröffnete ein Schwesterpark in Spanien. Weitere internationale Projekte sind in Vorbereitung, darunter Kooperationen in den Niederlanden, in Großbritannien und den USA.
Das bislang kühnste Vorhaben ist die „Grande Traversée de la France“ – eine Zugreise, die 2026 starten soll: Eine einwöchige Tour mit Stopps an Kathedralen, Schlössern und Landschaften, inszeniert als fahrendes Theater – inklusive Sternekoch.
„Frankreich ist unsere schönste Show“, sagt Villiers mit einem Lächeln. Er erinnert daran, dass die französische Nation mit der Taufe Chlodwigs im Jahr 496 begann – ein Moment, in dem König und Volk gemeinsam das Christentum in Reims annahmen. Für Villiers ist dieser Gründungsakt bis heute identitätsstiftend: Frankreichs Schicksal ist untrennbar mit der Kirche verbunden.
Für amerikanische Besucher, die Frankreich lieben, öffnet der Puy du Fou ein Tor zur Seele der Nation – eine Stimme, die unserer Zeit noch viel zu sagen hat und Erinnerungen weckt, die auch die eigene Geschichte betreffen.
„Egal, wer Sie sind oder woher Sie kommen: Sie haben eine Seele“, sagt Villiers. „Und wenn man zur Seele spricht, verschwinden alle Barrieren.“
Übersetzt und redigiert aus dem englischen Artikel unserer Partner-Zeitung National Catholic Register.
