Vom Kosmetiklabor ins Kloster: Marie-Agnès Berger OCist hat einen ungewöhnlichen Lebensweg hinter sich. Die 49-jährige Pariserin war vier Jahre lang in der Kosmetikforschung tätig, bevor sie sich für ein Leben im Kloster entschied.
Heute ist sie Äbtissin der Zisterzienserinnenabtei La Maigrauge in Fribourg, des ältesten Frauenklosters der Stadt. In einem Interview mit kath.ch blickte sie auf ihre Bekehrungsgeschichte zurück und sprach über ihre neue Aufgabe.
„Ich war als Projektleiterin in einem kleinen Unternehmen tätig, das Spa-Produkte herstellt. Das waren Gesichtscremen, Cremen für den Körper, Massageöle. Vom Marketingkonzept bis zur Herstellung eines Produkts konnte ich den gesamten Prozess begleiten“, erzählte sie.
„Wenn man zu Beginn die Rohstoffe sieht, die wirklich nicht schön sind, und dann ein Produkt herstellt, das gut riecht und schön anzusehen ist“, so die Marie-Agnès.
Dennoch sei sie nicht „total begeistert“ gewesen, vielmehr habe sie sich oft gefragt, warum „Gott mich dahin geschickt hat. Ich hätte doch besser Philosophie und Theologie studiert statt Chemie.“
In der Rückschau erkannte sie, dass diese berufliche Erfahrung eine unerwartete Vorbereitung auf das Klosterleben war. „Das Labor war ein ausschliesslich weibliches Umfeld. Nur Frauen haben dort gearbeitet. Das war also auch eine Vorbereitung auf das Leben in einer Frauengemeinschaft.“
Ihre Suche habe sich gewandelt: „Früher, im Labor, suchte ich irdische Schönheit, heute suche ich die Schönheit Gottes.“
Ihr Alltag in Paris war geprägt von beruflichem Engagement und kirchlichem Leben. Sie pendelte täglich in die Vororte, ging abends ins Theater oder ins Restaurant und engagierte sich in der Jugendarbeit der Pfarrei.
Trotzdem sei Gott ein fester Bestandteil geblieben: „Ich fand jeden Tag Zeit, um in eine Kirche zu gehen. Ich betete morgens in der Pfarrkirche oder besuchte abends, bevor ich ausging, die Messe.“
Doch irgendwann habe sie gespürt, dass dies nicht mehr genügte. „Ich war glücklich in meinem Leben. Aber ich wusste, ich würde im Kloster noch glücklicher sein. Es war keine Flucht, ich wollte mich nicht vor etwas verstecken“, so die Äbtissin.
Die entscheidende Wendung brachte ein Klosteraufenthalt in der Normandie: „Ich entschied mich, eine Woche in der Abtei Notre Dame du Pré de Valmont zu verbringen, um mich auszuruhen und mehr Zeit mit Gott zu haben. Am Ende dieser Woche sagte ich mir: ‚Der Herr erwartet mich dort.‘“ 2006 trat sie in diese Benediktinerinnenabtei ein. Nach deren Schließung im Jahr 2020 wechselte sie nach Fribourg und wurde Zisterzienserin.
Seit März dieses Jahres trägt sie als 55. Äbtissin Verantwortung für die Gemeinschaft von elf Schwestern. „Es ist beeindruckend. Gleichzeitig sage ich mir, dass es der Herr ist, der uns leitet, der Heilige Geist. Tatsächlich bleibe ich Schwester mit meinen Schwestern, auch als Äbtissin.“
Die größte Herausforderung sei es, die Einheit zu wahren und den Dialog offen zu halten. Dabei berufe sie sich auf die Regel Benedikts, die bis heute Grundlage des Ordenslebens ist.
Mit Blick auf die Zukunft zeigte sich die Ordensfrau gelassen: „Ein Kloster darf nicht darauf aus sein, neue Mitglieder zu finden. Die Schwestern eines Klosters müssen ihre Berufung leben. Und so können wir – ohne es zu wollen – junge Menschen anziehen.“
Angst vor einer erneuten Schließung habe sie nicht: „Gott will von uns, dass wir in der Gegenwart leben. Ausserdem versuche ich, mich an die Devise unseres Klosters zu halten: ‚Dominus providebit‘ – Gott sorgt vor.“
