Bischof Georg Bätzing hat zum Abschluss der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) als Vorsitzender seinen Bericht vorgestellt. Darin hieß es, er wende sich „in aller Klarheit gegen die Unterstellung, wir würden in Deutschland bischöflichen Ungehorsam gegenüber Rom praktizieren oder uns auf einen Konfrontationskurs zu Rom zu begeben“.
Der DBK-Vorsitzende ging damit auf die jüngsten Aussagen von Papst Leo XIV. ein, der gesagt hatte: „In Nordeuropa veröffentlichen sie bereits Rituale zur Segnung von ‚Menschen, die einander lieben‘, so drücken sie es aus, was ausdrücklich gegen das Dokument verstößt, das Papst Franziskus gebilligt hat, Fiducia supplicans, das im Grunde genommen besagt, dass wir natürlich alle Menschen segnen können, aber es sucht nicht nach einer Möglichkeit, eine Art Segnung zu ritualisieren, weil das nicht der Lehre der Kirche entspricht.“
Bätzing hielt demgegenüber fest: „Aus den Aussagen von Papst Leo XIV. zu Fiducia supplicans den Sachverhalt eines ‚bischöflichen Ungehorsams‘ seitens der deutschen Bischöfe konstruieren zu wollen, ist schlichtweg absurd.“
„Die Kritik, die der Papst im Interview anklingen lässt, richtet sich gegen die Veröffentlichung liturgischer Formulare für formelle Segensrituale“, so Bätzing. „Genau dies haben die deutschen Bischöfe bewusst nicht getan.“
„Bei der in Deutschland erstellten Handreichung Segen gibt der Liebe Kraft handelt es sich um eine in Rücksprache mit dem römischen Dikasterium für die Glaubenslehre erstellte pastorale Konkretisierung von Fiducia supplicans mit Blick auf die Situation in Deutschland“, betonte der DBK-Vorsitzende. Auf Nachfrage von CNA Deutsch, wie sie diese „Rücksprache“ gestaltet habe, gab der Pressesprecher der DBK zu Protokoll, man äußere sich grundsätzlich nicht zu derartigen internen Dingen.
Bätzing lenkte die Aufmerksamkeit auf die Ablehnung von Fiducia supplicans. Das Dokument des Glaubens-Dikasteriums war Ende 2023 mit Gutheißung von Papst Franziskus veröffentlicht worden und erlaubte unter bestimmten Umständen „Segnungen von Paaren in irregulären Situationen und gleichgeschlechtlichen Paaren“, nachdem dasselbe Dikasterium zwei Jahre zuvor, ebenfalls mit Gutheißung von Papst Franziskus, noch betont hatte, die Kirche habe keine Vollmacht, solche Segnungen zu spenden.
Mit Blick auf die Ablehnung von Fiducia supplicans, etwa durch die afrikanischen Bischöfe und viele andere Bischöfe in aller Welt, sagte Bätzing: „Was ist das denn? Ist das Gehorsam?“ Als nach der Erklärung im Jahr 2021 viele Priester in Deutschland die ausdrücklich als nicht möglich charakterisierte Segnung homosexueller Verbindungen vornahmen, wurde kein einziger dieser Priester öffentlich zur Rechenschaft gezogen, obwohl klare Fälle von Ungehorsam vorlagen.
Bätzing und andere Bischöfe stellen zudem seit Jahren das Thema Frauenordination in den Raum, ohne von Gehorsam zu sprechen, obwohl Papst Johannes Paul II. Schon 1994 verbindlich erklärt hatte, „daß die Kirche keinerlei Vollmacht hat, Frauen die Priesterweihe zu spenden, und daß sich alle Gläubigen der Kirche endgültig an diese Entscheidung zu halten haben“.
Erklärung zum Krieg im Heiligen Land
Zum Krieg im Heiligen Land haben die deutschen Bischöfe am Ende der Herbst-Vollversammlung eine Erklärung mit dem Titel „Die Gewalt muss sofort enden! Friede für Israel und Palästina!“ veröffentlicht. Im Bericht von Bischof Bätzing hieß es dazu zusammenfassend: „Dass Israel sich der Gefahr, die von der Hamas ausgeht, zu entledigen sucht, ist zweifellos legitim. Das Selbstverteidigungsrecht des Staates Israel steht außer Frage. Jedoch hat der Krieg Israels gegen die Hamas im Verlauf von zwei Jahren zu einer nicht hinnehmbaren humanitären Katastrophe geführt, die erhebliche Fragen zur Beachtung wesentlicher Normen des humanitären Völkerrechts aufwirft.“
„Zwei Millionen Menschen sind akut von Hunger bedroht, auch weil Israel den freien Zugang zu Lebensmitteln, Medikamenten und anderen lebenswichtigen Gütern und Dienstleistungen weitgehend blockiert“, konstatierte der DBK-Vorsitzende. „Die momentan stattfindende Militäraktion gegen Gaza-Stadt geht mit der Vertreibung von einer Million Menschen einher, für die es nirgends Platz für ein würdiges Leben gibt. Vor diesem Hintergrund rufen die deutschen Bischöfe gemeinsam mit Papst Leo XIV. zu einem sofortigen Ende der militärischen Auseinandersetzungen im Heiligen Land, selbstverständlich auch zur Freilassung der Geiseln, auf.“
