Der emeritierte Kurienkardinal Robert Sarah aus Guinea hat seine scharfe Kritik an der vatikanischen Erklärung Fiducia supplicans zu Segnungen für homosexuelle Verbindungen erneuert. „Ich hoffe, dass der Inhalt von Fiducia supplicans weiter präzisiert und gegebenenfalls neu formuliert werden kann“, betonte Sarah.
In einem kürzlich veröffentlichten Interview mit der katholischen Tageszeitung „Avvenire“ bezeichnete der 80-jährige Sarah das im Dezember 2023 unter Papst Franziskus veröffentlichte Dokument zur Segnung homosexueller Verbindungen als „theologisch schwach und ungerechtfertigt“.
Sarah warnte vor diesem Hintergrund eindringlich: „Es gefährdet die Einheit der Kirche. Das ist ein Dokument, das man vergessen sollte.“
Fiducia supplicans hatte „Segnungen von Paaren in irregulären Situationen und gleichgeschlechtlichen Paaren“ unter bestimmten Umständen ausdrücklich erlaubt, was zahlreiche Bischöfe in der ganzen Welt zurückwiesen, besonders die für ganz Afrika zuständige Bischofskonferenz.
Mit dem Interview bekräftigte Sarah seine frühere Kritik, in der er die Erklärung sogar als „Häresie” bezeichnet hatte. Im Januar 2024 schrieb er in einem ausführlichen Statement: „Damit widersetzen wir uns nicht Papst Franziskus, sondern einer Häresie, die die Kirche, den Leib Christi, ernsthaft untergräbt, weil sie dem katholischen Glauben und der katholischen Tradition widerspricht.“ Er lobte damals die afrikanischen Bischofskonferenzen, die sich gegen das Dokument gewandt und solche Segnungen untersagt hatten.
Die Zukunft von Fiducia supplicans unter dem neuen Pontifikat bleibt derweil ungewiss. Während Sarah auf eine Neubewertung hofft, erklärte Kardinal Víctor Manuel Fernández, der Präfekt des vatikanischen Glaubens-Dikasteriums und Hauptautor des umstrittenen Dokuments, kürzlich gegenüber der italienischen Zeitung „Il Messaggero“, dass er keine Änderungen unter Papst Leo XIV. erwarte.
Im Gespräch hob Sarah weiter hervor, dass die Kirche nicht von ideologischen Fronten zerrissen werden dürfe: „Wir müssen einen ideologischen Ansatz überwinden, der zwei konkurrierende Visionen von der Kirche propagiert.“
Es gebe sowohl jene, die Tradition im Namen von Offenheit ablehnten, als auch jene, die sie als „etwas Kristallisiertes und Mumifiziertes“ betrachteten. Die Mission der Kirche sei jedoch „einzigartig“ und könne nur „im Geiste der Gemeinschaft“ erfüllt werden.
Sarah sagte, er habe „das Privileg gehabt, einige Heilige zu kennen und mit ihnen zusammenzuarbeiten: Ich denke an Mutter Teresa von Kalkutta und Johannes Paul II. Dann an die letzten Päpste: Benedikt XVI. und Franziskus. Und heute blicke ich mit großem Vertrauen auf Leo XIV.“, sagte der aus Guinea stammende Kardinal.
Zum Amtsstil des neuen Pontifex meinte Sarah: „Leo XIV. stellt die unverzichtbare Zentralität Christi in den Vordergrund, das evangelische Bewusstsein, dass wir ‚ohne ihn nichts tun‘ können: weder den Frieden schaffen noch die Kirche aufbauen noch unsere Seelen retten.“
