Der beliebteste Heilige in Italien: Pater Pio, der stigmatisierte Kapuziner

Der beliebteste Heilige in Italien: Pater Pio, der stigmatisierte Kapuziner

Die katholische Kirche gedenkt heute, am 23. September, des heiligen Padre Pio (1887–1968), einem der populärsten Heiligen Italiens. Der als Francesco Forgione geborene Kapuzinerbruder und Priester wurde durch außergewöhnliche mystische Phänomene weltberühmt. Bereits zu Lebzeiten pilgerten Millionen Menschen nach San Giovanni Rotondo in Apulien, um den stigmatisierten Mönch zu sehen.

Padre Pios bemerkenswertestes Merkmal waren die Stigmata, die Wundmale Christi, die er am 20. September 1918 empfing.

In einem Brief an seinen Beichtvater beschrieb er dieses Ereignis: „Am Morgen des zwanzigsten des vergangenen Monats im Morgengrauen, nachdem ich die Messe gefeiert hatte, wurde ich ganz müde und fiel wie in einen süßen Schlaf. Alle meine inneren und äußeren Sinne und auch alle meine Seelenfähigkeiten waren in eine große Ruhe getaucht. Absolute Stille war um mich und in mir. Ich fühlte einen tiefen Frieden. Das alles geschah blitzschnell. Während all das geschah, sah ich vor mir eine mystische Person, ähnlich der, die ich am Abend des 5. August gesehen hatte. Der einzige Unterschied war, dass aus seinen Händen, Füßen und der Seite Blut tropfte. […] Die Vision verschwand, und ich bemerkte, dass aus meinen Füßen, Händen und aus meiner Seite Blut tropfte.“

Diese sichtbaren Zeichen bluteten 50 Jahre lang ununterbrochen bis zu seinem Tod – ein in der Kirchengeschichte einzigartiges Phänomen bei einem Priester.

Mystische Phänomene und Wundertaten

Neben den Stigmata berichteten Zeugen von weiteren außergewöhnlichen Erscheinungen bei Padre Pio. Besonders dokumentiert sind vier Hauptphänomene: Bilokation (gleichzeitige Anwesenheit an verschiedenen Orten), Seelenschau (die Fähigkeit, in die Seelen der Menschen zu blicken), Heilungsgabe und Prophetie.

Ein berühmtes Beispiel der Bilokation ereignete sich während des Zweiten Weltkriegs, als zwei amerikanische Bomberpiloten unabhängig voneinander berichteten, dass Padre Pio vor ihrem Cockpit erschienen sei, um einen Bombenabwurf zu verhindern. Nach der Landung erkannten sie ihn sofort bei einem Klosterbesuch und konvertierten zum katholischen Glauben.

Zu den dokumentierten Heilungen gehört die spektakuläre Heilung der blindgeborenen Gemma di Giorgi. Sie kam ohne Pupillen zur Welt und hat auch heute keine, kann aber seit ihrer ersten Kommunion sehen, nachdem Padre Pio ihr mit seinem Daumen ein Kreuz über die Augen gezeichnet hatte.

Eine weitere bedeutende Heilung betraf Wanda Półtawska, die an unheilbarem Krebs erkrankt war und geheilt wurde, nachdem der spätere Papst Johannes Paul II. in einem Brief Padre Pio um sein Gebet gebeten hatte.

Als mysteriöses Phänomen ist der sogenannte „Wohlgeruch der Heiligkeit“ (Osmogenesia) bekannt. Gläubige und Besucher berichteten von verschiedenen angenehmen Düften, die von Rosen- bis Veilchenduft oder sogar dem Duft von gebackenem Brot reichten. Diese Düfte wurden nicht nur in der Nähe von Padre Pio, sondern auch in weiter Entfernung wahrgenommen. 

Ein Priester berichtete, er habe während der Heiligen Messe den charakteristischen Wohlgeruch gespürt und später an einer Straßenkreuzung einem Schwerverletzten die Absolution geben können – einem Mann, der seit Jahren der Kirche ferngeblieben war, für den aber die Angehörigen bei Padre Pio um die Rettung seiner Seele gebetet hatten.

Wissenschaftliche Untersuchungen

Die außergewöhnlichen Phänomene um Padre Pio führten zu zahlreichen kirchlichen Untersuchungen. Der Chefarzt des Zivilkrankenhauses von Barletta, Romanelli, untersuchte Padre Pio fünf Mal zwischen Mai 1919 und Juli 1920 und kam zu dem Schluss, dass es sich nicht um gewöhnliche Wunden handele.

In seinem Bericht beschrieb er die Wunden als „tief, blutend, ohne Infektion oder Anzeichen der Heilung“.

Dr. Giorgio Festa, der Padre Pio 1919 und 1920 untersuchte, kam nach wissenschaftlicher Prüfung zu dem Schluss, dass die Stigmata „weder das Produkt eines Traumas äußeren Ursprungs noch auf die Anwendung stark reizender Chemikalien zurückzuführen“ seien.

Padre Pios größtes irdisches Werk war die Gründung der „Casa Sollievo della Sofferenza“ (Haus zur Linderung des Leidens). Am 9. Januar 1940 gründete er mit drei Freunden das Komitee für den Krankenhausbau und erklärte: „Heute Nacht beginnt mein irdisches Werk. Ich segne euch und alle, die zu diesem Werk beitragen werden, das immer größer und schöner werden wird.“

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann 1947 der Bau, und am 5. Mai 1956 wurde das Krankenhaus eröffnet. Heute ist es mit etwa 900 Betten das größte private Krankenhaus Süditaliens und wurde 1991 als wissenschaftliches Forschungsinstitut (IRCCS) anerkannt.

Heiligsprechung und Verehrung

Die Selig- und Heiligsprechung Padre Pios erfolgte durch Papst Johannes Paul II., der eine persönliche Verbindung zu dem Kapuziner hatte. Als junger Priester besuchte Wojtyla 1948 Padre Pio in San Giovanni Rotondo und ging bei ihm zur Beichte.

Am 2. Mai 1999 erfolgte die Seligsprechung, am 16. Juni 2002 vor 200.000 Pilgern auf dem Petersplatz die Heiligsprechung. Papst Johannes Paul II. verkündete, dass der liturgische Gedenktag auf den 23. September gelegt werde – den Tag von Padre Pios Tod 1968.

Heute zählt San Giovanni Rotondo etwa sieben Millionen Pilger jährlich. Die 2004 eröffnete Wallfahrtskirche des Stararchitekten Renzo Piano mit ihrer charakteristischen grünen Kuppel ist nach dem Petersdom der größte Sakralbau Italiens. Padre Pios Leichnam wurde 2008 exhumiert und ist seit 2010 als Reliquie mit Silikonmaske im Glassarg dauerhaft in der Kirche ausgestellt.

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