Die Verteidigung Europas könne im Extremfall auch den Einsatz von Gewalt erfordern – so hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung betont. Besonders prägnant hieß es darin: „Um einer Aggression Einhalt zu gebieten, Unschuldige zu schützen und Frieden wiederherzustellen, kann militärische Gegengewalt nicht nur erlaubt, sondern sogar geboten sein.“
In dem Papier mit dem Titel „Das Europa der Zukunft gestalten“ beschrieb das Präsidium die Europäische Union als Wertegemeinschaft, die „an einem Wendepunkt“ stehe.
Es hieß: „Die Charta der Grundrechte und der Vertrag über die Europäische Union definieren, was Europa ausmacht: Menschenwürde, Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte. Diese Werte bedeuten viel. Sie zu verteidigen, ist unsere Aufgabe in Europa. Ohne Werte kein Europa.“
Mit Blick auf den Angriff Russlands auf die Ukraine und den Aufstieg populistischer Parteien warnte das Präsidium: „Der Prozess der europäischen Einigung, der nach dem Zweiten Weltkrieg und der Überwindung der Ost-West-Trennung an Kraft gewonnen hat, leidet unter zunehmendem Populismus.“ Bei jüngsten Wahlen hätten „europafeindliche Kräfte Auftrieb erhalten“.
Zugleich hob die Erklärung hervor, dass es auch Zeichen der Hoffnung gebe. „In der Ukraine, auf dem Westlichen Balkan und im Kaukasus kämpfen Menschen für die Freiheit und wollen Teil eines geeinten Europas sein.“
Darin habe sich gezeigt, „wo Europas Zukunft liegt“. Die Vielfalt an Sprachen, Kulturen und Erfahrungen sowie der „Entdeckergeist junger Menschen in Ost und West, Süd und Nord“ seien eine entscheidende Ressource für den weiteren Aufbau.
Ausdrücklich wurde die katholische Kirche in Deutschland in die Pflicht genommen. Das ZdK erinnerte an Gründergestalten wie Adenauer, Schuman und De Gasperi, die „aus ihrem Glauben heraus in politischer Verantwortung Brücken über konfessionelle, religiöse und nationale Gräben gebaut“ hätten. Diese Tradition solle fortgesetzt werden, weil Verständigung und Versöhnung „angesichts wachsender nationalistischer Tendenzen“ dringlicher denn je seien.
Inhaltlich spannte die Erklärung den Bogen weit über Sicherheitsfragen hinaus. Die soziale Marktwirtschaft wurde als „Europas Markenzeichen“ bezeichnet, das indes ökologisch und sozial erneuert werden müsse.
„Es kann ökonomisch nicht richtig sein, was sozial schädlich und ökologisch falsch ist“, hieß es dazu. Ebenso wurde Nachhaltigkeit als Voraussetzung für sozialen Frieden und internationale Glaubwürdigkeit beschrieben.
Die Migrationspolitik stellte das ZdK als Bewährungsprobe dar: „Die EU steht vor einer dreifachen Aufgabe: Sie muss den rechtlichen Schutzrahmen aufrechterhalten, sie muss Migration rechtlich einwandfrei organisieren, und sie muss Integration dauerhaft ermöglichen.“ Dabei sei die Familienzusammenführung von zentraler Bedeutung.
