Der Mensch ist „nicht für den Mangel“ geschaffen, „sondern für die Fülle“, wie Papst Leo XIV. bei der Generalaudienz am Mittwochvormittag auf dem Petersplatz betonte. „Dieses tiefe Verlangen unseres Herzens kann nicht mit Ansehen, Macht, oder Besitz gestillt werden.“
„Unser Leben ist geprägt von unzähligen Ereignissen voller Nuancen und Erfahrungen verschiedenster Art“, holte der Pontifex aus. „Manchmal sind wir froh, dann wieder traurig, manchmal sind wir zufrieden, dann wieder gestresst, manchmal fühlen wir uns angespornt, ein anderes Mal demotiviert.“
„Wir führen ein geschäftiges, leistungsorientiertes Leben und erreichen mitunter tatsächlich hohe, prestigeträchtige Ziele“, sagte er. „Andererseits aber befinden wir uns oft auch in einer Art Schwebezustand: wir sind unsicher, hoffen auf Erfolg und Anerkennung, die auf sich warten lassen – ja vielleicht auch nie kommen.“
Der Mensch befinde sich also „in einer paradoxen Situation: Wir möchten glücklich sein, aber es ist schwer, ein dauerhaftes Glück zu leben, in dem es keine Schatten gibt. Wir stoßen an unsere Grenzen und spüren gleichzeitig auch den unbändigen Drang, diese Grenzen zu überwinden. Tief in unserem Inneren haben wir immer das Gefühl, dass uns etwas fehlt.“
Es brauche vor diesem Hintergrund „die Gewissheit, dass es jemanden gibt, der dieses grundlegende Streben unseres Menschseins mitträgt – in der Zuversicht, dass unsere Erwartung nicht enttäuscht oder zunichte gemacht wird. Und diese Gewissheit ist die Hoffnung.“
Die Hoffnung habe indes „nichts mit einem optimistischen Denken zu tun“, stellte der Papst klar. „Oft enttäuscht uns der Optimismus nämlich, macht unsere Erwartungen zunichte, während die Hoffnung verspricht – und das Versprochene auch hält.“
Christus selbst sei „die Garantie dafür, dass wir dieses Ziel erreichen“, sagte Leo. „Er ist die Quelle, die unseren Durst stillt: den unendlichen Durst nach Fülle, den der Heilige Geist in unsere Herzen gießt. Die Auferstehung Christi ist nämlich nicht einfach nur ein Ereignis der Menschheitsgeschichte – sie ist das Ereignis, das sie von innen heraus verwandelt hat.“
Letztlich gelte: „Nur der gestorbene und auferstandene Jesus gibt eine Antwort auf die tiefsten Fragen unseres Herzens: Gibt es wirklich ein Ziel für uns? Hat unser Dasein einen Sinn? Und wie kann das Leiden so vieler Unschuldiger gesühnt werden?“
Ohne die Liebe Jesu Christi „würde die Reise des Lebens zu einem ziellosen Umherirren werden, zu einem tragischen Irrtum mit einem verfehlten Ziel“, betonte Papst Leo. „Wir sind zerbrechliche Geschöpfe. Der Irrtum ist Teil unseres Menschseins – die Wunde der Sünde, die uns zu Fall bringt, uns aufgeben, verzweifeln lässt. Auferstehen hingegen bedeutet, sich wieder aufzurichten, wieder aufzustehen. Der Auferstandene garantiert uns das Ankommen, er führt uns nach Hause, wo wir erwartet, geliebt und gerettet werden.“
„Sich mit ihm an unserer Seite auf den Weg zu machen heißt erfahren, dass wir trotz allem getragen, gestärkt und getröstet werden in den Prüfungen und Mühen, die unsere Geschichte wie schwere Steine zu blockieren, aus der Bahn zu werfen drohen“, schloss der Pontifex seine Katechese.