Essener Generalvikar Pfeffer: Kirche soll mehr sein als politische Kommentare

Essener Generalvikar Pfeffer: Kirche soll mehr sein als politische Kommentare

Kirchliche Stellungnahmen zu aktuellen Konflikten oder gesellschaftlichen Debatten dürften nach Ansicht von Essens Generalvikar Klaus Pfeffer nicht den Kernauftrag der Kirche überlagern. „Das kann natürlich nicht alles sein“, sagte er im WDR5-Interview.

Zwar gehöre es für ihn dazu, zu Fragen wie Ukraine, Gaza oder Wehrpflicht Stellung zu nehmen, doch dürfe die kirchliche Stimme nicht auf politische Kommentare reduziert werden. Religion habe nach seinen Worten „immer was mit dem Leben und damit auch mit den aktuellen Fragen zu tun“.

Vor diesem Hintergrund warnte Pfeffer davor, dass sich die Kirche in inneren Debatten verliert und den Anschluss an die Gesellschaft verpasst. „Wir drehen uns um uns selbst und kriegen gar nicht mehr mit, was außerhalb unserer dicken Kirchenmauern passiert“, sagte Pfeffer. Das sei „natürlich fatal“.

Im Gespräch machte der Generalvikar zwei Gründe für den Rückgang kirchlicher Bindung aus. Zum einen sei die Zahl der Menschen größer geworden, „für die Religion und der Glaube an Gott schon mal keine Relevanz mehr hat“. Zum anderen habe die Kirche den Kontakt nach außen verloren, indem man sich „zu sehr mit uns selbst“ beschäftige.

Ende 2024 zählten die protestantische EKD und die katholische Kirche zusammen noch 37,8 Millionen Mitglieder, was einem Anteil von 45,2 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. Diese Marke markiert einen historischen Wendepunkt: Noch im Jahr 2014 lag der Anteil der Kirchenmitglieder bei 57,4 Prozent. Die katholische Kirche verzeichnete dabei erstmals weniger als 20 Millionen Mitglieder (19,8 Millionen).

Der Mitgliederschwund beschleunigte sich in den vergangenen Jahren erheblich. Allein 2024 verloren Protestanten und Katholiken zusammen mehr als eine Million Mitglieder – trotz eines leichten Rückgangs der Austrittszahlen. Aus der katholischen Kirche traten rund 322.000 Menschen aus.

Pfeffer betonte, es gehe zunächst darum, diesen Befund überhaupt wahrzunehmen: „Wenn man sich nur in den eigenen Kreisen bewegt, kriegt man gar nicht mit, dass außerhalb unserer Kreise viele Menschen ganz, ganz andere Fragen und Themen haben, als wir innerhalb unserer Kirchenblase.“

Auf den Vorwurf, die Kirche werde durch politische Stellungnahmen austauschbar wie eine Nichtregierungsorganisation, entgegnete Pfeffer: „Kirche gibt ja keine beliebigen Stellungnahmen ab, sondern sie nimmt einfach teil an den Debatten, die wir im Moment auch in der Gesellschaft haben und die auch Gläubige umtreibt und die Nichtgläubige umtreibt.“

Für das Ruhrbistum hob er die Bedeutung des Dialogs hervor: „Uns ist erstmal wichtig, dass wir überhaupt im Dialog bleiben auch mit den Menschen, die jetzt nicht mehr so in unseren kirchlichen Zirkeln unterwegs sind.“

Der Generalvikar nannte dabei konkrete Formen: „Indem wir schlicht und ergreifend auch in unseren Gemeinden und Ortsteilen, wo wir präsent sind, den Dialog mit der Welt um uns herumsuchen und Kontakt suchen in Kooperationen, uns engagieren in sozialen, karitativen Fragen und uns nicht nur auf den Kirchturm zurückziehen.“

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