Matthias Kopp, der Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), hat mit Blick auf den zunehmenden Vandalismus an kirchlichen Gebäuden betont: „Ich glaube, dass die Tabus gefallen sind.“ Tatsächlich nehme der Vandalismus inzwischen „Formen an, die nicht hinnehmbar sind“.
Die Kirche in Deutschland sei angesichts der wachsenden Zahl von Fällen „hoch alarmiert“, zumal es wohl auch eine hohe Dunkelziffer gebe, erläuterte Kopp im Gespräch mit Radio Horeb am Dienstag. „Denn offensichtlich scheinen Hemmschwellen völlig tabulos zu fallen, dass vor dem Heiligen auch die Axt offensichtlich nicht mehr Halt macht.“
„Wenn ich ein Wegkreuz beschmiere oder die Zigarettenkippen in einem Weihwasserbecken ausdrücke, wenn mir also nichts mehr von dem wertgeschätzt wird, was dem anderen heilig ist, dann rutschen wir gesellschaftlich in Situationen ab, wo wir als Kirchen – auch mit der evangelischen Kirche zusammen – deutlich unsere Stimme erhöhen müssen“, fügte er hinzu.
Zuletzt wurde ein besonders gravierender Fall von Vandalismus aus dem Bistum Trier gemeldet. Ein Unbekannter hatte den Kopf von einer Apostelfigur im Trierer Dom abgerissen und gestohlen. Konkret handelte es sich um eine an der Kanzel angebrachte Figur, die etwa 450 Jahre alt ist.
„Das Problem ist, dass die Aufklärungsrate bei Kirchen-Vandalismus im unteren einstelligen Prozentbereich liegt“, sagte der DBK-Pressesprecher. „Vereinzelte festgenommene Täterinnen und Täter schweigen sich meistens bei den Verhören über die Beweggründe ihrer Tat aus. Und auch an den betroffenen Orten werden nur ganz selten Hinweise gefunden, die auf ein Täterprofil schließen lassen.“
Kopp monierte, dass viele Fälle von Vandalismus an Kirchen in den Statistiken lediglich als Sachbeschädigung widergespiegelt werden. „Hier wäre es gut, wenn ein Kulturwandel stattfinden würde, Kirchen-Vandalismus als solchen zu bezeichnen und nicht nur als bloße Sachbeschädigung“, betonte er.
Die DBK appelliere trotz eines zunehmenden Vandalismus, die Kirchen aufzulassen. Kopp stellte klar: „Es wäre natürlich fatal, wenn wir […] zu dem Schluss kämen, die Kirchen abzuschließen. Dem dürfen wir uns auf keinen Fall beugen. Und da hoffe ich sehr, dass die Gemeinden gute Wege finden, die Kirchen als Orte der Ruhe, des Gebetes, der Spiritualität offen zu halten.“
Es gebe zwar „keinen Masterplan“, um Vandalismus zu verhindern, aber es brauche mindestens „ein wachsames Auge“ in den Gemeinden vor Ort. Es sei außerdem „wünschenswert, wenn die staatlichen Profiler bei Vandalismus an Kirchen, an christlichen liturgischen Gegenständen, an sakralen Statuen und Andachtsbildern noch genauer hinschauen würden. Dabei müssten, glaube ich, vergleichbar engmaschige Analysekriterien – Ermittlungsraster – angelegt werden wie bei Vandalismus an Kultstätten und Kultgegenständen anderer Religionsgemeinschaften.“
