Heute gedenkt die katholische Kirche neben den Erzengeln Gabriel und Raphael auch des Erzengels Michael. Er verkörpert eine der machtvollsten Gestalten der christlichen Überlieferung und steht seit über einem Jahrtausend als geistlicher Beschützer Deutschlands.
Sein hebräischer Name bedeutet „Wer ist wie Gott?“ – eine rhetorische Frage, die seine unerschütterliche Treue zum Allmächtigen und seinen Kampf gegen alle gottfeindlichen Mächte ausdrückt. Als Anführer der himmlischen Heerscharen kämpft er gegen Satan und die gefallenen Engel – Sinnbild für den Kampf zwischen Gut und Böse.
In der Heiligen Schrift erscheint Michael sowohl im Alten als auch im Neuen Testament. Das Buch Daniel bezeichnet ihn als „einen der ersten unter den Fürsten“ sowie als den „großen Fürsten, der für die Söhne deines Volkes eintritt“.
Sein Sieg über den Drachen wird in der Offenbarung des Johannes geschildert: „Da entbrannte im Himmel ein Kampf; Michael und seine Engel erhoben sich, um mit dem Drachen zu kämpfen. Der Drache und seine Engel kämpften, aber sie hielten nicht stand und verloren ihren Platz im Himmel“ (Offb 12,7–8).
In der christlichen Tradition übernimmt der Erzengel vier wesentliche Rollen: Er ist der Bezwinger Satans und der gefallenen Engel, der christliche Todesengel, der den Sterbenden in ihrer letzten Stunde beisteht, der Seelenwäger am Tag des Jüngsten Gerichts und der Beschützer der Kirche.
Deutschlands himmlischer Schutzpatron
Michael wurde nach der siegreichen Schlacht auf dem Lechfeld am 10. August 955 zum Schutzpatron des Ostfrankenreichs und später Deutschlands erklärt. König Otto I. führte seine deutschen Stämme unter dem Banner des heiligen Erzengels Michael gegen die Magyaren und errang einen entscheidenden Sieg, der jahrzehntelange Plünderzüge beendete.
Er ritt unter dem Reichsbanner, das den Erzengel Michael im Kampf gegen den Drachen zeigte. Dieser historische Triumph führte dazu, dass Otto das Heilige Römische Reich unter den Schutz des Erzengels Michael stellte und ihn zum Schutzpatron seiner deutschen Länder erklärte.
Die Schlacht auf dem Lechfeld war ein Wendepunkt der deutschen Geschichte. Die noch nicht christianisierten ungarischen Reiterkrieger hatten seit 899 mit ihren Beutezügen weite Teile Mitteleuropas verheert. Ottos strategischer Sieg bei Augsburg beendete nicht nur diese Bedrohung, sondern verhalf ihm auch zum römischen Kaisertitel.