Der frühere Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Angelo Bagnasco, betrachtet die Feier der traditionellen lateinischen Messe als unproblematisch. In einem Interview mit der italienischen Tageszeitung „Roma“ erklärte der emeritierte Erzbischof von Genua, er sehe keine Risiken mit Blick auf die überlieferte Liturgie, wie sie im Kern auf die Zeit von Papst Gregor dem Großen und darüber hinaus zurückgeht.
Bagnasco verwies auf seine jahrelange Erfahrung in der vatikanischen Kongregation für die orientalischen Kirchen, wo er hautnah erlebte, dass die katholische Kirche über 30 verschiedene liturgische Riten ihr eigen nennt.
„Ich habe nie gesehen und sehe auch heute nicht, dass die außerordentliche Form des römischen Ritus, die – wie Papst Benedikt XVI. klargestellt hat – einzigartig ist, […] Probleme verursachen könnte“, erklärte der Kardinal. Bagnasco betonte weiter, dass bei einem ruhigen und wohlwollenden Vorgehen aller Beteiligten keine weiteren Probleme entstehen sollten.
Die Äußerungen von Bagnasco fügen sich in die breitere Debatte über die Zukunft der traditionellen lateinischen Messe unter Papst Leo XIV. ein.
Kardinal Raymond Burke hatte bereits im Juni 2025 bestätigt, dass er mit dem neuen Pontifex über die Aufhebung der Beschränkungen für die überlieferte Liturgie gesprochen habe, wie CNA Deutsch berichtete. Burke bezeichnete die derzeitigen Maßnahmen als „Verfolgung“ der traditionsverbundenen Gläubigen.
Papst Franziskus hatte 2021 mit dem Motu proprio Traditionis custodes die Feier der traditionellen lateinischen Messe erheblich eingeschränkt und die Entscheidung über deren Zulassung in die Hände der Diözesanbischöfe gelegt. Die Maßnahme war eine deutliche Kehrtwende gegenüber Papst Benedikt XVI., der 2007 mit Summorum pontificum bestätigt hatte, dass grundsätzlich jeder Priester die Messe im klassischen römischen Ritus feiern könne.
Die überlieferte Liturgie wurde über viele Jahrhunderte hinweg in nahezu allen Teilen der Welt gefeiert, prägte das geistliche Leben unzähliger christlicher Generationen und hat unzählige Heilige hervorgebracht.