„Habt keine Angst, eure durch Barmherzigkeit geheilten Wunden zu zeigen“, ermunterte Papst Leo XIV. am Ende der Generalaudienz am Mittwochvormittag die auf dem Petersplatz versammelten Gläubigen.
„Scheut euch nicht, euch denen zu nähern, die in Angst oder Schuldgefühlen gefangen sind“, fuhr der Pontifex fort. „Möge der Atem des Heiligen Geistes auch uns zu Zeugen dieses Friedens und dieser Liebe machen, die stärker sind als jede Niederlage.“
Leo sprach bei der Generalaudienz über die Auferstehung Jesu Christi und sagte, sie sei „ein wunderbares Zeugnis dafür, wie Liebe nach einer großen Niederlage wieder aufleben kann, um ihren unaufhaltsamen Weg fortzusetzen“.
„Wenn wir nach einem von anderen verursachten Trauma wieder aufstehen, ist die erste Reaktion oft Wut, der Wunsch, jemanden für das, was wir erlitten haben, bezahlen zu lassen“, so der Papst. „Der Auferstandene reagiert nicht so. Als er aus der Unterwelt des Todes hervorkommt, rächt sich Jesus nicht. Er kehrt nicht mit Gesten der Macht zurück, sondern manifestiert mit Sanftmut die Freude einer Liebe, die größer ist als jede Wunde und stärker als jeder Verrat.“
Christus habe nach seiner Auferstehung „kein Bedürfnis“ verspürt, „seine eigene Überlegenheit zu bekräftigen oder zu betonen. Er erscheint seinen Freunden – den Jüngern – und tut dies mit äußerster Diskretion, ohne ihre Akzeptanzfähigkeit zu überfordern. Sein einziger Wunsch ist es, wieder mit ihnen in Gemeinschaft zu treten und ihnen zu helfen, ihr Schuldgefühl zu überwinden.“
Tatsächlich habe Christus seinen Jüngern seine Wundmale gezeigt, was bedeute: „Jesus ist nun vollständig mit allem versöhnt, was er erlitten hat. Es gibt keinen Schatten von Groll. Die Wunden dienen nicht dazu, Vorwürfe zu machen, sondern eine Liebe zu bestätigen, die stärker ist als jede Untreue. Sie sind der Beweis dafür, dass Gott selbst in dem Moment unseres Versagens nicht zurückgewichen ist. Er hat uns nicht aufgegeben.“
Während die Menschen es mitunter vorziehen, „unsere Bemühungen um Vergebung zu verbergen, um nicht verletzlich zu wirken und nicht erneut zu leiden“, gelte dies nicht für Christus. Denn er habe „seine Wunden als Garantie für Vergebung“ angeboten. „Und er zeigt, dass die Auferstehung nicht die Auslöschung der Vergangenheit ist, sondern ihre Verwandlung in eine Hoffnung auf Barmherzigkeit“, sagte Papst Leo.
