Angesichts der Lage im Heiligen Land hat Abt Nikodemus Schnabel OSB von der Dormitio-Abtei in Jerusalem im Namen der Christen in der Region konstatiert: „Der Wind wird für uns rauer. Wir spüren jetzt, was es bedeutet, eine kleine Minderheit von nur etwas mehr als einem Prozent zu sein.“
„Die Christen“ allerdings gebe es im Heiligen Land gar nicht, „das ist wichtig“, stellte Abt Nikodemus im Gespräch mit der katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost“ (aktuelle Ausgabe) klar. „Sie sind eine bunte Gruppe; über 50 verschiedene Konfessionen. Die überwältigende Mehrheit sind Palästinenser. Manche leben in der Westbank, andere in Nazaret, andere in Ostjerusalem, andere in Gaza. Dann gibt es die kleine Zahl der hebräischsprachigen Christen in Israel und die überwältigende Zahl der über 100.000 Arbeitsmigranten und Asylsuchenden aus den Philippinen, Indien und Sri Lanka.“
„Schließlich gibt es noch allein 1.000 katholische Ordensfrauen und 600 katholische Ordensmänner aus aller Herren Länder hier“, fuhr er fort.
Die Position von „uns Christen“ sei jedoch „sehr klar: Wir sind weder pro Israel noch pro Palästina. Wir sind pro Mensch.“
Die Lage in Gaza sei derzeit „äußerst prekär“, sagte Abt Nikodemus mit Blick auf die jüngste Offensive des israelischen Militärs. „Seit zwei Jahren leben unsere Glaubensgeschwister dort im Angesicht des Todes, harren aus im Gebet und versuchen, Inseln der Hoffnung in einem Ozean von Leid zu sein. Alle Christen leben in Gaza-Stadt, und zwar im Stadtteil Zaytun.“
Der Benediktiner erklärte: „Die Wohnhäuser der Christen sind mittlerweile fast alle zerstört, es gibt sie nicht mehr, darum wohnen sie jetzt auf dem Gebiet der Pfarreien: 700 Menschen auf allerengstem Raum!“
Über die christlichen Kinder in Gaza sagte er: „Da ist kein Hass, kein Zorn, keine Vergeltung, sondern Hoffnung! Sie beten für den Frieden, für die Juden, für die Muslime und für die Christen. Viele von ihnen wollen Priester und Ordensfrauen werden. Denn das Glaubwürdigste, was sie gerade erleben, sind die Schwestern und die Priester. Viele Menschen dort wachsen gerade über sich hinaus und werden zu beeindruckenden Zeugen der christlichen Botschaft, gerade auch sehr viele der einfachen Menschen dort!“
