Erzbischof Profittlich war „getragen“ vom Gebet: Kardinal Schönborn bei Seligsprechung

Erzbischof Profittlich war „getragen“ vom Gebet: Kardinal Schönborn bei Seligsprechung

Kardinal Christoph Schönborn OP hat am Samstagvormittag in Tallinn, der Hauptstadt von Estland, die Seligsprechung des deutschstämmigen Erzbischofs Eduard Profittlich SJ vorgenommen. In seiner Predigt betonte der ehemalige Erzbischof von Wien, die Entscheidung des neuen Seligen, nicht zu fliehen, sondern inmitten des Zweiten Weltkriegs unter sowjetischer Herrschaft bei seinen Gläubigen auszuharren, sei „getragen“ gewesen „vom Gebet der Gläubigen für ihren Bischof“

Profittlich sei bereit gewesen, „um seiner Herde, seiner Schafe willen […] sein Leben hinzugeben“, erklärte Schönborn vor tausenden Gläubigen in dem baltischen Land, in dem Katholiken weniger als ein Prozent der Bevölkerung stellen. „Er hätte kluge Argumente vorbringen können, um das zu vermeiden, etwa um später als Überlebender helfen zu können.“

Der spätere Erzbischof für ganz Estland stammte aus dem Bistum Trier und trat zunächst dort ins Priesterseminar ein, bevor er sich der Gesellschaft Jesu anschloss. 1916 wurde er zum Priester geweiht. Ab 1930 war er nach Stationen in Polen und Hamburg in Tallinn in Estland eingesetzt. Ende 1936 wurde Profittlich zum Bischof geweiht und wirkte als Apostolischer Administrator für Estland. In dieser Funktion wurde er 1941 von den Sowjets verhaftet und starb, zum Tode verurteilt, 1942 in Gefangenschaft durch völlige Entkräftung.

Schönborn schlug den Bogen zum Leben eines jeden Menschen und sagte: „Einmal werden wir erfahren, werden sehen und begreifen, wie sehr unser eigener Weg unsichtbar beschützt und geführt war durch das Gebet und das gläubige Leben vieler Menschen.“

So schließe die Seligsprechung von Profittlich all jene ein, die seinen „Weg geprägt haben, vor allem die Eltern der zehn Kinder, von denen er das achte war, seine Lehrer, seine Freunde (wie wichtig sie sind!) und die kirchlichen Orte und Personen, die ihn geprägt haben. Wer kann jemals ermessen, welche Personen, Situationen, Erfahrungen jeden von uns geprägt und herausgefordert haben!“

„Erst das ganze Gefüge machte es möglich, dass in entscheidender Stunde ein so klares Ja zum möglichen Martyrium gesprochen werden konnte wie das von Erzbischof Profittlich“, so Schönborn. „Es ist sein ganz persönliches Ja gewesen und doch ist es mehr als das: es ist das Ja der Kirche zum Willen Gottes, das sich im Ja des Einzelnen ausspricht.“

„Persönliche Heiligkeit ist immer getragen von der Heiligkeit der Kirche, der Braut Christi“, stellte der Kardinal klar. „Darum ist der heutige Tag ein Tag der Freude über die Kirche, besonders über die Kirche in Estland.“

„Die Seligsprechung von Erzbischof Eduard Profittlich findet zu einem Zeitpunkt statt, an dem alte Wunden wieder aufzubrechen drohen“, fuhr Schönborn fort. „Gerade in dieser Gegend der Welt ist diese Sorge besonders gegenwärtig. Krieg gehört wieder zum bitteren Alltag dieser Region. Friedenshoffnungen werden auf die Geduldsprobe gestellt.“

Zu jenem neuen Weltkrieg auf Raten, wie es Papst Franziskus wiederholt ausgedrückt hatte, gehöre „auch die weltweite Christenverfolgung“, sagte der emeritierte Erzbischof von Wien. „Auch andere Religionen kennen regionale Verfolgungen, aggressive Religionspolitik, die Religionen nationalistisch missbrauchen. Doch sind die Christenverfolgungen bei weitem die zahlenmäßig größte Realität.“

„Die Haltung von Erzbischof Profittlich ist deshalb für heute so kostbar“, erklärte er. „Sie zeigt den Weg des Christen in Zeiten der Verfolgung.“

So habe der neue Selige über seinen Entschluss, nicht nach Deutschland zurückzukehren, obwohl ihm in Estland die sowjetische Gefangenschaft drohte, geschrieben: „Ich tue das mit größter Bereitwilligkeit, ja ich kann sagen, mit großer Freude. Wenn ich auch in keinerlei Weise voraussagen kann, wie nun mein Lebensweg verlaufen wird, welche Opfer noch auf mich warten, so gehe ich diesen Weg mit großem Vertrauen auf Gott, fest überzeugt, dass, wenn Gott mit mir gehen wird, ich nie allein sein werde. Und ich habe auch sichere Hoffnung, dass das Opfer, das ich so für die Interessen des Reiches Gottes hier im Lande bringe, auch so oder so nicht ohne Frucht sein wird.“

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