Eva Maria Welskop-Deffaa, die Präsidentin der Caritas in Deutschland, hat sich in die gegenwärtige Debatte um die Zukunftsfähigkeit des deutschen Sozialstaats eingemischt und betont: „Unser Sozialstaat braucht das Miteinander der Generationen. Das ist Ausdruck der christlichen Prägung unseres Sozialstaats.“
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte vor wenigen Tagen erklärt: „Wir können uns dieses System, das wir heute so haben, einfach nicht mehr leisten.“
Sozialministerin Bärbel Bas (SPD) sagte daraufhin: „Diese Debatte gerade, dass wir uns diese Sozialversicherungssysteme und diesen Sozialstaat finanziell nicht mehr leisten können, ist – und da entschuldige ich mich jetzt schon für den Ausdruck – Bullshit.“
Gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) forderte Welskop-Deffaa am Mittwoch: „Union und SPD sollten als Regierungsparteien gemeinsam ausstrahlen, dass die Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Sozialstaates für sie oberste Priorität hat. Äußere, innere und soziale Sicherheit zu gewährleisten, sind gleichermaßen wichtige und komplexe Anforderungen.“
„Mancher Vorschlag, der da gerade auf den Tisch gelegt wird, scheint auch mir sehr unausgegoren, manches Politikerzitat macht den Eindruck, als sollten vor allem politische Mitstreiter provoziert werden“, führte sie aus. „Solche Spielchen können wir uns nicht leisten. Bürger und Bürgerinnen müssen darauf vertrauen können, dass die notwendigen Reformen mit Respekt, Empathie und Fachkenntnis erarbeitet werden.“
Das Vertrauen spiele ohnehin eine wichtige Rolle: „Die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger, in die sozialen Sicherungssysteme einzuzahlen, setzt voraus, dass diese als insgesamt stabil und fair eingeschätzt werden. Das heißt, Menschen müssen heute besonders darauf vertrauen können, dass Politik im Angesicht der demografischen Kipp-Punkte generationengerechte und sozial ausgewogene Antworten gibt.“
Die Caritas als katholischer Wohlfahrtsverband mit fast 740.000 hauptamtlichen Mitarbeitern in mehr als 25.000 Einrichtungen auf Bundesebene finanziert sich zu großen Teilen aus Steuergeldern, also über das System des Sozialstaats. Die Einnahmen lagen 2023 (ein aktuellerer Geschäftsbericht liegt nicht vor) bei 240 Millionen Euro. Davon stammen fast 114 Millionen Euro vom Bund bzw. von der EU.
Nicht eingerechnet sind dabei die regulären Einnahmen aus geleisteten Dienstleistungen: In einem ambulanten Pflegedienst der Caritas etwa zahlen die Patienten die Kosten für die Pflege aus Versicherungen, die Teil des Sozialstaats sind, oder auch direkt, ohne dass dies als Zuschuss in der Bilanz der deutschen Caritas auftaucht.
