Bischof Stefan Oster SDB hat sich mit Kritik zu der öffentlichen Trauerfeier für den ermordeten christlichen und konservativen Aktivisten Charlie Kirk geäußert. Auch zu US-Präsident Donald Trump fand der Passauer Bischof deutliche Worte und warnte, „dass die konservativeren Christinnen und Christen in unserem Land nicht auch in diese Falle laufen“.
Kirk, ein 31-jähriger Ehemann und Vater von zwei kleinen Kindern, wurde am 10. September erschossen, als er sich an einer Hochschule in Utah den Fragen von Studenten stellte. Ähnliche Veranstaltungen, in denen er auf die Fragen und Vorwürfe von überwiegend linken Studenten einging, hatte er in den Jahren zuvor hundertfach absolviert.
In seiner am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme hielt Oster zunächst fest: „Ganz offensichtlich war Kirk ein intelligenter Debattierer und ein gläubiger Mann mit konservativen Ansichten, die er oft genug versucht hat, biblisch zu begründen. Mehr will ich nicht sagen, weil ich nicht genug über ihn weiß. Weder Glorifizierung noch Dämonisierung scheinen mir angebracht. Möge er ruhen in Frieden und möge seine Familie Trost und Halt im Glauben finden.“
Dann erklärte Oster, er könne „nur sehr schwer nachvollziehen“, wie sehr Kirk sich „als intelligenter, gläubiger Mann so hinter Donald Trump stellen und die MAGA-Bewegung unterstützen konnte“.
Wie Befragungen gezeigt haben, wurde Trump wiedergewählt, weil die Mehrheit der Amerikaner unzufrieden war mit der Regierung von Joe Biden. Wichtige Themen waren etwa die zunehmende Einwanderung mit Konsequenzen für den Staatshaushalt und die Kriminalität, aber auch für den Drogenhandel, außerdem die schlechte wirtschaftliche Lage und verschiedene soziale Themen, etwa die von Biden vorangetriebene Förderung von Gender-Ideologie und Abtreibung.
„Von Trump sind sein Umgang mit der Wahrheit, mit benachteiligten Menschen, mit Frauen, mit politischen Gegnern hinreichend bekannt“, führte Oster aus. „Seine Reden sind oft genug durchtränkt von der Verachtung anderer. Und bei dem Gedenken für Kirk hat er demonstrativ seinen Hass gegen den politischen Gegner zum Ausdruck gebracht – obwohl die Witwe von Charlie Kirk um Vergebung gebetet und selbst dem Mörder ihres Mannes vergeben hat.“
Die „politische Instrumentalisierung des Todes von Kirk durch Trump und seine Regierung“, wie der Passauer Bischof es formulierte, sei „ein Signal, das uns alle wach und wachsam machen muss. Die politische Macht, die den Gegner mit Hass überzieht, ist eine Falle für uns Christen.“
Er wolle „davor warnen, dass die konservativeren Christinnen und Christen in unserem Land nicht auch in diese Falle laufen“, fuhr er fort. „Es gibt auch politische Kräfte bei uns, die – bisweilen auch im Namen des Glaubens – die Nähe zu Trump suchen, oder seinen Politikstil imitieren wollen. Aber nein, wir Christen dürfen dem Hass und der Verachtung keinen Raum geben, schon gar nicht im Rahmen unseres Glaubens.“
Oster erklärte: „Die Gefahr im konservativen Katholizismus und in konservativen christlichen Lagern auch politisch nach rechts abzudriften, ist nicht gering. Und die Gefahr, im liberalen Katholizismus und im liberalen Christentum nach links zu gleiten, ohne Grenzen wahrzunehmen, ist ebenso gegeben. Ausländerfeindlichkeit und völkisches Denken sind nach rechts eben solche Grenzen wie es die Verharmlosung von Abtreibung, die Assistenz für Suizid als Geschäftsmodell und einige Auswüchse der Genderpolitik nach links sind. Und wir haben die Polarisierungen längst.“
„Ich hatte den Eindruck, dass die Gedenkfeier für Kirk von einigen der Hauptakteure zu einer pseudo-religiöse Politshow instrumentalisiert wurde“, schloss Oster. „Und im Grunde hoffe ich, dass nun endlich noch mehr Menschen verstanden haben, dass sich Trump hier selbst seine pseudoreligiöse Maske vom Gesicht gezogen hat. Denn jetzt dürften eigentlich die meisten, die sich bemühen, als Christen zu leben, gemerkt haben, dass es ihm tatsächlich nur dann um den Glauben geht, wenn er ihn für sich selbst benutzen kann.“
Die kämpferische Rhetorik von Trump war ein wichtiger Grund, warum er im Jahr 2016 erstmals Präsident der Vereinigten Staaten wurde. Viele konservative Wähler hatten in Wahlkämpfen von zahllosen anderen Politikern verhaltenere Reden gehört. Nach der Wahl war von konservativen Positionen häufig nur noch wenig übrig. Trump hingegen hat in vielen Themenbereichen seine konservativen Wähler nicht enttäuscht, sondern diese Positionen auch gegen massiven Mediendruck und regelmäßige gerichtliche Verfahren verteidigt.
Trump wird von vielen Wählern nicht als religiös vorbildhaft angesehen, sondern oft mit dem Perserkönig Kyros II. verglichen, weil dieser als Nicht-Israelit das israelitische Volk aus der babylonischen Gefangenschaft befreite.
