Vatikan bestätigt: Josef Grünwidl wird neuer Erzbischof von Wien

Vatikan bestätigt: Josef Grünwidl wird neuer Erzbischof von Wien

Der bisherige Apostolische Administrator Josef Grünwidl wird neuer Erzbischof von Wien, wie der Vatikan am Freitagmittag bestätigte. Die bevorstehende Ernennung war bereits in den Tagen zuvor durchgesickert.

Grünwidl folgt auf Kardinal Christoph Schönborn OP, der Anfang 2025 anlässlich seines 80. Geburtstags nach rund 30 Jahren zurückgetreten war.

Grünwidl war laut ORF ein „Mitglied der kritischen ‚Pfarrerinitiative‘“, die sich in einem „Aufruf zum Ungehorsam“ ausdrücklich „für die Zulassung von Frauen und Verheirateten zum Priesteramt“ aussprach. Auch die Zeitung „Der Standard“ schrieb am Donnerstag: „Grünwidl war früher Mitglied der kritischen ‚Pfarrerinitiative‘ und ist offen für Reformen.“ Auf der offiziellen Mitgliederliste der Initiative wird Grünwidl derzeit nicht geführt, wurde aber für eine Fernsehsendung noch im Jahr 2023 als deren „Unterstützer“ vorgestellt.

Zu Beginn seiner Zeit als Apostolischer Administrator der Erzdiözese Wien im Januar hatte sich Grünwidl zu seiner einstigen Mitgliedschaft bei der „Pfarrer-Initiative“ geäußert. Er sei dort ausgetreten, so Kathpress, „weil er zum einen den Eindruck hatte, dass Papst Franziskus diese Initiative mit seinen Vorschlägen und Ideen ‚sowieso rechts überholt‘ habe. Zum anderen habe für ihn das von der Pfarrerinitiative auf ihre Fahnen geheftete Stichwort Ungehorsam nicht mehr gepasst. Ihm sei ‚kritischer Gehorsam‘ wichtig, ‚ein offenes gegen den Bischof kann ich mir in der Kirche nicht vorstellen‘.“

In einer ersten Reaktion nach der offiziellen Bekanntgabe der Ernennung sagte Grünwidl am Freitag: „Dass die Ernennung eines neuen Bischofs so lange gedauert hat, hat auch ein bisschen mit mir zu tun. Ich habe nach einigem Zögern jetzt aus ganzem Herzen ‚Ja‘ zu dieser Aufgabe gesagt. Dazu hat mir eine Erkenntnis geholfen, die in den letzten Monaten in mir gereift und stärker geworden ist: Gott braucht mich nicht perfekt, sondern er will mich verfügbar.“

„Im Vertrauen auf so viele, die mich im Gebet unterstützen und im Vertrauen auf Gottes Hilfe, der mich stützen und führen und stärken wird, nehme ich gerne diese Aufgabe an“, fuhr er fort. „Ich freue mich darauf und auf die Begegnung mit vielen Menschen – die schon zu uns in der Kirche gehören oder auf der Suche sind –, denen ich vielleicht eine Hilfe sein kann für ihren Lebensweg.“

Nach der Matura und dem Studium wurde der heute 62-jährige Grünwidl 1988 im Wiener Stephansdom zum Priester geweiht. In den ersten Jahren seines priesterlichen Lebens war er Kaplan, Kurat und schließlich Diözesanjugendseelsorger. Von 1995 bis 1998 war er Sekretär von Schönborn, der damals gerade sein Amt angetreten hatte.

Von 1998 bis 2014 war Grünwidl Pfarrer in Kirchberg am Wechsel, danach bis 2023 Pfarrmoderator in Perchtoldsdorf. Schönborn ernannte ihn dann zum Bischofsvikar für das Vikariat Süd. Papst Franziskus machte ihn Anfang 2025 schließlich zum Apostolischen Administrator von Wien.

Der neue Erzbischof von Wien zeige sich „offen für Reformen“, so der ORF am Donnerstag. „Er betonte erst kürzlich, der Zölibat sei für ihn persönlich eine bewusst gewählte Lebensform, aber ‚keine Glaubensfrage‘ und sollte daher für Priester nicht zwingend vorausgesetzt werden.“

„Beim Thema Frauen in der Kirche ortete er ‚dringenden Klärungsbedarf‘“, hieß es weiter. „Das Frauendiakonat sollte weiter diskutiert werden, auch eine Aufnahme von Frauen ins Kardinalskollegium wäre für Grünwidl denkbar. Als Administrator nahm er drei Frauen ins diözesane Leitungsteam auf.“

Zuletzt aktualisiert am 17. Oktober 2025 um 12:08 Uhr (ergänzt um erste Reaktion von Grünwidl).

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